Sie freuen sich über den Grenzstein: Gretel Wechsler, Vorsitzende des Interessenkreises Heimatstube, Werner Klumpp, zweiter Vorsitzender, der ehemalige Bürgerausschussvorsitzende Alfred Storr und Christoph Binder, Vorsitzender des Fördervereins „Wir vom Berg“ (von links). Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

Ein Grenzstein abseits jeglicher Grenze steht seit Kurzem vor der Heimatstube auf dem Berg: Der Interessenkreis Heimatstube und Freunde hat veranlasst, dass das geschichtsträchtige Exemplar aus dem Jahr 1855 dort platziert wird. Einst markierte der Sandstein die früher bedeutende Grenze zwischen Hegensberg und Liebersbronn - die inzwischen schon lange Makulatur ist.

Dabei verlief an der unteren Pfauenbergsteige, wo der Stein gefunden wurde, einst die Staatsgrenze zwischen dem zur Reichsstadt Esslingen gehörenden Liebersbronn und dem Württembergischen Hegensberg, das zu Oberesslingen gehörte. Erst durch die Eingliederung der Reichsstadt nach Württemberg im Jahr 1802 und durch die Unabhängigkeit von Hegensberg 1844 wurde die Staats- zur Gemeindegrenze. Auch heute ist die ursprüngliche Funktion noch gut auf dem Stein erkennbar: Auf einer Seite sind die Buchstaben HB für Hegensberg eingemeißelt, auf der gegenüberliegenden Seite steht CE für Civitas Esslingensis, und auf dem Kopf des Steines zeigt eine Rille den Grenzverlauf am ursprünglichen Standort. Die an einer dritten Seite markierte Zahl 1855 weise auf das Setzjahr des Steines hin, ist man bei der Heimatstube überzeugt.

Es war reiner Zufall, dass der Interessenkreis von dem Stein erfuhr: Bei einem Referat von Alfred Storr, langjähriger Vorsitzender des Bürgerausschusses auf dem Berg, hatte ein Teilnehmer erwähnt, dass in seinem Garten ein Grenzstein liege. Storr sprach daraufhin mit der Stadtverwaltung: „Denn Grenzsteine darf man nicht einfach versetzen“, erklärt er. In diesem Fall aber war der Sandstein in eine Trockenmauer eingefügt, daher ging man davon aus, dass er sich ohnehin nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz befand. Deshalb sei es möglich gewesen, ihn vor der Heimatstube zu platzieren.

Doch einfach gestaltete sich die Umsetzung nicht. Denn das Denkmalamt hatte mitzureden und verfügte, dass der Stein nicht in Beton gesetzt werden dürfe. Vielmehr musste er - wie früher üblich - zwischen anderen Steinen verkeilt werden. Darum hat sich vor allem Siegfried Besemer, Mitglied im Interessenkreis Heimatstube und Freunde, gekümmert. „Er ist Baufachmann, er weiß, wie man so etwas macht“, sagt Gretel Wechsler, Vorsitzende des Interessenkreises.

Die Kosten für den Umzug des Grenzsteins - insgesamt ungefähr 450 Euro - übernahm der Förderverein „Wir vom Berg“. Das Geld habe man beim Stadtteilfest im Sommer eingenommen, berichtet Christoph Binder, der Vorsitzende des Vereins. Wie jedes Jahr habe man überlegt, für welchen guten Zweck der Erlös des Festes verwendet werden könne - da sei der Grenzstein genau richtig gewesen.