Seine Tochter Diana kennt Pardeep nur von Fotos. Das wollen Hartwig Mades und die anderen Helfer ändern. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg
Zum ersten Mal begegnete Pardeep Singh seiner Karolina auf der Akropolis. Sie haben sich daraufhin auf Facebook angefreundet, sich geschrieben, getroffen und sind schließlich ein Paar geworden. „Langsam wurde alles gut. Und eines Tages kam die Finanzkrise“, erzählt der 25-Jährige auf Englisch, der auf seinem Bett in einer Flüchtlingsunterkunft in Esslingen sitzt. Karolina lebt in ihrem Heimatland Polen mit der gemeinsamen Tochter Diana. Sie ist zwei Jahre alt, doch Pardeep hat sie noch nie gesehen, weil er hierzulande festsitzt.

2015 wollte er Karolina nachreisen, die wegen der Schwangerschaft und dem Jobverlust in der Griechenlandkrise nach Polen zurückziehen musste. Als EU-Bürgerin kein Problem. Doch Pardeep ist Inder und hat keine Papiere. In Griechenland, wo beide sich nach seiner Ankunft 2013 kennenlernten, war das kein Hindernis, er konnte illegal als Taucher arbeiten. Doch als er über Mazedonien, Serbien und Ungarn zu seinem Ziel wollte, landete er in Österreich und wurde von dort nach Deutschland geschickt - obwohl er immer wieder sagte, dass er nach Polen will.

Seither wird er hierzulande von Unterkunft zu Unterkunft geschickt. Im August 2016 ist sein Asylantrag abgelehnt worden. Bald läuft seine Duldung ab. Der deutsche Staat will Pardeep in seine Heimat abschieben, weil er nicht aus Angst vor Tod und Verfolgung nach Europa gekommen ist, sondern wegen Armut, Krankheit und Drogenproblemen in seiner Familie, der er Geld schicken wollte. Der 25-Jährige hat Angst vor der Abschiebung: „Wenn ich mal in Indien bin, kann ich niemals zurück.“ Zunächst hatte der zurückhaltende Inder niemandem von seinen Problemen erzählt. Durch Zufall sind zwei Helfer vom Freundeskreis Flüchtlinge Baltmannsweiler auf ihn aufmerksam geworden: Ute Lang und Hartwig Mades besuchten einen anderen Mann in der Esslinger Unterkunft, den sie wie Pardeep zuvor in Hohengehren betreut hatten. Auf seine kummervolle Miene angesprochen erzählte der 25-Jährige Mades seine Geschichte.

„Auf dem Heimweg haben wir beide gesagt: Es kann nicht sein, dass das Mädchen ihren Papa nicht sehen kann“, erzählt Lang. Doch die Frist für einen Einspruch gegen die Ablehnung des Asylantrages war längst abgelaufen. Deswegen wollen die rührigen Ehrenamtlichen nun dem jungen Vater die Heirat mit seiner Karolina ermöglichen. Das Standesamt Esslingen hat sich bereit erklärt, sie zu trauen. Dazu müssen Pardeeps Papiere in Indien beschafft werden, was mehrere Monate dauert und mehrere hundert Euro kostet. Die Helfer wollen dafür Spenden sammeln. Parallel will Karolina Pardeeps Namen in die polnische Geburtsurkunde der kleinen Diana übertragen lassen - das alles erhöht die Chancen für die Familienzusammenführung. „Wir sind guter Hoffnung, dass es so klappt“, sagt Lang.

Was ihm so an Karolina gefalle? Sie sei einfach normal, habe ein schönes Lächeln und trage kein Make-up, sei natürlich, sagt Pardeep. „Sie wollte nie etwas von mir, keine Klamotten, kein Geld.“ Doch in Polen sei es nicht so wie in Deutschland: Karolina könne wegen Diana nicht arbeiten und erhalte umgerechnet 125 Euro im Monat. Manchmal esse sie nichts, um die Kleine durchzubringen. „Sie braucht mich so sehr“, sagt Pardeep. Doch es wird noch einige Zeit dauern, bis er endlich für sie sorgen kann. Bis dahin muss er sich weiter mit den täglichen Whatsapp-Nachrichten und Telefonaten begnügen. „Sie weint in Polen und ich hier.“

Spendenkonzert

Um Spenden für seine Arbeit zu sammeln, veranstaltet der Freundeskreis Flüchtlinge Baltmannsweiler am Samstag, 22. April, ein Konzert. Der renommierte Pianist Vladimir Valdivia spielt ab 17 Uhr im Bürgerhaus Hohengehren Werke von Isaac Albeniz, Chopin und anderen. Eintritt frei. Spenden können auch direkt aufs Konto der Ev. Kirchenpflege Hohengehren, IBAN: DE18 6119 0110 0395 2500 13, Verwendungszweck Freundeskreis Flüchtlinge Baltmannsweiler „PARDEEP“ überwiesen werden.