Dennis Ernst Quelle: Unbekannt

Ist das Verbot von Rucksäcken und großen Taschen auf Großveranstaltungen eine sinnvolle Maßnahme zur Vermeidung von Terroranschlägen - oder steckt dahinter nur reiner Aktionismus? EZ-Mitarbeiterin Petra Weber-Obrock (Text und Fotos) hat sich in der Esslinger Innenstadt nach der Meinung der Passanten erkundigt - und unterschiedliche Antworten erhalten.

Finn Wörner (15), Schüler aus Esslingen: Von einem Verbot von Rucksäcken halte ich wenig. Ich könnte mir vorstellen, dass Leute, die einen Terroranschlag planen, dann einfach bei der Eingangskontrolle zuschlagen. Zudem kann man viel zu leicht an Waffen kommen.

Felix Müller (14), Schüler aus Stuttgart: Als Vorsichtsmaßnahme, um die Leute besser zu kontrollieren, ist das richtig. Ich wäre dafür.

Ben Schüller (24), Industriekaufmann aus Esslingen: Auf Volksfesten ist ein Verbot sicher sinnvoll. Es könnte Leute davon abhalten, einen Anschlag zu planen. Ich würde bessere Kontrollen insgesamt befürworten.

Felix Dönnebrink (23), Werkstudent aus Stuttgart: Eine kleine Tasche oder einen Rucksack sollte man mitnehmen dürfen. Ab einer gewissen Größe finde ich es richtig, Rucksäcke zu verbieten. Die aufgeflammte Angst vor Terroranschlägen finde ich aber übertrieben. Schließlich kann man in Deutschland eher am Essen ersticken, als dass man bei einem Attentat ums Leben kommt.

Silke Schröder (63), Mitarbeiterin der Sozialstation aus Esslingen: Ich halte sehr viel davon, ein Rucksackverbot auf großen Veranstaltungen einzuführen. Überhaupt finde ich bessere Kontrollen sinnvoll.

Marion Baltes (25), Steuerfachangestellte aus Nürtingen: Ich glaube nicht, dass das was bringt. Eine Taschenkontrolle wäre vielleicht schon sinnvoller, aber die Terrorgefahr bleibt insgesamt hoch. Ich habe keine Angst und schränke mich nicht ein, denn genau das wollen die Terroristen ja erreichen. Man soll sein Leben jetzt leben. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei.

Michael Schulz (28), wissenschaftlicher Mitarbeiter aus Köln: Intensive Personenkontrollen würden mich nicht negativ überraschen, die würde ich sinnvoll finden. Ein Rucksackverbot wäre mir egal, weil ich nie einen dabei habe.

Dagmar Lang (61), Hausfrau aus Neuhausen: Ob wegen der Terrorgefahr ein Rucksackverbot durchgesetzt wird, finde ich völlig wurscht. Ich kann es nur nicht leiden, wenn die Leute sich umdrehen und einem den Rucksack dabei irgendwohin knallen. Zur Terrorgefahr kann ich nur sagen: Wenn es einen erwischt, erwischt es einen. Das hat etwas mit dem Schicksal zu tun. Ich würde mir keine Einschränkungen auferlegen.

Dennis Ernst (25), Zimmermann aus Stuttgart: Ich hätte nichts dagegen, aber ich frage mich, was es bringt. Wenn eine Großveranstaltung besser geschützt wird, knallt es anderswo. Außerdem ist ein Rucksackverbot schwer umsetzbar. Vielleicht ist es eine Maßnahme gegen die allgemeine Angst, aber ich halte es nicht für den richtigen Weg.

Heike Maul (42), Steuerfachangestellte aus Neuhausen: Einen großen Rucksack braucht keiner, eine kleine Handtasche ist aber schon nützlich. Mit kleinen Kindern, für die man eine Wickeltasche brauchen würde, bleibt man heutzutage lieber daheim. In der S-Bahn und in Stuttgart ist mir schon ein bisschen mulmig zumute. Ich finde auch die Präsenz von Sicherheitskräften dort zu niedrig. Aber wegsperren will ich mich auch nicht. Darum freue ich mich inzwischen sehr über mein dörfliches Umfeld.

Andrea Österle (44), Verkäuferin aus Esslingen: Ich laufe nie mit einem Rucksack herum, eher mit einer kleinen Tasche. Aber wer eine Bombe zünden will, kann die überall verstecken. Personenkontrollen finde ich insgesamt sehr gut. Und trotz der Terrorgefahr vergraben wir uns nicht daheim.

Stephanie Schwarz (50), Gymnasiallehrerin aus Esslingen: Ein Rucksackverbot ist ein Versuch, auf die derzeit herrschende Irrationalität zu reagieren. Die Frage ist, was es bringen würde. Meiner Meinung nach befinden wir uns in einer Situation der Überforderung. Da wird versucht, ein hochkomplexes Thema mit Vereinfachungen und markigen Parolen öffentlichkeitswirksam darzustellen. Es bräuchte eine differenzierte Auseinandersetzung. Die Übeltäter rauszuziehen reicht nicht. Stattdessen sollten wir eine Kultur des „Miteinander-klarkommens“ entwickeln.

Sven Gayring (33), Meister für Umwelttechnik aus Kirchheim: Ich bin gegen ein Rucksackverbot und glaube nicht, dass man so den Terror eindämmen kann. Mir scheint das wieder so eine überspitzte Sofortmaßnahme zu sein, um den Anschein zu geben, überhaupt etwas zu tun. Ich fühle mich bei der um sich greifenden Panik nicht betroffen und habe keine Angst, rauszugehen.