Im Neckar Forum lauschten die Zuhörer gebannt der Trompetenkunst von Reinhold Friedrich. Begleitet wurde er von der Jenaer Philharmonie. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Rainer Kellmayer

„Die Trompete ist ein herrlich Instrument, wenn ein Meister darüber kömmt, der es zu bezwingen mag.“ An diesen Ausspruch von Michael Praetorius aus dem Jahr 1619 erinnerte beim fünften Meisterkonzert die Trompetenkunst Reinhold Friedrichs: Im Neckar Forum lauschten die Zuhörer gebannt dem folkloristisch, teils militärisch angehauchten Trompetenkonzert des 1971 in Paris verstorbenen französischen Komponisten Henri Tomasi - einem virtuosen und überaus farbigen Werk. Getragen von der zuverlässigen Begleitung der Jenaer Philharmonie zeigte Friedrich alles, was in seinem goldglänzenden Instrument steckt: Knatternde Tonketten, weiche Gesangslinien, strahlende Höhenflüge und mannigfache Tonfärbungen durch den Einsatz verschiedener Dämpfer. In der ausgedehnten Kadenz brannte er ein Feuerwerk trompetistischer Kunst ab, um sich im Nocturne geschmeidigem Legatospiel zu widmen. Im Finale ging die Post dann richtig ab: Jazziges Laufwerk, gestochen scharf artikulierte Signale und makellose Spitzentöne rissen das Publikum zu Ovationen hin. Als Zugabe gab es ein zeitgenössisches Stück von Luca Lombardi, in dem Friedrich eindrucksvoll demonstrierte, wie sich eine einfache Melodienfolge durch variierenden Dämpfereinsatz in ihrer Klangsubstanz verändert. Zuvor hatte er für eine Überraschung gesorgt. Hinter dem Vorhang der Seitenbühne spielte Friedrich, zusammen mit der Jenaer Philharmonie, das Trompetensolo in Gustav Mahlers „Blumine“. Ursprünglich hatte Mahler diese schwelgerische Musik als zweiten Satz seiner ersten Sinfonie geschrieben, strich sie jedoch nach der Uraufführung - wohl spürend, dass die romantische Mondscheinserenade in ihrer Trivialität nicht in das sinfonische Gefüge passte. Als Einzelsatz entwickelte die Musik jedoch einigen Reiz. Zur Solotrompete gesellte sich die Oboe, und auch das Horn steuerte, über zarter Begleitung von Streichern und Harfe, solistische Töne bei, sodass sich die Stimmung einer „Liebesepisode“, wie Mahler einmal das Ganze genannt hat, einstellte.

Herzhafter ging es bei der Ouvertüre zu Bedrich Smetanas Oper „Die verkaufte Braut“ zu. Die Streicher meisterten ihre virtuos flirrenden Tonketten achtbar, und unter der stringenden Leitung ihres Chefdirigenten Marc Tardue fand die Jenaer Philharmonie zu opulentem Klang, der sich in einem fulminanten Finale entlud. Mit seiner ersten Sinfonie tat sich Johannes Brahms schwer. Zu sehr stand er unter dem Eindruck der gewaltigen Beethoven-Sinfonien, zu stark war sein Bestreben nach Vollkommenheit. Doch nach einem Kompositionsprozess, der sich über 14 Jahre hinzog, war es im Herbst 1876 geschafft: Die Sinfonie wurde unter der Leitung von Felix Otto Dessoff in Karlsruhe uraufgeführt. Im Neckar Forum hörte man eine Interpretation, die trotz großflächiger Anlage die innere Zerrissenheit des ersten Satzes nicht ganz egalisieren konnte. Zwar gingen die Streicher beherzt zur Sache, doch in der Bläserintonation stand nicht alles zum Besten, so dass ein eher zwiespältiger Eindruck blieb. Im Andante sorgte Marc Tardue für spannungsvolle Linienzeichnung, und nach dem tänzerischen Impetus des dritten Satzes entwickelte die Jenaer Philharmonie das C-Dur-Finale konsequent zum effektheischenden Schluss hin.