Da blühte die Kirsche noch Rotation - die Kälte der darauffolgenden Tage setzte ihr jedoch hart zu. Quelle: Unbekannt

Von Maria Krell

Das Projekt „Blühender Landkreis“, das der Landkreis Esslingen gemeinsam mit der Stiftung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen vor drei Jahren gestartet hat, macht seinem Namen bisher alle Ehre: Die Stiftung hat den Obst- und Gartenbauvereinen (OGV) im Landkreis insgesamt 430 Obstbäume geschenkt. 225 davon haben die OGVs im Verbandsgebiet Nürtingen und 205 im Verbandsgebiet Esslingen im Winter 2014 eingepflanzt - das Ergebnis lässt sich derzeit bewundern. Mit der Aktion will die Stiftung, die sich seit über 20 Jahren in verschiedenen sozialen Projekten engagiert, Akzente bei den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit setzen.

Den 52 Vereinen im Landkreis, die sich an der Aktion letztlich beteiligten, standen verschiedene Äpfel-, Birnen-, Kirschen-, und Zwetschgenbaumarten zur Auswahl, die sie bestellen konnten. „Eigentlich waren 400 Obstbäume vorgesehen, aber die Nachfrage war so groß, dass wir nochmal aufgestockt haben“, erzählt Oliver Kolb, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. Neben den gespendeten Obstbäumen zahlt die Stiftung noch bis einschließlich 2018 einen jährlichen Pflegebonus von zehn Euro je Baum.

Denn die ersten fünf Jahre eines Baumes sind für dessen Wachstum entscheidend: „Uns war ein nachhaltiges Konzept wichtig, das nicht nur die Jungbäume fördert, sondern auch deren Pflege mitbedenkt“, sagt die Erste Landesbeamtin Marion Leuze-Mohr bei einem gemeinsamen Blütenrundgang im Vereinsgarten des Obst- und Gartenbauvereins RSKN. Mit dabei sind neben Kolb auch die beiden Vorsitzenden der Kreisverbände der Obst- und Gartenbauvereine Esslingen und Nürtingen, Christel Schäfer und Sigrid Jetter. „Mit diesem zweistufigen Konzept können wir die Bäume in diesen wichtigen Jahren begleiten und die Grundlage für den Fortbestand unserer Kulturlandschaft Streuobstwiese schaffen“, sagt Leuze-Mohr weiter.

Und diese Kulturlandschaft ist auch in diesem Frühling kaum zu übersehen: Im Kreis stehen derzeit viele weißblühende Bäume, die von weitem aussehen, als seien sie mit Watte gespickt. Dass das blühende Ergebnis nicht von ungefähr kommt, wissen Schäfer und Jetter. Im Vereinsgarten stehen fünf Kirsch- und Apfelbäume, „bei Trockenheit musste ich wöchentlich mit Wasserkanistern hier herausfahren, um die kleinen Bäumchen zu wässern“, erzählt Schäfer.

Und Obstbäume brauchen nicht nur Wasser: Schädlinge wie Mäuse, Läuse, Hasen, Rehe und Wildschweine können den jungen Setzlingen zu schaffen machen; die Bäume müssen zurückgeschnitten, der Rasen gemäht, das Obst geerntet und - will man es nicht verderben lassen - verarbeitet werden. Die Pflege von Obstbäumen beutet also viel Arbeit. Oder, wie Schäfer es formuliert: „Der Baum will einen immer wieder sehen.“

Mit einem plötzlichen Kälteeinbruch kämen Bäume meist noch zurecht, solange es sich nur um geringe Minusgrade handle und diese nur kurze Zeit andauerten, erzählt Corina Neumann, die sich im Landratsamt um die Streuobstwiesen kümmert und das Projekt „Blühender Landkreis“ betreut. Generell seien extreme Temperaturwechsel aber nicht gut für die Natur, führt sie weiter aus. Wie Christel Schäfers Ehemann Rolf Schäfer wenige Tage später berichtet, sind die Kirschen mittlerweile stellenweise erfroren. Bei den anderen Bäumen, deren Knospen noch geschlossen sind, könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht mehr sagen.

Ein durch die Kälte verursachtes Problem haben auch Bienen, die man zur Zeit lange auf den Streuobstwiesen suchen kann. „Ich hoffe die Bienen wissen, was zu tun ist und fliegen im Skianzug. Denn die brauchen wir“, erzählt Schäfer. Immerhin: Im Bienenhotel auf dem Vereinsgelände sind zumindest ein paar Zimmer reserviert und belegt.

Und wie ist es um den Nachwuchs bei den Obst- und Gartenbauvereinen bestellt? Jetter und Schäfer beobachten, dass an ihren Anfängerschnittkursen immer auch junge Menschen teilnehmen und sich für Obstbäume interessieren. Wer selbst seinen grünen Daumen erproben will und vorhat, einen Obstbaum zu pflanzen, solle ihn in guten Baumschulen und vor allem mit regionalem Ursprung kaufen, raten die Expertinnen.