Kaum zu glauben: Hermann Dorn macht Feierabend. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Hermann Dorn

Braucht die Region Stuttgart, brauchen die Kunden immer neue Einkaufszentren? Wer die Entwicklung der vergangenen Jahre in Stuttgart und in vielen Nachbarstädten vor Augen hat, wird an dieser Frage kaum vorbeikommen. Vor allem in der Landeshauptstadt - Stichwort Milaneo und Gerber-Viertel - drängt sich der Eindruck auf, dass ein Überangebot entsteht.

In Esslingen stellt sich die Situation ganz anders dar. An dieser Stadt ist der Trend zu immer neuen Einkaufszentren in den vergangenen Jahren weitgehend vorbeigegangen. Kleinteilige Strukturen bestimmen nach wie vor das Bild. Das ist reizvoll, reicht aber nicht aus, um den Weg in die Zukunft erfolgreich zu beschreiten. Esslingen kann den Gang der Zeit auf Dauer nicht ignorieren. Und der ist eindeutig: Besucher schätzen zwar die reizvolle Innenstadt. Sie setzen aber auch auf eine zentrale Adresse mit zeitgemäß zugeschnittenen Ladenflächen. Auf diesem Feld hat Esslingen eindeutig Nachholbedarf.

Die Hoffnung, dass vorhandene Geschäfte von einem zugkräftigen Center auf dem Karstadt-Parkplatz profitieren werden, ist groß. Ob es zu diesem Effekt kommen wird, muss offenbleiben. Vorhandene Zweifel können nicht einfach weggewischt werden. Sie ändern allerdings nichts daran, dass die Pläne des Investors eine Chance bedeuten - eine Chance, die nicht verspielt werden darf.

Wer die Entwicklung in der Region verfolgt, muss aus Esslinger Sicht zu dem Schluss kommen: Stillstand heißt Rückschritt. Wenn sich die Stadt im Wettbewerb behaupten will, muss sie sich - in Maßen - verändern. Vor 20 Jahren hat der Bau des Einkaufszentrums Das ES gezeigt, dass solche Angebote den Standort stärken können. Kritiker, die sich damals aus grundsätzlichen Erwägungen gegen das Projekt gestellt haben, sind durch den Erfolg widerlegt worden.

Entscheidend ist, dass die Lösungen zum Umfeld passen. Architektonisch dürfte dieser Anspruch erfüllt werden. Der Entwurf des Büros Wittfoht aus Stuttgart fügt sich gut in die Innenstadt ein. Jetzt kommt es darauf an, auch die konkrete Nutzung auf die Esslinger Situation abzustimmen.