Zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen schmieren in der Vesperkirche Brote. Foto: Seitter - Seitter

Von Dagmar Weinberg

Obwohl die Wirtschaft in der Region brummt, geht die soziale Schere immer weiter auseinander. Das merkt der evangelische Dekan Bernd Weißenborn ebenso wie Stefan Möhler, Leitender Pfarrer der Katholischen Gesamtkirchengemeinde, und Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands Esslingen. Dagegen setzen die Kirchen und ihre Verbände eine Botschaft: „Wir wollen den Zusammenhalt stärken und uns nicht auseinander dividieren lassen“, sagte Bernd Weißenborn. Gemeinsam mit den anderen Akteuren stellte er gestern das Programm der neunten Esslinger Vesperkirche vor, die am 12. März eröffnet wird.

Aus den vergangenen Jahren weiß er, „dass in der Frauenkirche ein besonderes Miteinander der unterschiedlichen sozialen und gesellschaftlichen Milieus möglich ist“. Mit der Vesperkirche, in der bis zum 2. April täglich der Tisch gedeckt wird, möchte man auch die Gesellschaft für das Thema Armut sensibilisieren. „Wir wollen deutlich machen, dass es auch in unserer Stadt nicht allen gut geht, und durch dieses Angebot ein Stück Unruhe in den Alltag bringen.“

Dass die „Schere zwischen Arm und Reich in Esslingen leider nicht kleiner wird“, stellt auch Stefan Möhler fest. Das diakonische Engagement gehöre für die christlichen Kirchen zu den „Hauptaufträgen“. Es tue gut, dass die Vesperkirche als ökumenisches Projekt angelegt ist. Denn dadurch zeige sich jedes Jahr aufs neue, „dass die Konfessionsgrenzen im Alltag keine Rolle spielen“.

„Ein Ort der Wärme“

Wie prekär für viele Menschen in der Stadt und im Kreis Esslingen inzwischen die Lage ist, erleben auch Eberhard Haußmann und seine Kollegen Tag für Tag. „Vor allem der Wohnraum ist für viele nicht mehr bezahlbar“, sagte der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands. „Deshalb muss bei den Regelsätzen nachgebessert werden.“ In der Vesperkirche gehe es aber nicht nur darum, die Gäste aus verschiedenen sozialen Milieus an einen Tisch zu bringen, erläuterte Haußmann: „Sie ist auch ein Ort der Wärme. Denn uns begegnen immer mehr Menschen, deren Geldbeutel zwar gefüllt ist, die aber sehr einsam sind.“

Weil in dem historischen Gotteshaus eine besondere Atmosphäre herrsche, „geben wir die Kirche auch jedes Jahr gerne für das Projekt frei und freuen uns, wenn wieder Leben in der Kirche ist“, sagte Siegfried Bessey, Vorsitzender des Kirchengemeinderats der Evangelischen Stadtkirchengemeinde. Ohne Freiwillige wäre das Projekt, für das die Veranstalter ungefähr 90 000 Euro Spenden benötigen, nicht zu stemmen. „Wir brauchen jeden Tag zwischen 60 und 70 Ehrenamtliche“, sagte Projektleiter Bernd Schwemm.

Neben 230 Einzelpersonen stehen 250 Frauen und Männer auf der Mitarbeiterliste, die zu einer Gruppe gehören. Auszubildende aus Betrieben werden sich ebenso die Schürze umbinden wie Jugendliche aus dem Beruflichen Ausbildungszentrum (BAZ) und Geflüchtete. Dass sich zunehmend Zuflucht Suchende ehrenamtlich engagieren, freut Schwemm. „Wie die Jugendlichen aus dem BAZ bekommen sie dadurch Anerkennung und erleben, dass sie gebraucht werden.“

Kuchenspenden sind willkommen

Warme Mahlzeit: Die 9. Esslinger Vesperkirche wird am Sonntag, 12. März, um 10.30 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Frauenkirche eröffnet. Bis zum 2. April werden täglich zwischen 11.30 und 14.30 Uhr eine warme Mahlzeit sowie Getränke, Kaffee und Kuchen für 1,50 Euro serviert. Unterstützer zahlen den regulären Preis von 6 Euro. Die Vesperkirche ist ein Gemeinschaftsprojekt der Evangelischen Gesamtkirchengemeine Esslingen, der Katholischen Kirche Esslingen, der Evangelisch-methodistischen Kirche Esslingen sowie des Kreisdiakonieverbands im Landkreis und der Caritas Fils-Neckar-Alb.

Kuchenspenden:Dass für die Gäste neben dem warmen Essen leckere, selbst gebackene Kuchen bereit stehen, ist den Organisatoren der Vesperkirche wichtig. Damit alle ein Stück abbekommen, werden rund 1000 Kuchen gebraucht. Wer einen Kuchen spenden möchte, sollte sich mit Projektleiter Bernd Schwemm unter Tel. 0711 / 37 02 209 oder per E-Mail an bernd.schwemm@gmx.de in Verbindung setzen.

Benefizveranstaltungen: Am Freitag, 10. März, startet um 20 Uhr in der Stadtbücherei Rosen’s Slam Salon zugunsten der Vesperkirche. Am Samstag, 18. März, gibt es von 18 Uhr an in der Frauenkirche „Brass for Spass“.

www.vesperkirche-landkreis.esslingen. de