Die in das neue Eingangstor eingelassene Glasscheibe gibt den Blick auf den alten jüdischen Friedhof frei. Foto: Keinath Quelle: Unbekannt

(daw) - Wer einen Blick auf den alten jüdischen Friedhof in der Beutau werfen möchte, musste bisher warten, bis der Verein Denk-Zeichen ihn öffnet. Dank des Lions-Clubs Stuttgart-Airport ist der hinter einer hohen Mauer verborgene Gedenkort nun rund um die Uhr sichtbar. In Anwesenheit des Esslinger Rabbiners Yehuda Pushkin übergab der Lions-Club gestern ein neues Eingangstor, in das eine Glasscheibe eingelassen ist.

„Gemeinsam machen wir Denkmale erlebbar“, fasste Peter Dietl für den Lions-Club Stuttgart-Airport die Motivation seiner Mitglieder zusammen. „Gemeinsam als Verein, gemeinsam mit den beteiligten Handwerksfirmen, die großzügig auf einen Teil der Kosten verzichtet haben, gemeinsam mit der URBA Architektenpartnerschaft, die ehrenamtlich Entwurf, Organisation, Genehmigung und Bauleitung übernommen hat, gemeinsam mit der Stadt Esslingen, die ebenfalls einen Teil der Kosten beigesteuert hat, schließlich auch gemeinsam mit allen Bürgern, die das Projekt mit ihrem Verzehr am Stand der Lions am Denkmaltag unterstützt haben.“ Bei den Firmen Metallbau Heindel und Schreinerei Blessing, die für Ausführung und Details verantwortlich zeichnen, bedankte sich Dietl für die Spende und vor allem auch für die „schöne handwerkliche Arbeit“.

Der Beutaufriedhof sei „nicht nur ein Ort der Erinnerung an jüdisches Leben in der Vergangenheit“, sagte Peter Dietl. „Gerade in seiner heutigen Form ist der Friedhof sowohl mahnende Erinnerung an das Schicksal der Mitbürger jüdischen Glaubens unter den Nationalsozialisten als auch ein Zeichen eines neuen und hoffentlich selbstverständlichen Zusammenlebens.“

Mit Dank an Initiatoren und Spender übernahm Oberbürgermeister Jürgen Zieger das neue Törchen in die Obhut der Stadt. Der 1807 entstandene Friedhof wurde bis 1874 belegt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er verwüstet und als Lagerplatz missbraucht. Heute ist er ein Ort der Stille, nur noch wenige Grabmale erinnern an seine ursprüngliche Nutzung. Der OB erinnerte an die vielfältigen Aktivitäten der jüdischen Gemeinde in Esslingen und die große Spendenbereitschaft in der Bevölkerung, etwa für die Finanzierung der neuen Thorarolle. Anschließend sprach Rabbiner Yehuda Pushkin ein Psalmgebet.

„Das soll nicht unser einziger Beitrag bleiben“, betonte Peter Dietl. „Greifbare, erlebbare Geschichte wird in unserer Gesellschaft immer wertvoller.“ Deshalb sei der Denkmalschutz wichtig. „Es geht uns darum, Zeugnisse lokaler Geschichte zu erhalten und sichtbar zu machen.“ So wird der Lions-Club Stuttgart-Airport auch in diesem Jahr am Tag des offenen Denkmals zugunsten eines Esslinger Denkmals auf dem Marktplatz Snacks und Getränke anbieten.