Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit die damalige Esslinger Bücherei-Leiterin Sibylle Weit zum ersten Mal gefordert hatte, das Bibliotheksgebäude an der Heugasse zu erweitern. Ihren Vorstoß hat sie damals mit einer weitsichtigen Konzeption und überzeugenden Argumenten unterlegt. Passiert ist seither nichts - nur dass die Bücherei inzwischen zwei Jahrzehnte älter ist und noch viel mehr leisten muss als damals. An freundlichen Worten fehlt es nie, wenn im Rathaus über die Stadtbibliothek geredet wird, konkrete Taten lassen auf sich warten. Das Strohfeuer, das eine Machbarkeitsstudie für Modernisierung und Erweiterung am aktuellen Standort im April 2013 entfacht hatte, ist längst erloschen. Doch die Probleme der Bücherei sind geblieben, und sie sind noch größer geworden. Bildung, Schule, Flüchtlinge, neue Medien, Kulturvermittlung - es reicht nicht, der Bücherei immer neue Anforderungen aufzuerlegen. Man muss ihr dafür auch die nötigen Voraussetzungen bieten.

Mag sein, dass sich Gemeinderat und Verwaltung von den vorzüglichen Bewertungen, die Esslingens Stadtbücherei regelmäßig im bundesweiten Vergleich einfährt, blenden lassen. Doch die Erfolge von heute sind keine Garantie für die Zukunft. Und wer es über Jahre hinweg versäumt, an der Zukunftsfähigkeit seiner Bücherei zu arbeiten, darf sich nicht wundern, wenn der Zug ohne ihn abfährt. Ein Blick nach Ludwigsburg, wo die örtliche Bibliothek mit großem Aufwand erweitert und modernisiert wurde, zeigt, was eine Stadt tun kann, um ihre Bücherei auf der Höhe der Zeit zu halten. Während man anderswo Taten sprechen lässt, hat man sich in Esslingen viel zu lange mit schönen Worten begnügt.