Der erste Spatenstich ist geschafft. Projektleiter Robert Binder, Friedrich Walburg von der Evangelischen Gesellschaft, EWB-Geschäftsführer Hagen Schröter, OB Jürgen Zieger, Stadtplaner Wolfgang Ratzer und Architekt Dieter Geyer (von links) freuen sich auf ein attraktives Wohnprojekt. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Alexander Maier
Am schönen Rain auf der Esslinger Flandernhöhe können demnächst die Bagger anrollen: Dort baut die Esslinger Wohnungsbau GmbH (EWB) in einem ersten Bauabschnitt 30 Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen in fünf Gebäuden sowie eine Tiefgarage. Zudem erstellt das Rudolph Sophien Stift auf dem Areal ein „Haus Flandernstraße“ für Menschen mit psychischem Handicap. Gestern wurde das Projekt Am schönen Rain mit einem ersten Spatenstich eingeläutet – und es soll Modellcharakter haben. Getreu dem Wohnraumversorgungskonzept der Stadt wollen die Bauherren sicherstellen, dass Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen zu vertretbaren Preisen ein Dach über dem Kopf finden. Dass zudem der Gedanke der Inklusion mit Leben erfüllt und das soziale Miteinander gepflegt wird, lässt das Projekt für OB Jürgen Zieger zu einem „Meilenstein für den Wohnungsbau in unserer Stadt“ werden.

Verantwortung für die Gesellschaft

Rund 3100 Wohnungen verwaltet die EWB, und demnächst werden auf der Flandernhöhe weitere hinzukommen. Neben dem Vorhaben Am schönen Rain werden im zweiten Bauabschnitt weitere 122 Wohnungen auf einer bisher unbebauten Teilfläche der früheren Funkerkaserne entstehen. Nach den Vorgaben des Wohnraumversorgungskonzepts wird nach klaren Spielregeln gebaut: 42 Mietwohnungen werden auf der Flandernhöhe mit Belegungsrechten der Stadt gebaut. Außerdem räumt die EWB der Kommune weitere 27 Belegungsrechte in ihrem Bestand ein. 50 Eigentumswohnungen werden in einem Preissegment, das auch für Familien mit mittlerem Einkommen erschwinglich ist, gebaut. Weitere 30 Eigentumswohnungen kann die EWB frei vermarkten. Am schönen Rain investiert die EWB etwa zehn Millionen Euro, für die Flandernhöhe West sind rund 15 Millionen Euro kalkuliert.
Die Esslinger Wohnungsbau, die jeweils zu 50 Prozent der Stadt Esslingen und der örtlichen Wirtschaft gehört, hat es sich auf ihre Fahnen geschrieben, „Wohnraum zu fairen Preisen zu schaffen“. Dieser Verantwortung wird das Unternehmen nach Einschätzung von OB Jürgen Zieger, der zugleich Aufsichtsrats-Vorsitzender der EWB ist, mit seinen Aktivitäten auf der Flandernhöhe absolut gerecht: „Wohnen ist ein Grundbedürfnis, und wir sind in der Pflicht, Wohnraum auch für Normalverdiener zu schaffen.“ Zieger mochte nicht verschweigen, dass es im Vorfeld der Entscheidung für das Projekt Am schönen Rain in der Nachbarschaft auch kritische Stimmen gegeben hatte – manche Anwohner hätten wegen der Verdichtung der Bebauung eine Verschlechterung ihrer Wohnsituation befürchtet. Doch nach einer intensiven Bürgerbeteiligung habe man nun „einen tragfähigen Kompromiss“ gefunden. Und so ist der Rathaus-Chef überzeugt: „Das ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die noch in vielen weiteren Kapiteln geschrieben wird.“
Daran möchte auch die EWB ihren Anteil haben, wie Geschäftsführer Hagen Schröter anlässlich des ersten Spatenstichs versicherte. Man habe mit spitzem Bleistift kalkuliert, um nicht nur den wirtschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Damit Am schönen Rain auch ein lebendiges soziales Miteinander seinen Platz findet, soll ein Wohncafé nach dem Vorbild ähnlicher Einrichtungen in Mettingen und auf dem Zollberg entstehen. Und nach Fertigstellung der Tiefgarage mit ihren 90 Stellplätzen wird im Frühjahr 2018 eine Multifunktionsfläche entstehen, bei deren Gestaltung die Kinder und Jugendlichen aus dem Viertel ein gewichtiges Wort mitreden dürfen.
Für das Rudolf Sophien Stift, ein Tochterunternehmen der Evangelischen Gesellschaft, bietet das Bauprojekt der EWB ideale Möglichkeiten für ein eigenes Wohnprojekt, das an der Ecke Flandernstraße und Am schönen Rain entstehen wird. Dort werden 24 Menschen mit psychischen Handicaps leben. „Und sie erhalten dort ein ideales Umfeld, um gut integriert zu werden“, freut sich Friedrich Walburg von der Evangelischen Gesellschaft.