Eine außergewöhnliche Besetzung: Das „Kaleido“- und das „Ardey“-Saxophonquartett geben gemeinsam ein Konzert. Foto: oh Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

Klug ausgewählte Filme für Kinder samt Abstimmung an der „Murmel“-Wand sowie Spiel- und Bastelaktionen - das gibt es seit über 30 Jahren immer freitags bis sonntags im Gonzo-Kinderkino in der Maille. Ab und zu zaubern die Programmmacher noch ein besonderes Bonbon hervor: So auch gestern, als mit Christoph Biemann der Produzent, Autor, Regisseur und Moderator der TV-„Sendung mit der Maus“ zu Gast war. Er verblüffte nicht nur mit spannenden Experimenten, sondern stand auch Rede und Antwort und hatte für jeden kleinen Besucher ein Foto einschließlich Autogramm, garniert mit einem knitzen Zwinkern oder einem freundlichen Lächeln, parat.

Anregungen für junge Forscher

Seit 45 Jahren begeistert „Die Sendung mit der Maus“, eines der erfolgreichsten Kinderprogramme im deutschen Fernsehen, jung und alt. Mit den „Lach- und Sachgeschichten“ wird regelmäßig Wissen ausgesprochen unterhaltsam vermittelt. Staunend verfolgten die kleinen Besucher zuerst auf der Leinwand eine kurze „Maus“-Episode, die anschaulich erklärte, wie viel Arbeit dahinter steckt, wenn man einen Film über Blitzschlag drehen will. Konzentriert erfuhren sie, dass bei so einer Aktion vom Förster über den Pyrotechniker bis zum Kameramann echte Spezialisten am Werk sind, bevor der künstlich erzeugte Blitz effektvoll in den Stamm einschlägt, die Rinde absprengt und mit lautem „Rumms“ in der Erde verschwindet.

Vollends begeistert waren die kleinen Kinogänger dann, als Christoph Biemann die Bühne betrat, der seinen Einstand vor der „Sendung mit der Maus“-Kamera einst mit einer Sachgeschichte zum Thema „Tomatenketchup“ gab. Wie kein zweiter versteht es der 64-Jährige, auch die kompliziertesten Sachverhalte gut verständlich zu erklären. Ob vor der TV-Kamera, in seinen Büchern „Christophs Buch der Entdeckungen“ oder „Christophs Experimente“ oder live auf der Bühne in Esslingen - Biemann vermittelt einleuchtend, dass die Natur eigentlich schon seit Milliarden von Jahren experimentiert. „Irgendwann kam dabei der Mensch heraus“, der, so Biemann, fleißig weiter alles mögliche ausprobierte: Wer sich ein Fell überzieht, bleibt warm. Wer sich zum Jagen verabredet, ist stärker als einer allein. Wer das Feuer entdeckt, hat immer Licht und Wärme parat. „Experimentieren hilft, Lösungen für Probleme zu finden. Experimentieren hilft, Dinge zu entdecken, die das Leben leichter machen. Und Experimentieren hilft, Neues zu entdecken und geniale Erfindungen zu machen“, erklärte Christoph Biemann in seinem zum Markenzeichen gewordenen grünen Pullover.

Das Stück Bernstein, das die alten Griechen einst an ihren Haaren rieben, ersetzte Biemann durch einen Luftballon - und ließ die Kinder die erste Entdeckung von Elektrizität nachvollziehen: Plötzlich lässt der elektrisch aufgeladene Ballon Papierschnipsel hüpfen. Dass Luft Wasser verdrängen kann, demonstrierte er mit Kugel und Schiffchen. Und mit einem vollen Glas Wasser, das er mit einem Blatt Papier abdeckte, erklärte er spielerisch den uns umgebenden Luftdruck: Als er die Konstruktion vorsichtig auf den Kopf stellte, blieb das Wasser im Glas und den Kindern vor lauter Staunen die Spucke weg: „Oh, voll toll.“ Ebenso einleuchtend verdeutlichte er das Prinzip der kommunizierenden Röhren via Schlauch und Schwarztee und zeigte die Funktionsweise eines Fahrradventils mit einer Glasflasche und einem gepellten Ei. Der Knüller war natürlich die Brausepulver-Rakete, die sehr zur Gaudi der Kinder spektakulär gegen die Decke zischte.

Mit seinen spaßigen Experimenten will Christoph Biemann Kinder dazu ermutigen, wachen Auges durch die Welt zu gehen, Fragen zu stellen, nachzudenken und den Dingen so weit wie möglich auf den Grund zu gehen. „Es gibt immer noch Phänomene, die die Wissenschaft heute nicht erklären kann“, zeigte er den Wünschelruteneffekt, der im Kinosaal in der Maille gleich an zwei Stellen bestens funktionierte. Seine Mission hat Christoph Biemann in Esslingen voll erfüllt: Zum Ende der Veranstaltung wollten die allermeisten der Kinder im Publikum später unbedingt selbst einmal Forscher werden.