Der Vorstand der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen von links: Frank Dierolf, zuständig für das Privatkundengeschäft, Bernd Haußels, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Burkhard Wittmacher, Vorstandsvorsitzender, und Kai Scholze, verantwortlich für das Unternehmenskundengeschäft. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Michael Paproth

Esslingen - Nein, der Vorstand der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen stimmte in der gestrigen Bilanzpressekonferenz nicht ein in das Klagelied all jener Bankmanager und Interessenvertreter, die die extreme Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank verdammen. Was nicht heißen soll, dass das regionale Geldinstitut davon nicht betroffen ist. Allerdings ist es der Bank gelungen, Ertragsrückgänge, die etwa durch das Auslaufen hoch verzinster Anlagen hingenommen werden mussten, durch Wachstum im Kundengeschäft zu kompensieren. So sagte Vorstandschef Burkhard Wittmacher kurz und bündig: „Wir haben uns in einem schwierigen Umfeld gut behauptet.“ Soll heißen: Bilanzsumme, Geschäftsvolumen, Kundeneinlagen und Kreditvolumen sind im abgelaufenen Geschäftsjahr gestiegen. Obgleich sich die Zinsen auf historisch niedrigem Niveau bewegen, konnte die Kreissparkasse dank des deutlichen Wachstums im Kundengeschäft sogar ihren Zinsüberschuss steigern. Der Provisionsüberschuss kletterte durch den Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts ebenfalls nach oben.

Die Kosten im Blick

Zugleich ging der Verwaltungsaufwand zurück, wenn auch nur um 0,2 Prozent auf 138,6 Millionen Euro. Das macht deutlich, dass das Management die Kosten im Blick hat. Der dünnere und einfacher gestaltete Geschäftsbericht gehört ebenso dazu wie der weitere Rückgang der Mitarbeiterzahl. Zum Jahresende beschäftigte die Bank 1516 Frauen und Männer - und damit 35 Menschen oder gut zwei Prozent weniger als im Jahr zuvor. Hier wurde gezielt auf natürliche Fluktuation gesetzt, wobei das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. Technischer Fortschritt und schlankere Prozesse werden die Belegschaft weiter schrumpfen lassen. Wittmacher gab zu verstehen, dass auch in den kommenden Jahren in dieser Größenordnung über natürliche Fluktuation Arbeitsplätze wegfallen werden.

Unter dem Strich wies die Kreissparkasse für 2016 einen Jahresüberschuss von 11,6 Millionen Euro aus nach 12,4 Millionen Euro im Jahr zuvor. Dazu muss man jedoch wissen, dass dem Eigenkapital weitere 67,1 Millionen Euro zugeführt worden sind. Insgesamt verfügt die Bank nun über ein wirtschaftliches Eigenkapital von 876 Millionen Euro. Der Rückgang von 800 000 Euro beim Jahresüberschuss spiegelt demnach nicht die Ertragskraft der Bank wieder, sondern ist Wittmacher zufolge lediglich eine buchhalterische Größe.

Gute Nachrichten mit Blick auf die regionale Wirtschaft hatte Kai Scholze parat. Und er muss es wissen, ist er doch im Vorstand für das Geschäft mit den Unternehmenskunden verantwortlich. Scholze sprach von einer „sehr guten Stimmung“ in den Firmen, die zu einer höheren Investitionsbereitschaft führten. So hat sich die gute Auftragslage der Unternehmen positiv auf das Firmenkreditgeschäft der Kreissparkasse ausgewirkt. Sie vergab 2016 Kredite von 3,29 Milliarden Euro - 12,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Apropos Unternehmen: Die Bank spricht zurzeit mit 30 Unternehmen und institutionellen Anlegern über Verwahrentgelte für deren Einlagen. Das betrifft aber nur die Größenordnung von mehr als fünf Millionen Euro. Für alle anderen 120 000 Kunden sind Negativzinsen kein Thema.

Die Kreissparkasse selbst hat drei Milliarden Euro in verschiedenen Anlageklassen investiert, zwei Drittel davon in Anlagen mit Top-Bonität und entsprechend niedrigerer Rendite. 80 Millionen Euro investierte die Bank in Aktien, aber auch Immobilien und Unternehmensanleihen finden sich im Portfolio. Um Investments in Fremdwährungen und Rohstoffe macht die Kreissparkasse einen Bogen.

geschäftszahlen

Mit einer Bilanzsumme von mehr als 8,3 Milliarden Euro belegte die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen Platz drei unter den 51 baden-württembergischen Sparkassen. Das regionale Geldinstitut überwies für das vergangene Geschäftsjahr 22 Millionen Euro Steuern an Bund, Land, Landkreis und Kommunen. Damit sei die Bank einer der „ganz großen Steuerzahler im Landkreis Esslingen“, erläuterte Vorstandschef Burkhard Wittmacher. Mit knapp 1,7 Millionen Euro förderte das Kreditinstitut unter anderem das ehrenamtliche Engagement der Bevölkerung im Landkreis Esslingen.

Bei den Kundeneinlagen standen Ende vergangenen Jahres 6,7 Milliarden Euro in den Büchern (plus 5,8 Prozent). Auf den Geldmarktkonten wurde ein Zuwachs von 98,7 Millionen Euro verbucht, während klassische Spareinlagen ein Minus von 1,4 Prozent hinnehmen mussten.

Das Kundenkreditvolumen stieg insgesamt um 9,5 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro an. Schwerpunkt der Kredite für Privatkunden war erneut das Baufinanzierungsgeschäft. Die Bank erklärte, durch das niedrige Zinsniveau seien Immobilien nach wie vor sehr gefragt.

Der Zinsüberschuss betrug 167,7 Millionen Euro (2015: 159,8 Millionen). Der Provisionsüberschuss stieg von 47,1 Millionen auf 50,9 Millionen Euro. Die Kreissparkasse führt 310 857 Girokonten, 246 817 Spar- und Termingeldkonten und 13 757 Wertpapierdepots.