Berührungsängste und Vorurteile gegenüber mathematischen, naturwissenschaftlichen und technischen Berufen abbauen: Das soll der MINT-Truck, der heute noch auf dem Esslinger Marktplatz steht. Foto: Weber-Obrock Quelle: Unbekannt

Von Petra Weber-Obrock

Gespannt fixieren einige Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 a des Mörike-Gymnasiums den kleinen Windkanal, in dem gerade ein Fahrzeugmodell getestet wird. „Die Luftströme verwirbeln ja über dem Spoiler“, wundert sich Rike. Der Mini-Windkanal ist seinem großen Vorbild bis ins Detail nachgebildet. So wie in der Industrie geht es auch hier darum, ein Fahrzeug so aerodynamisch und materialsparend wie möglich zu konstruieren.

Trotz ihrer Anschaulichkeit erfreuen sich die sogenannten MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik in den Schulen nicht immer großer Beliebtheit. Dass sie beste berufliche Perspektiven bieten, zeigt der eindrucksvolle MINT-Truck des Programms „Coaching 4 Future“, der noch bis einschließlich heute auf dem Esslinger Marktplatz zu sehen ist. Etwa 180 Schüler der achten und zehnten Klassen des Mörike-Gymnasiums werden ihn bis zu seiner Abfahrt besucht haben.

„Produktgestaltung in vollem Gang - bitte nicht stören!“ ist auf einem Schild vor dem Eingang zu lesen. Innen findet sich eine „mobile Industriewelt“, die anhand von fünf Arbeitsstationen Einblick in die Praxis - beispielsweise der Automobilindustrie, des Maschinen- und Anlagenbaus oder der Umwelttechnik - bietet. Dazu kommen Veranstaltungen zur Berufsinformation. Unter dem Motto „Discover Industry“ sollen auf diese Weise Vorurteile und Berührungsängste abgebaut werden.

„Es überrascht mich, dass das Bild so genau ist“, sagt Veljko, während er das Gesicht von Tobias mit einem 3-D-Scanner kopiert. Eine andere Gruppe programmiert gerade einen Roboterarm mit Hilfe eines Koordinatensystems. „Wir zeigen hier ziemlich detailliert, wie in der Industrie Prozesse funktionieren und Produkte entstehen“, erklärt Peter Hörtz, der gemeinsam mit Dominik Weickgenannt als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Betreuung der Schulklassen zuständig ist. „Es geht darum, die Schüler zu begeistern.“ Gezielt soll das Programm auf diese Weise dem Fachkräftemangel in den Ingenieurberufen entgegenwirken, der am Technologiestandort Baden-Württemberg gravierende Auswirkungen hat. Unterstützt wird es von der Baden-Württemberg-Stiftung, der Bundesagentur für Arbeit und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall.

„Coaching 4 Future“ hat seit seiner Gründung 2008 mehr als 18 000 Schülerinnen und Schüler aller Schularten über Studien- und Karrieremöglichkeiten in den MINT-Berufen informiert. Bereits zum zweiten Mal kooperiert das Programm dabei mit dem Esslinger Mörike-Gymnasium. Die Lehrerin Melanie Barchet koordiniert das Projekt und zieht eine sehr positive Bilanz der Veranstaltungsreihe im Jahr 2016. „Discover Industry ergänzt unser breites Angebot in den MINT-Fächern perfekt, indem es den Schülern Einblicke in industrielle Arbeitsprozesse eröffnet“, erklärt sie und ergänzt: „Vielleicht nehmen es manche zum Anlass, sich für ein Berufspraktikum oder ein Studium in diesem Bereich zu interessieren.“

Am Mörike-Gymnasium schärft man die technisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung auch durch die MINT-AG, die sich an die Fünftklässler richtet, sowie das MINT-Projekt, in dem die Neunt- und Zehntklässler sich mit Fragen der Automatisierungstechnik und Robotik auseinandersetzen. Sehr stolz ist Melanie Barchet auf das Zertifikat „MINT-freundliche Schule“, das dem Mörike-Gymnasium im September 2016 von Kultusministerin Susanne Eisenmann für sein Engagement in den technisch-naturwissenschaftlichen Fächern verliehen wurde.

www.discoverindustry.de