Schüler der Rohräckerschule lernen in der Natur. Ausnahmsweise nehmen auch der Landrat Heinz Eininger (rechts) sowie Vertreter von Projektpartnern am Streuobstunterricht von Birgit Brunn (links) teil, etwa Burkhard Wittmacher (Zweiter von rechts) und Maria Schropp (Vierte von rechts). Foto: Weber-Obrock Quelle: Unbekannt

Von Petra Weber-Obrock

Während seine Klassenkameraden bereits im hohen Gras nach Wiesenblumen stöbern, steht David noch ein bisschen unentschlossen am Feldrain. „Wie wäre es denn damit?“ Streuobstpädagogin Birgit Brunn pflückt eine hellrosa Heckenrose und überreicht sie dem Jungen für seine gelbe Sammelkarte. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck klebt er diese zu seinen anderen Errungenschaften.

David besucht eine der drei Klassen der Rohräckerschule, die an diesem Morgen gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Betreuern das Esslinger Naherholungsgebiet Katharinenlinde erkunden. Das städtische Grundstück liegt unterhalb des Aussichtsturms, an dem sich auch der Streuobstlehrpfad befindet. Der Besuch ist lange geplant: Schon seit Februar vermittelt Birgit Brunn den Schülern im Rahmen des Projekts „Streuobstwiesen als Klassenzimmer“ alles Wichtige rund um den Jahresablauf in dieser Kulturlandschaft, die mit ihrem Reichtum an Pflanzen und Tieren prägend für den Landkreis Esslingen ist. Gemeinsam hat man einen Imker besucht und eine echte Bienenkönigin bestaunt, im Schnee Tierspuren bestimmt sowie einen Apfelbaum gepflanzt.

„Für die Kinder ist es besonders wichtig, selbst aktiv zu werden“, meint die Lehrerin Helga Scholz, die zu den Begleitern der Klassen der Körperbehindertenschule gehört. An diesem Morgen stehen Wiesenblumen auf dem Plan des handlungsorientierten Unterrichts. „Eigentlich ist die Wiese Mähgut für die Bauern“, sagt Birgit Brunn. „Doch trotz intensiver Düngung finden wir immer noch Blumen.“

Brunn gehört zu den 40 frisch gebackenen Streuobstpädagogen aus dem Kreis Esslingen, die mit der Unterstützung des Vereins „Schwäbisches Streuobstparadies“ ausgebildet wurden. An diesem Morgen sind auch Vertreter der Projektpartner vor Ort, um sich ein Bild von dem Streuobstunterricht zu machen, nämlich Vereinsgeschäftsführerin Maria Schropp, Landrat Heinz Eininger, Corina Schimitzek, die Leiterin des Staatlichen Schulamts Nürtingen, Burkhard Wittmacher, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, und Projektkoordinatorin Corina Neumann.

Das Projekt ist erfolgreich angelaufen: Im Landkreis Esslingen arbeiten inzwischen 13 ausgebildete Streuobstpädagogen mit 22 Klassen aus zwölf Schulen zusammen. Das Landratsamt bezuschusst das Projekt mit 25 Prozent der Kosten, die Stiftung der Kreissparkasse steuert weitere 25 Prozent bei - eine sinnvolle Investition, finden alle Beteiligten. „Mit diesem Projekt wollen wir junge Leute für die Pflege unserer Landschaft und für den Naturschutz begeistern“, sagte Landrat Heinz Eininger. Das Erlebnis, selbst Hand anlegen zu dürfen, präge sich den Kindern stärker ein als alle Theorie. Nahtlos schließe sich die Streuobstpädagogik an weitere Aktivitäten zum Schutz der Obstwiesen wie Baumsetzaktionen, oder Schnittkurse an. Schulamtsleiterin Schimitzek sieht die Ziele dieser aktiven Form der Pädagogik im neuen Bildungsplan verankert. So könnten die Kinder pädagogisch sinnvoll aktiv werden und sich ihre Umwelt selbst erschließen. „Der Apfelsaft wächst schließlich nicht beim Aldi in der Tüte.“

Burkhard Wittmacher und Maria Schropp waren sich einig, dass aus praktischem Tun die nötige Leidenschaft wächst, die man braucht, um die Kulturlandschaft der Streuobstwiesen zu bewahren. Für Streuobstpädagogin Birgit Brunn zählt vor allem die Kontinuität des Tuns, das sich den Kindern im Jahresablauf erschließt.

Die Streuobstpädagogen können für mindestens fünf und maximal zehn Termine gebucht werden. Informationen bei Neumann.Corina@lra-es.de.