Die Sorte Zitrone-Basilikum ist im Eiscafé Dolomiti der Renner, entsprechend groß ist Teo Costantins Bedarf an Basilikum. Foto: Dietrich Quelle: Unbekannt

Plötzlich waren es 1,50 Euro: Die gleichzeitigen Preiserhöhungen für die Eiskugeln in Tübingen haben für Aufruhr gesorgt. Sogar das Kartellamt hat sich eingeschaltet. In Esslingen bleiben die Preise dagegen stabil.

Von Peter Dietrich
Der Urgroßvater von Teo Costantin eröffnete ein Eiscafé in Wien, der Großvater in Alassio, der Vater in der Nähe von Ulm. Er selbst betreibt seit vier Jahren in Esslingen das Eiscafé Dolomiti auf der Inneren Brücke. An den Rezepten vom Großvater hat er nichts geändert: „Die Grundbasis ist immer dieselbe.“ Doch es gibt immer wieder neue Sorten. Im Vorjahr hat er es mit Zitrone-Basilikum probiert. Er war skeptisch. Doch die Sorte erwies sich als Renner. Die Kugel kostet seit dem Vorjahr 1,20 Euro.
„Ich achte darauf, dass die Kugeln eine entsprechende Größe haben. Schauen die Leute enttäuscht oder zufrieden? Ich habe da ein geschultes Auge“. sagt Costantin. Die Zutaten seien teurer geworden, zudem die Mieten in Esslingen hoch. Im Winter müssten sie weiter bezahlt werden. Beim Großvater habe die ganze Familie mitgemacht, da seien weniger Personalkosten angefallen. „Am Montag habe ich eine neue Eismaschine bekommen. Gebraucht, denn neu hätte sie 40 000 Euro gekostet.“ An guten Tagen ist Costantin acht bis zehn Stunden mit der Eisherstellung beschäftigt, da kann sein Arbeitstag von 6.30 Uhr bis 23 Uhr dauern. „Ich mache lieber kleinere Mengen, damit das Eis schön frisch ist.“
Für das Eis im Eiscafé La Torre im Schelztorturm ist Giampietro Marion verantwortlich. Es wird wie das Eis für die Zweigstelle am Bahnhofsplatz in Stuttgart produziert. Die Kugel kostet wie im Vorjahr 1,20 Euro. Kunden können zwischen 24 Sorten wählen. Das Gelatone, im August 2016 am Athleteneck eröffnet, verlangt ebenfalls 1,20 Euro und bietet 32 Sorten. Hergestellt wird das Eis im eigenen Geschäft. Das Rezeptbuch wurde von Generation zu Generation weitergegeben.
Bei Bengusto auf der Kanalinsel kostet die Kugelpreis wie im Vorjahr 1,30 Euro. „Wir waren beim deutschen Eispapst Uwe Koch“, sagt Simone Meier-Röhn zu ihren Rezepten. Sie zeigt auf ihr Pistazieneis, das keine Farbstoffe enthalte: „Pistazie ist nicht giftgrün.“ In anderen Eissorten sei reiner Orangensaft oder Mangopüree. „Da kommt kein Pulver rein.“ Im Angebot sind 16 Sorten, doch diese wechseln ständig.
Eis und Bertazzoni – für alte Esslinger sind das Synonyme. Die Kugel kostet wie in den beiden Vorjahren 1,20 Euro. „Wir verwenden keine Convenience-Produkte“, sagt Marco Bertazzoni (vierte Generation). „Keine Klebstoffe, keine Farbstoffe, keine Aromen. Zitroneneis ist weiß, gelb wäre Farbe.“ Erdbeeren oder Himbeeren seien in der Saison geerntet und tiefgefroren, sonst schmeckten die Früchte nicht. „Wir sind froh, dass wir in eigenen Häusern sind“, sagt Mario Bertazzoni (dritte Generation). Außer der Eisdiele der Pliensaustraße hat die Familie die Filiale in der Bahnhofstraße. Im Winter gibt es dort Lebkuchen. Mario Bertazzoni klagt über die Zutatenpreise. Bei den Haselnüssen habe sich die Lage wieder beruhigt, doch nach einer Missernte hätten sich die Preise für Vanille vervierfacht. Auch Milchpulver aus dem Allgäu sei teurer geworden.
Mario Colaone in der Küferstraße verbinden nicht nur die gemeinsamen Großeltern mit den Bertazzonis. Auch er ist seit 1978 im Geschäft und hat eine ähnliche handwerkliche Eisphilosophie. Seine Kugel kostet ebenfalls 1,20 Euro. Er bietet immer 18 Sorten an, doch übers Jahr sind es insgesamt rund 150. Handwerk heißt für ihn Verzicht auf Fertigprodukte: „Mono- und Diglyceride haben in meinem Eis nichts verloren.“ Beim Obst setzt auch er Tiefkühlware ein, „optimal geerntet, sofort verarbeitet und überprüft“. Seine Erdbeeren pochiert er sieben bis acht Stunden lang für mehr Geschmack, ins Eis kommen 50 Prozent Frucht. Bananen verarbeitet er frisch: „Die sind in der Schale gut verpackt.“ Blaues Schlumpf-Eis gibt es bei Colaone nicht, das wäre künstlich. Aber ein schönes grünes: Es kommt von der Gurke.