Wiesenflächen und Bäume prägen heute das Gebiet am Alexanderbuckel. Die Anwohner wollen, dass es so bleibt.   Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Christian Dörmann

Ein Gutachten folgt dem nächsten: Nachdem die Stadtverwaltung ihr Klimagutachten für das umstrittene Neubaugebiet Greut zwischen Krummenacker und Serach vorgelegt hat, ging es gestern im Ausschuss für Technik und Umwelt  des Esslinger Gemeinderats um Erkenntnisse zu den Themen Durchlüftung, Artenschutz und Verkehr. Unter dem Strich werden die Ergebnisse des Klimagutachtens bestätigt, wonach eine Bebauung des Greut mit maximal 150 Wohnungen grundsätzlich möglich ist. Klimatologische und ökologische Beeinträchtigungen befinden sich demnach im akzeptablen Rahmen.

Mit der gestrigen Vorstellung der Gutachten und Untersuchungen ist noch keine Entscheidung darüber gefallen, ob im Greut gebaut wird oder nicht. Dies stellte Oberbürgermeister Jürgen Zieger gestern im Ausschuss ausdrücklich klar. Im weiteren Verfahren geht es nun um einen Architektenwettbewerb, der prämierte Entwurf ist sodann Grundlage für einen Bebauungsplan-Vorentwurf.

Luftströmung simuliert

Aus Sicht der Verwaltung haben die neuen Gutachten weitere Bausteine dafür geliefert, das umstrittene Gebiet zu beurteilen. So sind mit einem genauen 3D-Modell die bodennahen Luftbewegungen im Bereich des Geiselbachtals und des möglichen Baugebietes berechnet worden. Dabei kommen die Gutachtet zu dem Resultat: Die Simulation hat keine eindeutig gerichtete bodennahe Luftströmung im Gebiet Alexanderstraße/Gollenholzweg ergeben. Zwar räumt Daniel Fluhrer, der Leiter des Stadtplanungs- und Stadtmessungsamtes, ein, dass jede Simulation naturgemäß ihre Grenzen hat. Grundsätzlich aber hält er eine Bebauung des Greut vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse für möglich.

Noch nicht abgeschlossen sind die Untersuchungen über den Artenschutz. Bisher wurden im Greut planungsrelevante Vogelarten wie Grünspecht, Gartenrotschwanz, Star, Wacholderdrossel und in der Nachbarschaft der Steinkauz festgestellt. Bei der Fledermauskartierung, die noch bis Mitte oder Ende August dauern wird, sind die Zwergfledermaus sowie vermutlich auch die Rauhautfledermaus gefunden worden. Vorgeschlagen wird von der Verwaltung, über die Verbesserung vorhandener Streuobstbestände und Nisthilfen für Brutvögel- und Fledermausarten einen Ausgleich zu schaffen. Schützenswerte Käferarten sind in dem Gebiet nicht gefunden worden, allerdings leben dort Zauneidechsen.

Was die Auswirkungen eines Wohngebiets für den Verkehr betreffen, geht Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht bei maximal 150 Wohnungen von einer insgesamt nur geringen Belastung aus. Laut Verkehrsgutachten sind in 24 Stunden etwa 680 zusätzliche Fahrten im Einwohner-, Besucher- und Lieferverkehr zu erwarten. Diese würden sich während des Tages und im Straßennetz aber so verteilen, dass sich nur geringe zusätzliche Belastungen auf den Strecken und an den Knotenpunkten ergeben würden. Die Zunahme des Verkehrs auf den einzelnen Achsen ist aus Sicht der Gutachter gering und liege jeweils unter drei Prozent der gesamten Streckenbelastung: Alexanderstraße plus     200 bis 300 Fahrten innerhalb von 24 Stunden, Barbarossastraße etwa 300 Fahrten und Krummenackerstraße bis zu 350 Fahrten. „Am Knotenpunkt Augustinerstraße/Geiselbachstraße werden die Auswirkungen auf die Wartezeit und die Rückstaulänge in der Spitzenstunde kaum spürbar sein“, behauptet der Erste Bürgermeister Wilfried Wallbrecht. 

Zweifel an den Ergebnissen

Während die Verwaltung immer mehr Anhaltspunkte für ein klimatologisch und ökologisch vertretbares Baugebiet sieht, bezweifeln Anwohner und der Verein „Rettet das Greut“ diese Einschätzung. Sie vertreten den Standunkt, wonach in der heutigen Situation jede noch so kleine klimatische Verschlechterung zu viel ist. Eine Bebauung des Greut, egal welcher Art, lehnen die Bürgerinnen und Bürger deshalb ab und haben dies bereits durch Protestaktionen und Informationsveranstaltungen bekräftigt.