Wirtschaftsförderer, Hauptamtsleiter und Persönlicher Referent: Die drei exponierten Sessel sollen bis zum Sommer besetzt sein.
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In der Esslinger Stadtverwaltung dreht sich das Personalkarussell auf höherer Ebene. Gesucht wird noch immer der neue Wirtschaftsförderer, zudem eine neue Leitung für das Haupt- und Personalamt sowie eine Persönliche Referentin oder ein Referent für Oberbürgermeister Jürgen Zieger. Die Stellen sind nun ausgeschrieben worden. Die des Wirtschaftsförderers bereits zum zweiten Mal, nachdem sich die erste Runde zwar erfolgversprechend angelassen hat, doch mit einer Absage des potenziellen Kandidaten endete.

Von Christian Dörmann

Mit ihren Personalentscheidungen haben die Verantwortlichen im Rathaus während der vergangenen Jahre mitunter kein glückliches Händchen bewiesen. Zweier Anläufe bedurfte es, bis nach Christine Mast und Barbara Maria Schierl schließlich mit Benedikt Stegmayer ein Kulturamtsleiter gefunden wurde, dessen Engagement den Ansprüchen von Verwaltungsspitze und Gemeinderat genügt. Zu einer langen Geschichte mit bisher noch offenem Ende hat sich die Suche nach dem geeigneten Wirtschaftsförderer entwickelt. 2014 hatte OB Zieger dem langjährigen Wirtschaftsförderer Stephan Reichstein gekündigt, weil der eine eigene Immobilienfirma gegründet hatte. Dessen Nachfolger Martin Kuchler gab nur ein kurzes Gastspiel, bevor es vom OB im Frühjahr vergangenen Jahres noch innerhalb der Probezeit beendet wurde. Angeblich vermochte Kuchler die Erwartungen nicht zu erfüllen.
Bis zur Ausschreibung der Stelle des Wirtschaftsförderers hat es dann etwas länger gedauert, weil sich Verwaltung und Gemeinderat erst einmal darüber klar werden mussten, wie diese Position künftig angelegt sein soll. Sie ist direkt dem Oberbürgermeister zugeordnet und sie soll auch besser bezahlt werden als bislang. Die erste Ausschreibung im letzten Quartal 2016 hat bis zum vergangenen Januar laut Rathaussprecher Roland Karpentier etwa 50 Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet gebracht. Sechs Kandidaten kamen in die engere Wahl, mit vier von ihnen hat der OB persönlich gesprochen und schließlich blieb davon ein Favorit übrig. Der hat sich dann aber dafür entschieden, doch lieber bei seinem bisherigen Arbeitgeber zu bleiben.
Nun also eine zweite Runde, die Ende März endet. Auch da hat die Stadt von der Vergütung her noch einmal draufgelegt. Mittlerweile liegt das Einstiegsgehalt offenbar gut über 5000 Euro. Wie viel es am Ende wirklich wird, hängt auch von den Berufsjahren und der Qualifikation ab, die der künftige Wirtschaftsförderer mitbringt.
Es hat sich also herumgesprochen, dass der verantwortungsvolle Posten eines Wirtschaftsförderers ordentlich dotiert werden muss. Und das nicht nur in Esslingen, sondern auch in Städten wie Leinfelden-Echterdingen, Nürtingen und Kirchheim, wo man für den Wirtschaftsförderer nach den Worten von Roland Karpentier freiwillig mehr bezahlt als nur das, was für Städte dieser Größenordnung eigentlich vorgesehen ist.
Aber das Geld ist die eine, die Vorgeschichte eine andere Seite. Allerdings glaubt Karpentier nicht, dass sich für den durchaus exponierten Posten nur die zweite oder dritte Garnitur bewirbt, weil den beiden Vorgängern gekündigt worden ist. „Die Vorgeschichte wird in den Gesprächen mit den Bewerbern schon thematisiert“, sagt der Rathaussprecher. Man gehe mit dem Thema offensiv um. Bis zum Sommer soll nun der neue Wirtschaftsförderer gefunden sein und das gilt auch für die Nachfolge von Stephanie Clauß, die erst zum 1. Januar 2016 ihren neuen Posten als Leiterin des Haupt- und Personalamtes angetreten hatte – damals noch als Stephanie Walz. Doch in diesem Fall spielt Unzufriedenheit keine Rolle, wie Karpentier versichert. Vielmehr hätte Jürgen Zieger diese Mitarbeiterin sehr gern behalten, weil sie für ihren Amtsbereich wichtige Neukonzeptionen vorangetrieben und diese auch umgesetzt habe. Stephanie Clauß befindet sich mittlerweile in Mutterschutz und will nach ihrer bisher geplanten Rückkehr 2018 nur noch eine halbe Stelle beanspruchen. Aus diesem Grund hat sie auf die Amtsleitung verzichtet und die Position musste jetzt neu ausgeschrieben werden. Gleichwohl macht Roland Karpentier klar, dass auf Stephanie Clauß nach ihrer Rückkehr wieder eine leitende Stelle wartet – eventuell sogar als stellvertretende Amtsleiterin.

Wallbrecht geht nächstes Jahr

Bleibt noch Tanja Sanzenbacher, die zwei Jahre lang Persönliche Referentin von Oberbürgermeister Jürgen Zieger und stellvertretende Leiterin des OB-Büros war und sich vor allem um die Steuerung interner Abläufe auch im Zusammenspiel mit Gemeinderat und Bürgerausschüssen gekümmert hat. Vom Wirtschafts- und Finanzministerium war sie seinerzeit nach Esslingen gekommen, und zum Land zieht es sie wieder zurück. Diesmal ins Staatsministerium in den höheren Dienst mit einem deutlich besseren Einkommen als bisher. Auch darüber sei der OB alles andere als froh, sagt Karpentier. Doch eine solche Chance biete sich nur selten.
Und wie sieht die personelle Situation ganz oben in der Verwaltung aus? Am 31. August 2019 endet die Amtszeit von Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht, der auch Erster Bürgermeister ist. Gehen muss er wegen Erreichens der Altersgrenze aber schon im Mai nächsten Jahres. Auch Markus Raab, Bürgermeister für Bildung, Kultur, Sport und Ordnungswesen, blickt seinem Ruhestand entgegen. Am 31. August 2019 ist es soweit. OB Jürgen Zieger hat noch etwas länger. Seine Amtszeit endet am 8. November 2022. Rein rechtlich könnte er aber weitermachen.