Polizeibeamte sichern Spuren. Links erkennt man das Loch, das durch den herausgehebelten Tresor entstanden ist.          Foto: Robin Rudel - Robin Rudel

Von Christian Dörmann

„Es sieht übel aus“, sagt Landrat Heinz Eininger. Als er heute am frühen Morgen im Landratsamt in den Esslinger Pulverwiesen eintraf, bot sich ihm im Eingangsbereich des Gebäudes ein Bild der Verwüstung: Ein Loch in der Wand, wo vorher ein Tresor war. Und auch sonst haben die Einbrecher Schäden angerichtet, bevor sie sich allerdings ohne Beute davon machten. Der angerichtete Schaden dürfte beträchtlich sein – zur genauen Höhe äußerten sich Behörde und Polizei noch nicht.

In den frühen Morgenstunden sind die unbekannte Diebe in das Gebäude des Landratsamtes eingedrungen. Um 4.45 Uhr löste eine Brandmeldeanlage aus. Ein Angestellter des Landratsamtes ging nachsehen und entdeckte den Einbruch. Die alarmierte Polizei umstellte und durchsuchte sodann das Gebäude, doch die Einbrecher waren bereits verschwunden. Nach derzeitigem Erkenntnisstand drangen die Diebe schon früher über eine aufgebrochene Tür ins Landratsamt ein. Denn gegen drei Uhr wurde ein Kontoauszugsdrucker aufgebrochen.

Brachiale Gewalt

„Zielgerichtet gingen die Diebe danach einen Tresor im Bereich der Zulassungsstelle an“, berichtet die Polizei. Mit brachialer Gewalt hätten die Ganoven den Tresor aus der Wand gehebelt, bevor sie versuchten, den Stahlschrank mit mitgebrachten Werkzeugen an Ort und Stelle aufzubrechen. Als dafür ein Trennschleifer eingesetzt wurde, löste die Brandmeldeanlage aus. Die ermittelnden Beamten gehen davon aus, dass die Diebe mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den ins Gebäude gekommenen Angestellten gestört wurden, worauf sie die Flucht ergriffen.

Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen ist vermutlich nichts gestohlen wurde. Aber in den Räumen der Zulassungsstelle und der Führerscheinausgabe wurde erheblicher Sachschaden angerichtet. Aus diesem Grund blieb die Zulassungsstelle gestern geschlossen, in dringenden Fällen mussten die Kunden deshalb auf die Außenstellen des Landratsamtes in Kirchheim, Nürtingen und Filderstadt-Bonlanden ausweichen. „So, wie es aussieht, werden wir am Montag wieder voll arbeitsfähig sein“, zeigte sich Landrat Heinz Eininger gestern zuversichtlich.

Was die Einbrecher letztlich dazu getrieben hat, ins Landratsamt einzusteigen, das diskutierten  am Freitagmorgen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Behörde, die zunächst wegen der Spurensicherung nicht ins Gebäude konnten. „Was wollten die ?“, lautete die Frage. Im Laufe des Vormittags konnten die Beschäftigten dann wieder in ihre Büros, wo es zunächst einmal um eine Bestandsaufnahme möglicher Schäden oder gestohlener Gegenstände ging. „Wir müssen uns noch eine genaue Übersicht verschaffen“, so Landrat Eininger.

Ob es zwischen dem gestrigen Vorfall und einem Einbruch vor vier Jahren möglicherweise einen Zusammenhang gib, lässt sich nach den Worten von Sven Heinz von der Pressestelle der Polizeidirektion Reutlingen beim derzeitigen Ermittlungsstand nicht sagen. Am 25. Juni 2012 waren Unbekannte während eines Einbruchs ins Esslinger Landratsamt in ähnlicher Weise vorgegangen wie die Täter am gestrigen Tag. Für Heinz ist dies aber nicht unbedingt ein Indiz dafür, dass die Täter von vor vier Jahren identisch mit denen von gestern sind. „Viele Einbrüche gleichen sich“, sagt Heinz. Und dass wiederum der Tresor und die Zulassungsstelle im Blickpunkt der Täter gestanden habe, sei insofern logisch, als man nur dort Geld vermuten könnte.

Ins Landratsamt ist 2012 gleich zweimal eingebrochen worden

Landratsamt: Der gestrige Einbruch ins Esslinger Landratsamt erinnert sehr an einen Vorfall am 25. Juni 2012. Auch damals waren Unbekannte in die Behörde eingebrochen. Am Eingang hatten sie vergeblich versucht, einen Bankautomaten aufzubrechen. Aus dem Infoschalter im Empfangsbereich nahmen sie einen Tresor heraus und warfen ihn ins Untergeschoss, wo sie ihn aufbrachen. Im Bereich der Zulassungsstelle öffneten die Täter einen weiteren Tresor. Weil dieser leer war, durchsuchten die Einbrecher zahlreiche Büros auf mehreren Etagen, aber auch dort wurden sie nicht fündig. Der angerichtete Sachschaden betrug vor vier Jahren rund 30 000 Euro.

Technisches Rathaus: Ebenfalls am 25. Juni 2012 war auch das Technische Rathaus in Esslingen von Einbrechern heimgesucht worden. Etwa 60 Büros und zahllose Schränke hatten die Täter aufgebrochen und durchwühlt. Schlösser wurden zerstört und Lampen aus der Decke gerissen. Der Sachschaden betrug mehr als 10 000 Euro, Beute machten die Täter auch bei diesem Einbruch nicht.

Nochmals Landratsamt: Nur wenige Tage später, vom 12. auf den 13. Juli, kam es erneut zu einem Einbruch ins Landratsamt. Die Türen mehrer Büros wurden aufgebrochen, ebenso ein Getränkeautomat. Auch in diesem Fall war der Schaden größer als die Beute.