Hubert Romer von Worldskills Germany und Hendrik Voß vom Zentralverband des Deutschen Handwerks im Gespräch mit zwei Mitgliedern der Berufe-Nationalmannschaft, Sophia Warneke und Julian Emmert (von links). Foto: Weiß Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

„Wichtig ist, im Handwerk wie im Leben, dass man nicht stehen bleibt. Deshalb reizt es mich, bei den Euroskills mein Bestes zu geben“, sagt Julian Emmert. Der 21-jährige Flaschner aus Grenzach-Wyhlen ist Mitglied der deutschen Berufe-Nationalmannschaft und zählt zu den Besten seines Berufsstands in Deutschland. „Die Teilnahme an der Europameisterschaft der Berufe ist eine Herausforderung. Es macht enorm viel Spaß. Ich kann mir und meinen Mitmenschen zeigen, was ich kann. Und ich kann dadurch vielleicht ein Stück weit auch dieses Handwerk retten.“ Gemeinsam mit dem Nationalteam, mit Experten und Organisatoren hat sich Emmert zwei Tage lang an der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen im Stadtteil Zell auf die 5. Euroskills im Dezember in Göteborg vorbereitet.

„Wir sind das Team“

Beim Treffen in Esslingen wurden das Team und die Betreuer einheitlich eingekleidet, sie wurden über Zusammenstellung und Transport der Werkzeugkisten für Schweden informiert, und sie konnten das Auftreten vor Mikrofonen und Kameras üben - immerhin werden die Berufswettkämpfe europaweit von den Medien beachtet. Die Mitglieder der rund 50-köpfigen Delegation aus dem gesamten Bundesgebiet lernten sich kennen, tauschten sich aus und stimmten sich beim schwedischen Abend ein: „Wir sind das Team.“ Im Wechsel mit der Worldskills-WM werden die Euroskills im Zweijahres-Rhythmus ausgetragen. Vom 1. bis 3. Dezember werden in Göteborg mehr als 500 Berufe-Champions mit einem Höchstalter von 25 Jahren aus 28 europäischen Nationen in 35 Wettbewerben gegeneinander antreten. Die Deutschen haben mit 22 jungen Fachkräften ein breit aufgestelltes Team: Sie sind in 16 Einzeldisziplinen und drei Team-Wettbewerben dabei. Die eine Hälfte der Teilnehmer kommt aus dem Handwerk, die andere aus Industrie und Dienstleistung. Dabei sind unter anderem Mechatroniker, CNC-Fräser, Fliesenleger, Webdesigner, Stuckateure, Maurer, Maler, mobile Robotiker, Köche, Kälte- und Klimatechniker, Landmaschinenmechaniker und Schwerfahrzeugtechniker.

Hubert Romer, Geschäftsführer von Worldskills Germany und Präsident von Worldskills Europe, hat sich der beruflichen Bildung und dem Talentmanagement verschrieben. „Worldskills Germany, zu deren Unterstützern von Beginn an die Esslinger Firma Festo zählt, fördert nationale und internationale Wettbewerbe nicht-akademischer Berufe. Diese Wettbewerbe sind Impulsgeber für Berufsbildung und wirtschaftliche Kontakte und Plattform zur Präsentation neuer Entwicklungen, und sie motivieren zu Bestleistungen in der Ausbildung.“ Hendrik Voß, Referatsleiter der Abteilung Berufliche Bildung im Zentralverband des Deutschen Handwerks, betont: „Bei den Euroskills können wir demonstrieren, wie fit unsere jungen Leute sind. Wir können Kompetenzen und Qualifikationen zeigen und dadurch die Attraktivität der Berufe und der beruflichen Bildung in die Köpfe der Menschen bringen.“ Zudem bieten die Euroskills laut Hubert Romer die Möglichkeit des Austauschs über die Grenzen hinweg: „Das deutsche Bildungssystem wird europaweit sehr stark beachtet: Wie geht man hier mit jungen Menschen um? Welche Themen werden vermittelt? Immer wieder werden wir gefragt, wie sich das bei uns seit langem sehr erfolgreiche duale System in anderen Ländern umsetzen lässt.“

In Esslingen zeigte sich Romer beeindruckt von der Leidenschaft der Teilnehmer. „Wir wollen junge Menschen begeistern, motivieren und mitreißen. Wir wollen Helden und Leitidole schaffen für viele andere ihrer Generation.“ Die Teilnahme an den Wettbewerben sei für die allermeisten ein Karriere-Schub. „Die Euroskills entlassen dich als anderen Menschen. Mehr als 90 Prozent der Teilnehmer sind später in die Selbstständigkeit gegangen, haben studiert oder Fort- und Weiterbildungen absolviert.“

Lernen für den Beruf und das Leben

Die jungen Fachkräfte aus dem Nationalteam haben Ausscheidungen, Trainingslager und Vergleichswettkämpfe absolviert und sich als Beste in ihren Berufen durchgesetzt. Bis Dezember werden sie für die Euroskills weiter üben und trainieren. Dafür nehmen sie neben ihrer Ausbildung und Arbeit jede Menge zusätzlichen Aufwand in Kauf. Dass sich das lohnt, davon ist die 22-jährige Sophia Warneke aus Bremen überzeugt. Die Gesundheits- und Sozialbetreuerin war schon 2015 bei der WM in Sao Paulo im deutschen Team dabei. „Es ist eine besondere Herausforderung, die man neben der Ausbildung und dem dualen Studium für sich selber angeht. Man lernt sehr viel für seinen Beruf, aber auch für den persönlichen Lebensweg.“