Die drei Wernau Schwimmmeister Thomas Stiller, Kevin Lorscheter und Thomas Knie haben viel Freude an ihrer Arbeit. Foto: Dietrich - Dietrich

Schwimmmeister - umgangssprachlich Bademeister - sind dringend gesucht, sehr viele Bäderbetriebe klagen über akute Personalprobleme. Spricht man mit drei Wernauer Schwimmmeistern, zeigen sich ganz verschiedene und abenteuerliche Wege in den Beruf.

Von Peter Dietrich

Thomas Knie hat gleich drei Berufsausbildungen: Er ist Flugtriebwerkmechaniker, Bauzeichner und Fachangestellter für Bäderbetriebe. Der 55-Jährige hat zudem zwei Jahre lang als Bestatter gearbeitet. Nun ist er einer der fünf Schwimmmeister in Wernau. Dort hat er vor 13 Jahren seine Ausbildung begonnen. Für seine Tätigkeit hat er sich extra die Haare lang wachsen lassen. Das helfe ihm, mit Jugendlichen im Bad auf einer Ebene zu reden, nicht als Schulmeister, erklärt er. Ihm macht die Tätigkeit Spaß, am Wochenende zu arbeiten, macht ihm nichts aus: „Ich bin nicht verheiratet.“ Saunameister ist Knie auch: „Aber das ist nur ein Zwei-Wochen-Kurs.“ Im Januar macht er vier Wochen Urlaub in Thailand. Er schätzt die Harmonie des Landes außerhalb der Touristenzentren. Ein halbes Jahr hat er dort auch schon auf einer Tauchbasis gearbeitet, drei Jahre lang ist er damals weltweit von Tauchbasis zu Tauchbasis gezogen. „Als Rentner werde ich auch nach Thailand gehen“, ist sich Knie sicher. „Mit 300 Euro komme ich dort soweit wie hier mit 1000 Euro.“

Trotz seines lockeren Auftretens sagt Thomas Knie von sich: „Ich gehöre noch zur alten Erziehung.“ Er geht zu etwas wilden Jugendlichen hin, auch wenn sie ihn da komisch ansehen. Gerne hilft er überforderten Müttern, die versuchen, ihrem Nachwuchs das Schwimmen beizubringen. Dann ersetzt er Schwimmkissen durch Schwimmgürtel, gibt Tipps, lobt und ermutigt - außerhalb eines offiziellen Kurses. Knie nennt einen Grund, warum seinem Beruf der Nachwuchs fehlt: Die Durchfallquote liege bei 60 bis 70 Prozent. „So war es zumindest vor zehn Jahren.“ Verlangt wird nicht nur sportliche Fitness, auch Mathematik und Chemie sind gefragt. Und es gibt Fächer, die sich nicht durch gute Noten an anderer Stelle ausgleichen lassen.

Schwimmmeister Kevin Lorscheter ist 28 Jahre alt. Mit sechs Jahren ging er schon in den Schwimmverein, mag das Wasser, die Arbeit an der frischen Luft und den Kontakt mit Menschen. Er findet den Beruf abwechslungsreich, Seine Ausbildung hat vor zwölf Jahren begonnen und in Wernau und Denkendorf absolviert. Danach war er in einem Hotel in Garmisch-Partenkirchen, im Fildorado und in Reutlingen tätig. „Jedes Bad hat ein anderes Publikum“, sagt er. „Hier sind es viele junge Familien.“ Urlaub werde in Wernau flexibel gehandhabt: „Es geht nur etwa vier Wochen im Jahr nicht, solange Frei- und Hallenbad parallel geöffnet sind.“ Den Mangel an Bademeistern hat er positiv erlebt: „Ich habe nur einmal bei einer Bewerbung eine Absage bekommen.“ Stress gebe es in seinem Beruf nur, wenn man sich diesen selbst mache. Manche Badegäste brauchten am Anfang der Saison Klartext: „Dann wissen die, wie die Spielregeln sind.“ Aus dem Wasser gezogen hat Lorscheter in zwölf Jahren noch keinen.

Zum Team gehören auch Karl-Heinz Schlee als Chef sowie Fabian Krause und Thomas Stiller. Letzterer ist 35 Jahre alt und wusste nach Abitur und Bundeswehr nicht so recht wohin. Er hatte schon einen Platz für ein duales Studium, Elektrotechnik und Karosseriebau. Zwei Wochen vor Beginn der Ausbildung ging er irgendwo im Ländle Schwimmen. „Willst du Bademeister werden?“, fragte dort der Schwimmmeister den guten Schwimmer. Danach zeigte er ihm den Keller, in dem ein Fitnessstudio eingerichtet war.

„Der hat mich damit bestochen.“ Stiller machte bei diesem Schwimmmeister in zwei Bädern seine Ausbildung, wurde nach Wernau weiterempfohlen und fing dort 2005 an.

Zwischendurch wurde ihm der Beruf etwas langweilig, also nahm er an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd ein Studium auf, um danach Sport, Mathematik, Physik und Technik zu lehren. Nach drei Semestern merkte er, dass ihm das viele Sprechen nicht so lag, außerdem brauchte er Geld für ein Rennrad - also kam er auf seine alte Stelle zurück, die gerade frei war. Seit kurzem ist er stellvertretender Betriebsleiter. Vom Lehramtsstudium ist ihm dennoch etwas geblieben: Er unterrichtet nebenher in Bayern angehende Schwimmmeister. Außerdem wird in Wernau überlegt, im nächsten Jahr wieder einen Fachangestellten für Bäderbetriebe auszubilden. Dann wäre Stiller gefragt. „Aber erst muss ich mich in meine neuen Aufgaben einfinden.“