Forschen im MINT-Lkw: die Schüler Stella Hauser (links), Sarah Waldeck und Alexander Barra. Foto: Weber-Obrock Quelle: Unbekannt

Von Petra Weber-Obrock

Noch bis einschließlich Dienstag steht der Lkw des Projekts „Discover Industry“ unübersehbar auf dem Esslinger Marktplatz. Auf zwei Etagen bietet er jungen Leuten jede Menge Mitmachstationen an, die den hochmodernen Herstellungsprozess von Produkten in der Industrie veranschaulichen und sie für Ingenieurberufe begeistern sollen. Selber machen ist dabei die Devise. Der MINT-Truck gehört zum umfassenden Berufsorientierungsprogramm „Coaching4Future“, das von der Baden-Württemberg-Stiftung, der Bundesagentur für Arbeit und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall organisiert wird.

MINT steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Mit dem Projekt wird gezielt Nachwuchsförderung betrieben, die den Wissenschafts- und Hightechstandort Baden-Württemberg auf Dauer nachhaltig stärken soll. Der Truck ist zum ersten Mal in Esslingen. Eingeladen worden war er vom Das Mörike-Gymnasium hatte das Gefährt angefordert und war gestern mit seinen Klassenstufen acht und zehn da.

Auf die Schüler der Klasse 8 a warten im Erdgeschoss des Trucks fünf Stationen, die hochmoderne industrielle Herstellungsprozesse anschaulich darstellen. Eine Gruppe hat sichtlich Spaß daran, gegenseitig ihre Konterfeis mit einem 3D-Scanner digital abzubilden, daneben werden in einem Windkanal Prototypen eines Produkts getestet. Höhepunkt aber ist ein echter Industrieroboter, der sich mit Hilfe eines Koordinatensystems programmieren lässt. „Das macht richtig Spaß“, sagt Louis. Etwas später schauen Stella und Sarah zu, wie Alexander den Roboter lenkt. „Hier darf man Sachen ausprobieren, die man vorher noch nie gemacht hat“, fasst Stella zusammen. Und Sarah schließt nicht aus, dass sie tatsächlich durchs Ausprobieren mehr Lust auf Mathe und Physik kriegen könnte.

Mädchen sind oft rationaler

Diplomingenieur Nikolaus Bauer und Physikerin Katinka Ballmann moderieren gemeinsam die Einführung und beantworten Fragen der Schüler. „Den Jüngeren vermitteln wir, wie sich Naturwissenschaften im Alltag praktisch umsetzen lassen“, erklärt Bauer. Bei den Älteren stehe die Information über die vielfältigen Studiengänge und Berufsbilder in den Ingenieurwissenschaften im Vordergrund. Seine Kollegin Katinka Bellmann freut sich besonders, dass sich die Mädchen von ihren männlichen Klassenkameraden nicht die Schau stehlen lassen. „In reinen Mädchengruppen wird oft rationaler gearbeitet, bei den Jungen eher draufgängerischer“, sagt sie.

Schulleiterin Gerda Eller hat auch die Chance genutzt, den Bus anzuschauen. „Die beiden jungen Coaches sind ideale Vorbilder“, urteilt sie und freut sich über die Experimentierbereitschaft ihrer Schüler. Solche Möglichkeiten könnten ihnen in der Schule nicht geboten werden. „Ingenieurberufe bieten unglaublich viele reizvolle Berufsperspektiven und gute Karrieremöglichkeiten, sowohl national als auch international“, sagt auch die Ansprechpartnerin Melanie Barchet vom Mörike-Gymnasium. Im neuen Bildungsplan sei die Berufsorientierung in allen Fächern gezielt verankert, was den Schülern mehr Sicherheit bei der Berufswahl vermitteln soll.

Ziel des MINT-Trucks ist es auch, allen Schülern Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten zu vermitteln sowie einengende Rollenklischees zwischen Jungen und Mädchen aufzubrechen. „Ab nächstem Jahr wird es bei uns eine MINT-AG geben, in der Jungen und Mädchen getrennt arbeiten“, berichtet Barchet. Reine Mädchengruppen kämen bei naturwissenschaftlichen Fragestellungen oft auf andere, aber nicht weniger effektive Lösungsstrategien als Jungs.

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