Die Zeller Truppe vor der Wache in der Mettenhaldenstraße ist für den Einsatz gerüstet. Gesucht werden noch Kolleginnen und Kollegen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Petra Weber-Obrock

„Um uns sind lauter Fisch geschwommen.“ Wenn Hans Deuschle von seinem Besuch im „Sea Life“ in Konstanz erzählt, leuchten seine Augen. Er deutet auf ein Foto, das zwei strahlende Männer in einem rundum blau gestrichenen Raum voller Aquarien zeigt. Im Jahr 2010 fuhr der halbseitig gelähmte 74-jährige im Rollstuhl rund um den Bodensee. Die Tour, bei der er von Pfleger Robert Sehne auf dem Fahrrad begleitet wurde, gehört zu seinen liebsten Erinnerungen und zeigt, dass nach einem Schlaganfall nicht alles zu Ende sein muss. Im Juni planen die beiden eine neue große Fahrt, bei der sie 200 Kilometer des Main-Radwegs in Angriff nehmen wollen. Dieser Wunsch wird vom Projekt „Herzenswünsche“ getragen, wobei die Finanzierung zum Großteil der Förderverein des Geriatrischen Zentrums Esslingen-Kennenburg, Pro Quarto, übernehmen wird.

Von Würzburg nach Bamberg

Hans Deuschle lässt sich nicht unterkriegen. Mit gerade mal 56 Jahren hat ein Schlaganfall seiner Existenz als selbstständiger Fliesenlegermeister in Denkendorf ein Ende bereitet. „Ich hatte zehn Angestellte“, erinnert er sich und hütet seinen Meisterbrief an der Wand seines Wohnzimmers im Betreuten Wohnen der Kennenburg wie einen Augapfel. Obwohl ihn die Lähmung der linken Seite noch immer begleitet, versucht er, so selbstständig wie möglich als Rollstuhlfahrer durchs Leben zu kommen. Mit seiner kleinen Wohnung hat er sich inzwischen arrangiert und sie mit vielen Büchern und mit Pflanzen auf dem Balkon ausstaffiert.

Mobil hält er sich mit Fahrten in die Stadt und ins Lammgartenzentrum, die er allein mit dem Rolli bewältigt. Fit genug für seine Tour auf dem Radweg ist er dadurch allemal. „Wir wollen 200 Kilometer von Würzburg über Schweinfurt nach Bamberg fahren“, erzählt er. Pro Tag sind 30 Kilometer eingeplant, die Hotels sind vorgebucht und barrierefrei, das Gepäck wird transportiert. Besonders freut sich Deuschle auf die Bewegung und auf alles Neue, das ihm am Wegrand begegnen wird. Seinen Handstock nimmt er auf jeden Fall mit auf Tour, denn wenn es wider Erwarten nicht ganz ohne Schwellen abgeht, schafft Deuschle mit Hilfe dieses Utensils notfalls auch mal ein winziges Stück zu Fuß. „Nur keine Treppen.“

Der Pfleger Robert Sehne nimmt sich für die Tour extra Urlaub und wird Hans Deuschle „mit Rad und Tat“ zur Seite stehen. „Er fährt langsam voraus, und wenn etwas kaputt geht, weiß er Rat“, erzählt der Rentner. Gemeinsam haben sie nicht nur die Tour rund um den Bodensee bewältigt, sie sind im Jahr 2013 auch den Tauber-Radweg von Rottenburg nach Wertheim gefahren. Robert Sehne ist für Deuschle ein echter „Fahrrad-Tausendsassa.“ Und der Rentner berichtet: „Er hat sich sogar schon mal mit dem Flugzeug in Venedig absetzen lassen und ist von dort mit dem Fahrrad wieder nach Esslingen zurückgefahren.“

Wie nach jeder großen Tour werden die beiden auch diesmal für alle Bewohner der Kennenburg einen Bildervortrag halten. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. Für den Fall, dass es regnet, was für Rollstuhlfahrer äußerst ungemütlich sein kann, erwägen Deuschle und Sehne, notfalls auch mal auf den Zug umzusteigen. Doch wenn es nicht ganz so dicke kommt, gilt für die beiden: „Da müssen wir durch. Fertig. Amen.“

Herzenswünsche erfüllt

Um die Würde und die Lebensqualität der Bewohner in der „vierten Lebensphase“ zu erhalten, unterstützt der Förderverein Pro Quarto als „Initiative für Altersmedizin und Therapiepatenschaften“ durch Spenden die Erhaltung und Förderung der Mobilität sowie verschiedene Kultur- und Freizeitangebote. Dazu gehört die Ausbildung der ehrenamtlichen Übungsleiter für die „5 Esslinger“, eines Bewegungsprogramms zur Sturzprophylaxe, sowie die allgemeine geriatrische Förderung und das Projekt „Herzenswünsche.“ In dessen Rahmen wurden seit 2010 mehr als 25 Wünsche von Bewohnern des Geriatrischen Zentrums erfüllt.

Der Verein „Pro Quarto“ und die „Herzenswünsche“ helfen, wo Angebote allein durch die Pflegesätze nicht finanzierbar sind. Und sie ermöglichen es Bewohnern, auch in Zeiten der Pflegebedürftigkeit noch Höhepunkte im Leben zu genießen. Kontakt über den Sozialdienst des geriatrischen Zentrum Kennenburg: SKoehler@udfm.de