Salem (lsw) - Im Südwesten sind in diesen Tagen wieder die Apfelbauern mit ihren Erntewagen unterwegs. Am Bodensee rechnen sie mit einem guten Ertrag - im Gegensatz zu ihren Kollegen in Südbaden.

Die Apfelbauern am Bodensee rechnen in diesem Jahr mit einer Ernte von gut 260 000 Tonnen - und damit etwas weniger als im Vorjahr. Das entspreche dem mehrjährigen Durchschnitt, sagte der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Obst vom Bodensee, Eugen Setz, zum Start der Apfelsaison gestern in Salem (Bodenseekreis). Im vergangenen Jahr seien es etwa 300 000 Tonnen gewesen.

In Südbaden rechnen die Obstbauern bei der Apfelernte dagegen mit einem Einbruch von etwa 50 Prozent. Grund sei der sehr gute Ertrag vom vergangenen Jahr: Die Bäume seien erschöpft, sagte Anbauberater Hubert Schneider vom OGS Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden in Vogtsburg (Breisgau-Hochschwarzwald). Auch die Hitze des vergangenen Jahres habe den Bäumen zugesetzt und zu einer schwachen Blüte geführt. Grob geschätzt rechnen die Obstbauern mit etwa 5000 Tonnen Äpfeln. Im vergangenen Jahr seien es in der Region etwa 10 000 Tonnen gewesen.

Nordbaden, das kleinste Anbaugebiet Badens, erwartet nach Angaben der zuständigen Obst- und Gemüse-Vertriebsgenossenschaft eine ähnliche Ernte wie im vergangenen Jahr - etwa 1000 Tonnen.

Am Bodensee machte den Pflanzen vor allem Frost während der Blüte im April zu schaffen, sagte der Vorsitzende der Obstregion Bodensee, Helmut Jäger. Die Äpfel wiesen dadurch etwas mehr Schäden auf als üblich. Auch die Größe sei etwas geringer - Qualität und Menge aber sehr zufriedenstellend. Zudem gelange Obst mit Schönheitsmängeln durch den Frost gar nicht erst in den Handel.

Auch politische Entwicklungen machten den Bauern Probleme, sagte Jäger. So hätten sie sich beispielsweise vom Russland-Embargo bislang nicht erholt. Das Land blockt Lebensmittelimporte aus der Europäischen Union - als Antwort auf die EU-Sanktionen wegen der Ukraine-Krise. Dadurch drängten beispielsweise auch polnische Landwirte mit ihren Produkten auf den westlichen Markt, weil sie ihre Äpfel in Russland nicht verkaufen könnten. Zudem beklagten viele Landwirte Mehrkosten durch den Mindestlohn.

Agrarminister Peter Hauk (CDU) sagte, die verbraucher- und erzeugernahe Forschung müsse gefördert werden, um die Marktsituation der Landwirte deutlich zu verbessern. Die meisten Obstbauern am Bodensee hätten sich in Genossenschaften zusammengetan, die auch die gemeinsame Vermarktung übernehmen. Das sei besonders wichtig, sagte Hauk. „Ohne eine Vermarktung ist heutzutage nichts mehr drin.“

Der Bodensee ist eines der wichtigsten Anbaugebiete für Äpfel in Deutschland. Ungefähr 1200 Landwirte bauen nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums auf etwa 7000 Hektar Äpfel in der Region an. Wann genau die Ernte beginnt, lasse sich aber nicht bestimmen, sagte Setz. Die verschiedenen Sorten seien auch zu unterschiedlichen Zeiten reif: Bei Frühsorten wie beispielsweise dem Delbarestival starte die Ernte zum Teil schon im August, Hauptsorten wie der Elstar würden ab Anfang September gepflückt. Geerntet wird bis in den November.