Franz Doblers Auftritte haben ihren eigenen Rhythmus. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Die Esslinger Literaturtage 2016 sind längst vorbei, und sie brachten mit rund 4600 Besuchern erneut einen Riesenerfolg. Damit das LesART-Publikum nicht bis zum nächsten Festival im Herbst warten muss, bieten Stadtbücherei und Eßlinger Zeitung, die die Literaturtage mit Unterstützung der Stiftung Kreissparkasse veranstalten, eine Nachlese an. Drei Autoren haben sich angesagt, die zum Besten gehören, was die deutschsprachige Literatur zu bieten hat. „Im November konnten Christoph Ransmayr, Martin Mosebach und Franz Dobler leider nicht nach Esslingen kommen“, erklärt Bücherei-Leiterin Gudrun Fuchs. „Weil wir diese drei Autoren schon lange kennen und schätzen, wollten wir nicht auf sie verzichten und bieten deshalb eine LesART-Nachlese an.“

Den Anfang macht Martin Mosebach, der am Donnerstag, 26. Januar, ab 19.30 Uhr im Kutschersaal der Stadtbücherei (Webergasse 4-6) aus seinem Roman „Mogador“ lesen wird. Moderiert wird der Abend von Martin Mezger, Feuilleton-Chef der Eßlinger Zeitung. „Dieser Roman ist Kriminalfall und Seelenreise zugleich, genaueste Wirklichkeitsbeobachtung und ins Dämonische ausschweifende Phantastik“, erklären die LesARTisten. Mosebach macht seine Leser bekannt mit Patrick Elff, der auf der Karriereleiter seiner Bank schon ziemlich weit gekommen ist. Weil er befürchten muss, dass seine Betrügereien entlarvt werden, sucht er Hilfe bei einem marokkanischen Geschäftsmann, der ihm noch einen Gefallen schuldet. Er flieht nach Mogador, doch auch in der marokkanischen Stadt ist es schwierig, unterzutauchen. Elff begegnet einer ungewöhnlichen Frau und übertritt ein weiteres Mal die eben noch unverrückbar scheinenden Grenzen seines Lebens.

Wiedersehen macht Freude, wenn Christoph Ransmayr am Mittwoch, 1. Februar, ab 20 Uhr im Schauspielhaus der WLB aus seinem Roman „Cox oder Der Lauf der Zeit“ lesen wird. Der Autor erzählt von einem maßlosen chinesischen Kaiser und einem englischen Uhrmacher. Doch im Grunde geht es um Vergänglichkeit und das Geheimnis, dass nur das Erzählen über die Zeit triumphieren kann. Qiánlóng, der mächtige Kaiser von China, lädt den englischen Uhrmacher Alister Cox an seinen Hof ein. Cox soll in der Verbotenen Stadt Uhren bauen, an denen die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Zeiten des Glücks, der Kindheit, der Liebe, der Krankheit und des Sterbens abzulesen sind. Als Qiánlóng, der sich als Herr über die Zeit feiern lässt, eine Uhr zur Messung der Ewigkeit verlangt, weiß der Uhrmacher, dass er den ungeheuerlichen Auftrag nicht erfüllen kann. Weil er sich einem Gott-Kaiser aber nicht verweigern darf, ohne sein Leben zu riskieren, macht er sich dennoch an die Arbeit.

Und schließlich kommt Franz Dobler am Freitag, 3. Februar, zur LesART-Nachlese - ab 20.30 Uhr liest er im Fuenfbisneun (Maille 5-9) aus seinem Roman „Ein Schlag ins Gesicht“. Im Anschluss an die Lesung lädt der Autor zur „Disco-thek International“ in die Kulturkneipe ein. Dobler zählt zu den unkonventionellsten Stimmen in der deutschsprachigen Literaturszene. Seine Texte sind von besonderer Faszination, jeder seiner Auftritte ist ein Ereignis, weil die Lesungen ihren ganz eigenen Rhythmus haben. Tragischer Held seines neuen Romans ist ein gewisser Robert Fallner. Er hat seinen Job als Kriminalhauptkommissar und wohl auch seine Frau verloren. Den dringend nötigen Neubeginn soll ihm sein Bruder bringen, der als Privatermittler arbeitet. Und der hat gleich einen kniffligen Auftrag für Fallner: Er soll den Stalker einer bekannten Schauspielerin stellen, von dem keiner glaubt, dass es ihn gibt ...

Eintrittskarten für die Lesungen mit Martin Mosebach und Christoph Ransmayr (jeweils acht Euro) gibt es ausschließlich bei der Esslinger Stadtbücherei in der Heugasse (Tel. 07 11/ 35 12-29 79). Dort wird auch um Anmeldungen für den Abend mit Franz Dobler (freier Eintritt) gebeten.