Sie wollen, dass die Stadt drei Bäder behält (von links): Peter Pahl und Günter Werner vom TSV Berkheim, die Bürgerausschussvorsitzende Aglaia Handler sowie Andrea Herdtle und Karin Keim von der DLRG Berkheim. Foto: Scherer Quelle: Unbekannt

Von Claudia Bitzer

Im Tauziehen um die Esslinger Bäder hat die Interessengemeinschaft Hallenfreibad Berkheim jetzt auf Basis des Bäderkonzepts der Stadtwerke Esslingen (SWE) Vorschläge entwickelt, wie alle drei Einrichtungen durch Streckung und bedarfsgerechte Ausführung der Maßnahmen deutlich günstiger erhalten bleiben könnten, als es die Kostenschätzung der SWE nahe legt. Die Stadtwerke, die die Bäder betreiben, rechnen in ihrer Variante eins bis 2036 mit Gesamtkosten von 66 Millionen Euro, in denen Investitionen, Zinsen, Betrieb und Unterhalt des Neckarfreibads, des Hallenfreibads in Berkheim und des Merkel’schen Bads zusammengefasst sind. Nach den Berechnungen der Interessengemeinschaft, in der sich der Bürgerausschuss, der TSV und die DLRG Berkheim, die Schillerschule, die Familienbildungsstätte und der Kindergarten St. Franziskus zusammengetan haben, sind demgegenüber Einsparungen zwischen sechs und 16,5 Millionen Euro möglich.

Drei Spielarten für Variante eins

Der Bürgerausschuss Berkheim wollte es nicht hinnehmen, dass das Berkheimer Hallenfreibad alleine aufgrund einer Kostenschätzung ins Aus bugsiert werden könnte. Deshalb hat man in den eigenen Reihen mit Unterstützung von Fachleuten nachgerechnet. Die Interessengemeinschaft möchte alle drei Bäder erhalten. Abstriche in der Gesamtwasserfläche sind für sie tabu. Zwei Lehrschwimmbecken in einer Stadt wie Esslingen halten ihre Vertreter für ebenso unverzichtbar wie ein wettkampftaugliches 50-Meter-Becken. Letzteres gibt es in Esslingen bislang nur in Berkheim, wie Günter Werner vom TSV Berkheim betont. „Wir brauchen in Esslingen drei Bäder“, sagt er, man habe im Vergleich zu anderen Städten ohnehin schon viel zu wenig Wasserfläche. Käme es zu den zunächst von den Stadtwerken vorgeschlagenen Varianten sechs und sieben, würden davon auch noch 30 bis 40 Prozent wegfallen. Karin Keim von der DLRG Berkheim verweist auf eine Auslastung von 98 Prozent des Berkheimer Hallenbeckens, man könne jetzt schon dem Wunsch nach Schwimmkursen nicht mehr nachkommen, weil es an Wasserflächen fehle, ergänzt ihre Kollegin Andrea Herdtle.

Der Bürgerausschuss hat deshalb drei Spielarten der Variante eins des SWE-Konzepts entwickelt. „Wir favorisieren die Variante 1b“, so die Vorsitzende Aglaia Handler - was die Interessengemeinschaft an die Rathausspitze und den Gemeinderat geschrieben hat. In einem Zeitraum von 2018 bis 2036 würden in dieser Variante zwar alle vorgeschlagenen Sanierungen an den drei Bädern vorgenommen - allerdings „bedarfsgerecht, zeitversetzt und nach Notwendigkeit“, so Biagio Cantoro, der sich im Bürgerausschuss intensiv mit der Materie auseinandergesetzt hat. Die Ersparnisse erziele man vor allem durch eine längere Nutzung der vorhandenen und noch funktionierenden Komponenten. Unterm Strich seien Einsparungen von rund sechs Millionen Euro möglich. Auf 3,7 Millionen Euro beläuft sich aktuell das jährliche Defizit der drei Bäder. Der Gemeinderat hat seinen Zuschuss zwar auf 3,3 Millionen Euro erhöht, aber auch gedeckelt. Von den fehlenden 400 000 Euro könnte man laut Cantoro in der Variante 1b jährlich 350 000 Euro einsparen. Fehlen noch 50 000 Euro. Werner: „Das ist aber eine vergleichsweise geringe Summe. Der soziale Aspekt muss vor dem betriebswirtschaftlichen stehen.“

„Günstiger als sechs und sieben“

In der Sparkurs-Variante 1c würde saniert werden, was notwendig ist. Was nur zur Verschönerung oder Aufwertung der Bäder beiträgt, aber reduziert werden. Damit könnten nach den Berechnungen des Bürgerausschusses 10,5 Millionen Euro eingespart werden.

Und würde man nur noch die zwingend notwendigen Sanierungsmaßnahmen in Angriff nehmen, käme man in der „verschärften Sparkurs-Variante“ 1d auf ein Einsparpotenzial von 16,5 Millionen Euro. Fazit der Interessengemeinschaft: „Damit sind wir bei unseren Berechnungen sowohl bei den Gesamtinvestitionen wie auch bei den real laufenden Kosten wesentlich günstiger als bei den von den SWE favorisierten Varianten sechs und sieben, die mit einem Aus des Berkheimer Bads und mit einem Verlust von Grundstücksflächen verbunden wären.“