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Denkmalschützer in Baden-Württemberg haben mit Blick auf den Ausbau der Windenergie vor einer Zerstörung der historischen Landschaft mit ihren Burgen und Schlössern gewarnt. «Bei aller Notwendigkeit der Erzeugung regenerativer Energien muss auch der verantwortungsbewusste und behutsame Umgang mit dem kulturellen Erbe im Land ein nachhaltiges Anliegen sein», sagte der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege, Claus Wolf, der Deutschen Presse-Agentur. Die Denkmalpflege habe es sich zur Aufgabe gemacht, bei besonders herausragenden Kulturdenkmälern auf den «ungestörten Erhalt» der Landschaft zu drängen.

Laut Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Regierung soll der Ausbau der Windenergie in den kommenden Jahren mit «möglichst geringen Folgen für Mensch, Natur und Landschaft verbunden» sein. Trotzdem ist auch der Landesregierung klar, dass Konflikte programmiert sind. Neben dem Naturschutz sehen Experten im Südwesten die historische Kulturlandschaft teils durch die Windräder bedroht.

Die rund 200 Meter hohen Windräder seien eine Gefahr für die typischen Postkartenansichten, mit denen der Südwesten international auch um Touristen wirbt, meinen Denkmalpfleger. «Tatsächlich ernsthaft in ihrer landschaftlichen Integrität gefährdet sind zwar nur wenige, aber eben herausragende Kulturdenkmale», sagte Martin Hahn, zuständiger Experte im Landesamt für Denkmalpflege. «Wir konzentrieren uns auf die Leuchttürme.»

Gemeint sind Kirchen und Klöster sowie Burgen und Schlösser, die auf einem Bergsporn oder Hang errichtet sind und über große Entfernungen hinweg sichtbar als historische Wahrzeichen wirkten. In dieser Liga spielen zum Beispiel die Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee, das Kloster Neresheim, Burg Hohenzollern oder das Schloss Lichtenstein, in dessen Umfeld ein Windpark geplant ist.

Bei Neresheim sei es zum Beispiel nach Einwendungen der Denkmalpfleger gelungen, die Windkraftanlagen an weniger sensible Standorte zu verschieben. «Es ist aber schwierig», sie zu verstecken», sagte Hahn. Dabei sei sich die Denkmalpflege bewusst, dass die mögliche Beeinträchtigung einer kulturhistorischen Situation anders als die Lage in einem Naturschutzgebiet kein Ausschlusskriterium für Windräder ist.

Der Experte machte deutlich, dass es hier nicht nur um Schönheit der Landschaft gehe, sondern darum, ein über Jahrhunderte überliefertes historisches Bild nicht zu zerstören. Das Augenmerk liege auf der geschichtlichen Dimension von Kulturdenkmalen.

Ziel sei es nicht, jeden Schwarzwaldhof oder jede Dorfkirche vor einem Panorama mit Windkraftanlagen zu schützen, sagte Hahn. Gleichwohl seien kulturlandschaftsprägende Denkmäler besonders erhaltenswert in einer Zeit, in der Planer und Kommunen nach immer neuen Flächen für die Windenergieanlagen suchten. In der Regel gebe es nur bei einem kleinen Teil der Windenergieanlagen erhebliche Bedenken der Denkmalpflege. Für besonders wertvolle Bereiche werde sich der Denkmalschutz aber weiter einsetzen, sagte Hahn.

Als Beispiele nannte der Experte auch Schloss und Stadt Langenburg im Hohenlohischen, Burgen und die Stadt Weinheim am Rand der Rheinebene, die Grabkapelle auf dem Rotenberg in Stuttgart, die Klosterlandschaft rund um Schöntal im Jagsttal, Schloss und Stadt Meßkirch im westlichen Oberschwaben oder Schloss Bürgeln auf einem Ausläufer des Blauen über dem Markgräflerland.