Helga Hohn, Günter Böhlmann, Katja Bühler und Ulf Sambale feiern gemeinsam mit den anderen Bewohnern das 15-jährige Bestehen des Wohnverbunds der Diakonie Stetten. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Sabine Försterling

„Der Mensch mit seiner Behinderung steht im Mittelpunkt und ist sein eigener Profi“, sagte Katja Bühler, Leiterin der beiden Wohnhäuser der Diakonie Stetten auf dem ehemaligen Hirschmann-Areal in Esslingen. Meist würden die Bewohner ein Leben lang begleitet und unterstützt - wie Helga Hohn, die einst als junge Frau nach Stetten kam. Die heutige Rentnerin habe zunächst gar nicht nach Esslingen in den Neubau ziehen wollen, erzählt der gesetzliche Betreuer auf dem Fest anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Wohnverbundes. Doch Helga Hohn zog von einem Dreibett-Zimmer in ein Appartement mit eigener Küche und eigenen Bad sowie einem Balkon und arbeitete unter der Woche in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung in Zell.

Gemeinsam kochen und malen

Zurzeit leben 48 Menschen mit geistiger Behinderung, bei manchen kommt noch eine körperliche hinzu, je nach Schweregrad in unterschiedlichen Wohnformen in der Einrichtung. Helga Hohn sei aufgrund einer MS-Erkrankung immer bedürftiger geworden, erklärt der Betreuer. Und so lebt die Rentnerin, die inzwischen im Rollstuhl sitzt, jetzt in einer Wohngruppe. Jeder der elf bis zwölf Bewohner hat ein eigenes Zimmer und es stehen zwei Wohnzimmer, zwei Küchen und zwei Bäder zur Verfügung. Jeweils ein Team von sieben Mitarbeitern assistiere, wie es Stefan Müller ausdrückt. Das Alter seiner Wohngruppe reiche von 22 bis 66 Jahre. Man profitiere von der Unterschiedlichkeit.

„Wir versuchen die Bewohner, die nicht in den Werkstätten in Zell arbeiten, zu motivieren, ein Mal am Tag ihre Wohngruppe zu verlassen“, fügt Heike Stockmann hinzu. Im Erdgeschoss findet täglich ein Beschäftigungsprogramm wie gemeinsames Kochen oder Malen statt und man kann auch „snozzeln“. Dabei erlebt man Musik mit allen Sinnen, erklärt Stockmann. Die Lautsprechboxen stehen unter einem Wasserbett, auf das sich die Vibrationen übertragen, und eine Disco-Kugel sorgt für den optischen Effekt. Ein solches Bett steht auch im Wohnzimmer einer Wohngruppe, deren Bewohner ihre Zimmer liebevoll mit Baldachinen und Schmusetieren gestaltet haben.

Helga Hohn wurde vor kurzem zur Vorsitzenden des Bewohnerbeirats gewählt und rollt nun stolz von Gruppe zu Gruppe, um sich die Sorgen der anderen anzuhören. Ulf Sambale wohnt inzwischen im Apartment der Rentnerin und arbeitet in den Werkstätten in Zell für die Firma Festo. Der 50-Jährige betont immer wieder seine Selbstständigkeit: Er kauft ein und kocht auch selbst. Doch manchmal suche er bei Problemen auch seinen Alltagsbegleiter auf.

Günter Böhlmann wohnt nicht in den Häusern der Diakonie Stetten, kommt aber montags bis freitags in die Tagesbetreuung, isst und jätet auch einmal das Unkraut auf dem Hof. „Es ist toll, dass man hier mit Leuten schwätzen kann“, sagte der 53-Jährige. „Es gibt jedoch Wartelisten“, berichtet die Leiterin Katja Bühler. Nicht jeder Interessent passe aber auf den Platz, der gerade frei werde.

Gestern wurde das 15-jährige Bestehen des Wohnverbunds erst einmal fröhlich gefeiert. Bewohnerinnen und Bewohner führten stolz auf dem Laufsteg die Kollektion von Sweatshirts der Esslinger Firma Wasni vor, die in der Küferstraße vier Menschen mit Handicap beschäftigt. Und die Dienstagsrocker der Diakonie Stetten verbreiteten unter anderem mit dem Lied „Mendocino“ Stimmung.