Sozialdezernentin Katharina Kiewel und OB Jürgen Zieger (Zweite und Dritter von links) freuen sich mit der Lebenshilfe über den Baubeginn. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Alle reden von Inklusion, doch den hehren Worten müssen auch Taten folgen - so wie in der Pliensauvorstadt, wo die Lebenshilfe Esslingen eine Wohnanlage für Menschen mit und ohne Behinderung baut. 5,3 Millionen Euro soll das Projekt kosten, im Spätsommer 2018 ist die Einweihung geplant. Gestern fiel mit dem ersten Spatenstich der offizielle Startschuss für dieses Vorhaben, vor dessen Realisierung so manche Hürde aus dem Weg zu räumen war.

53 Wohnplätze bietet die Lebenshilfe Esslingen derzeit in der Flandern- und der Palmstraße an, und der Bedarf ist weiterhin groß. „Als wir vor fünf, sechs Jahren gemerkt haben, dass das Karl-Reiz-Haus in der Mülbergerstraße nicht mehr zu halten ist, weil Brandschutz und Gebäudeunterhaltung zu teuer geworden waren, haben wir einen neuen Standort gesucht“, erzählt Walter Pross, langjähriges Vorstandsmitglied der Lebenshilfe. „Man muss leider sagen, dass wir nicht überall willkommen waren.“ Umso mehr freut er sich, dass mit Unterstützung der Stadt ein Grundstück in der Stuttgarter Straße 45 gefunden wurde, wo gelebtes Miteinander seinen festen Platz finden kann. Auf einem Grundstück von rund 800 Quadratmetern soll in Holz-Massivbauweise ein vierstöckiges Gebäude mit zurückgesetztem Dachgeschoss entstehen. 24 Menschen mit Behinderung werden in der Wohnanlage, die der Esslinger Architekt Jens Könekamp konzipiert hat, Einzimmer-Wohnungen von jeweils etwa 15 Quadratmetern finden. Dazu entstehen fünf Ein- bis Zweizimmer-Appartements für Menschen ohne Behinderung. Im Erdgeschoss wird es einen großen Gemeinschaftsraum geben, der allen Pliensauvorstädtern offen steht. Und auch den Garten hinterm Haus werden sich die künftigen Bewohner der Stuttgarter Straße 45 mit den Bewohnern der dortigen Flüwo-Häuser teilen. 5,3 Millionen Euro kostet das Projekt - Land, Landkreis und die Aktion Mensch beteiligen sich an den Kosten.

Elke Willi, die Geschäftsführerin der Lebenshilfe Esslingen, freut sich auf das Projekt, das sehr gut in den Stadtteil passe: „Dort lässt sich Inklusion auf beispielhafte Weise leben.“ Das sieht auch OB Jürgen Zieger so: „Einer Stadt wie Esslingen steht es gut an, wenn sie Menschen, die Unterstützung brauchen, nicht an den Rand drängt, sondern in die Mitte nimmt. Hier wird gelebte Nachbarschaft möglich.“ Deshalb steuert auch der Landkreis die höchstmögliche Förderung bei, wie Sozialdezernentin Katharina Kiewel betont: „Das Warten auf den Baubeginn hat sich gelohnt. Gutes braucht eben Zeit.“