Trotz tropischer Temperaturen spielen sich die Musiker von „Mal Zwischendurch“ leichtfüßig durch ihr Repertoire. Foto: Ambos Quelle: Unbekannt

Von Andrea Ambos

Sieben Spielorte, 23 Veranstaltungen, mehr als 100 Künstler und ein höchst zufriedenes Publikum - das ist die Bilanz des Best-Off-Festivals am Samstagabend. Unter der Leitung von Theaterpädagogin Daniela Urban von der Landesbühne in Esslingen zeigte die junge Künstlerszene der Region, was sie an Schauspiel, Poetry Slam, Musik und Spielfreude zu bieten hat.

Freiheit: Die Freiheit für ein selbstbestimmtes Leben, für ein gleichberechtigtes Miteinander von Frauen und Männern, für die Träume Jugendlicher und die Lebensentwürfe in den unterschiedlichen Kulturen - das war ein zentrales Thema des Phoenix Ensembles, das im Großen Saal des Komma auftrat. Mit ihrem Stück „Lebenswelten Nr. 5“ zeigten die zehn Akteure in unterschiedlichen Sequenzen Alltägliches aus einer Welt, die sich aufgrund ihrer technologischen Errungenschaften zu Beginn des 21. Jahrhunderts gerne sehr fortschrittlich und zivilisiert gibt. Dabei wird aber allzu leicht vergessen, so die Aussage der Truppe, dass Kriege mit Hightech-Waffen auch nur dazu dienen, kulturell hoch entwickelte Städte in Schutt und Asche zu legen und die Bevölkerung ihrer Heimat zu berauben.

Sprachengemisch: Als deutsch-französische Begegnung präsentierten sich ebenfalls im Komma sechs junge deutsche und ebenso viele französische Nachwuchskünstler unter dem Titel „InterCultour - La France meets Deutschland“. In wenigen Tagen entdeckten und entwickelten die zwölf Jugendlichen unter professioneller Anleitung Szenen über Selbstfindung, Freundschaft, Hoffnung und Zweifel. Wie bereits der Titel des szenischen Theaterstücks deutlich machte, wurde hierbei interkulturelle Verschiedenheit als Bereicherung verstanden und in einer übergeordneten Geisteshaltung und mit einem spielerischen Sprachengemisch aus Deutsch, Französisch und Englisch auf einen gemeinsamen Nenner gebracht.

Alltägliches: Welche Mutter kleiner Kinder hätte sich nicht schon einmal mehr als zwei Arme zur Bewältigung alltäglicher Handgriffe wie Kaffeekochen, Saft auspressen und nebenbei Verschüttetes wieder aufzuwischen gewünscht? Protagonistin Tiffany in ihrem rot-weiß-gestreiften T-Shirt musste auf der Bühne der WLB am Blarerplatz aber noch ganz andere Hindernisse meistern. Tiffany bestand genau genommen nur aus diesem gesichtslosen T-Shirt, dem rot-weiß-gestreiften. Darin steckten in gebückter Haltung Carmen und Julia Jung und verliehen der kindgroßen Spielfigur die so dringend benötigten Arme und Beine. So war Tiffany dann in der Lage, die Pfanne zu halten, in der sie gleichzeitig ein Ei verrührte, und nebenbei auch noch „beidfüßig“ den Boden zu wischen. Am Ende stand die Idee eines Frühstücks auf dem Tisch und erheiterte das Publikum.

Einfühlsam: Mit den Mühseligkeiten aber auch den humorvollen Seiten des Lebens befasste sich währenddessen die Poetry-Pop-Gruppe AnKlang auf dem Podium der Württembergischen Landesbühne. Geige und Gitarre wurden dabei vom europäischen Meister im Beatboxen mit dem Künstlernamen Robeat so einfühlsam unterlegt, dass man sich immer wieder vergewissern musste, ob nicht doch noch ein Schlagzeuger oder Bassist irgendwo auf der Bühne versteckt war.

Humorvoll: In der Alten Spinnerei quetschte sich am späten Abend bei tropischen Temperaturen das Publikum bis in die hintersten Fachwerknischen des kleinen Veranstaltungsraums. Die Musiker der Gruppe „Mal Zwischendurch“ sangen und spielten sich leichtfüßig und humorvoll durch zahlreiche Lieder mit nachdenklicher, aber ebenso augenzwinkernder Reflexion erlebter Wirklichkeit.

Eng getaktet: Auch wer sich mühte und abhetzte, schaffte es am Ende nicht, die Distanz zwischen WLB und Komma (und damit den sieben verschiedenen Veranstaltungsorten) zu überwinden und alle Veranstaltungen des Esslinger Best-off-Festivals zu erleben. „Wir mussten die Anfangszeiten eng takten und kamen nicht umhin, dass sich einige Veranstaltungen auch überschnitten“, erklärte Theaterpädagogin Daniela Urban. „Bei solchen Festivals muss eben jeder für sich eine Auswahl treffen, wobei man ja bei den meisten Aufführungen auch verspätet ein- oder früher wieder auschecken konnte“, erklärte die verantwortliche Organisatorin. Weil aus Rücksicht auf die Anwohner das Ende der Veranstaltung von vornherein gegen 23 Uhr festgesetzt worden war, hätte eine Entzerrung der Anfangszeiten die Verschiebung des Festivals in den Nachmittag hinein bedeutet. Daniela Urban zeigte sich jedoch am Ende der Start-Up-Veranstaltung höchst zufrieden: „Trotz der vielen Konkurrenzveranstaltungen war das Festival sehr gut besucht und zeigt uns, dass wir weiter machen können.“