Foto: dpa - dpa

Der Überfall auf ein Juweliergeschäft in der Esslinger Innenstadt im Oktober vor zwei Jahren beschäftigt das Stuttgarter Landgericht nun zu vierten Mal. Ein vermutlich weiteres Bandenmitglied aus Litauen muss sich wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes verantworten. Die Beute, hauptsächlich hochwertige Uhren im Wert von mehr als 80 000 Euro, bleibt bis heute verschwunden.

Von Sabine Försterling
Der Angeklagte war im Mai dieses Jahres in Holland festgenommen und anschließend nach Deutschland ausgeliefert worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 29-Jährige, der als Beruf Manager angab, ein weiteres Mitglied einer Bande ist, die am 29. Oktober 2014 kurz nach zehn Uhr in einer Blitzaktion ein Juweliergeschäft in der Esslinger Innenstadt überfallen hatte.
Inzwischen sind vom Stuttgarter Landgericht ein 35-Jähriger, der als Organisator im Hintergrund agiert hatte, zu sechseinhalb Jahren, ein 38-Jähriger, der mit einer Softair-Pistole eine Angestellte bedroht hatte, zu fünf Jahren und ein 25-Jähriger, der mit einem Hammer die Innenverglasung des Schaufensters eingeschlagen hatte, zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Zu sechst habe sich die Gruppe damals laut dem Ankläger mit einem Bus von Litauen aus aufgemacht, um im Großraum Stuttgart ein Juweliergeschäft zu überfallen. Die Lage und die Fluchtwege in Esslingen habe man vorher eruiert und in dem Bus übernachtet. Die drei Personen, die den Raub ausführten, sollten die Beute auf der Maille an die anderen übergeben und anschließend mit dem Zug nach Straßburg fahren, um dort nach einem Telefonat jeweils 500 Euro zu erhalten. Der bereits im April vergangenen Jahres verurteilte 38-Jährige verirrte sich aber und wurde nach mehreren Hinweisen aus der Bevölkerung auf der B 10 bei Esslingen-Sirnau noch am selben Tag von der Polizei festgenommen.
Der Litauer, der über ein Zeitungsinserat in seinem Heimatland zu dem „Job“ gekommen war, habe bei seiner Vernehmung damals Namen von anderen Beteiligten genannt, erzählte der ermittelnde Kriminalbeamte im Prozess vor der 8. Großen Strafkammer. Es habe sich aber nur um Vornamen gehandelt, sagte der Zeuge auf Nachfrage beider Verteidiger des 29-Jährigen. Und einer klingt tatsächlich fast so wie der des Angeklagten. Dieser wollte nun zunächst weder zur Sache noch zur Person etwas sagen.
Ein anderes Bandenmitglied konnte derweil identifiziert werden, weil der Bus von der Tat in Esslingen vor einer Ausfahrt parkte und die vom Eigentümer gerufene Polizei bei einer Kontrolle die Daten vom Fahrer aufgenommen hatte. Ein Tag nach dem Überfall nahm die Bundespolizei zufällig bei einer Kontrolle in Karlsruhe am Busbahnhof die Personendaten der beiden anderen Bandenmitglieder auf. Nur die Beute bleibt bis heute verschwunden. Es handelte sich laut dem Kriminalbeamten hauptsächlich um vom Juwelier angekaufte, hochwertige Uhren, die bis hin zur Individualnummer registriert worden waren.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.