Quelle: Unbekannt

„Das hat doch alles keinen Wert!“ sagte mein Freund Hannes. „Man engagiert sich, man spendet Geld und nichts ändert sich.“ Vielleicht hat er recht. Auch ich bin manchmal mutlos angesichts der Probleme, die mir begegnen. Da stieß ich neulich auf eine Fabel, die mich nachdenklich machte: „Sag mir, was wiegt eine Schneeflocke?“ fragte die Tannenmeise die Wildtaube. „Nicht mehr als ein Nichts“, gab sie zur Antwort. „Dann muss ich dir eine wunderbare Geschichte erzählen“, sagte die Meise. „Ich saß auf dem Ast einer Fichte, dicht am Stamm, als es zu schneien anfing; nicht etwa heftig im Sturmgebraus, nein, wie im Traum, lautlos und ohne Schwere. Da nichts Besseres zu tun war, zählte ich die Schneeflocken, die auf die Zweige und auf die Nadeln des Astes fielen und darauf hängen blieben. Genau dreimillionensiebenhunderteinundvierzigtausendneunhundertzweiundfünfzig waren es. Und als die dreimillionensiebenhunderteinundvierzigtausendneunhundertdreiundfünfzigste Flocke niederfiel, nicht mehr als ein Nichts, brach der Ast ab.“

Damit flog die Meise davon. Die Taube, seit Noahs Zeiten eine Spezialistin in dieser Frage, sagte zu sich nach kurzem Nachdenken: „Vielleicht fehlt nur eines einzelnen Menschen Stimme zum Frieden der Welt.“

Christoph Reusch ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Hohengehren.