Quelle: Unbekannt

Von Sabrina Erben

Stuttgart - Die Folgen n der Energiewende bekam das Kraftwerk Altbach/Deizisau vor vier Wochen zu spüren: Der Energiekonzern EnBW kündigte an, Block 1 des modernen - aber wirtschaftlich unrentablen - Kraftwerks stillzulegen. Der Steinkohleanteil im Kraftwerkspark des Konzerns würde damit im Vergleich zu 2013 um 40 Prozent sinken. Keine Frage: Die EnBW treibt den Ausbau der alternativen Energien voran. Und wenn man sich die Bilanz des Energiekonzerns anschaut, ist das nicht verwunderlich: Der drittgrößte deutsche Energiekonzern schreibt für das abgelaufene Jahr 2016 einen Verlust von 1,8 Milliarden Euro. Im Bereich Handel und Erzeugung ging das Ergebnis um mehr als die Hälfte zurück. Die Kosten für den Atomausstieg, aber auch die niedrigen Großhandelspreise für Strom, belasten den Konzern.

Der Beitrag der EnBW zum staatlichen Atommüllfonds beträgt 4,7 Milliarden Euro und belastet das Ergebnis des vergangenen Jahres um 2,4 Milliarden Euro. Der Pakt sieht vor, dass der Staat den Energiekonzernen die Verantwortung für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls abnimmt. Dafür sollen die Versorger 23,55 Milliarden Euro einschließlich eines Risikoaufschlags an einen staatlichen Fonds überweisen. Die Konzerne sind verpflichtet, das Geld am 1. Juli 2017 einzuzahlen. „Die Strompreisentwicklung und die Regelung zur Finanzierung des Kernenergieausstiegs haben unser Unternehmen in erheblichem Umfang finanziell belastet“, sagte Vorstandschef Frank Mastiaux (Foto) gestern bei der Bilanzvorlage.

Die EnBW befindet sich seit Jahren in einem radikalem Konzernumbau. Seit 2013 gibt es die „Strategie 2020“. Seit 2014 wurden sieben konventionelle Kraftwerksblöcke zur Stilllegung angemeldet. Gleichzeitig wuchs die Leistung der Windenergieanlagen auf 336 Megawatt.

Doch die finanziellen Belastungen werden größer, die EnBW muss ihr laufendes Sparprogramm noch ausweiten. Die mehr als 20 000 Mitarbeiter - auch Führungskräfte und Vorstand - sollen deshalb 2017 für zunächst weitere vier Jahre auf einen Teil ihres Einkommens verzichten. „Damit leisten alle im Unternehmen einen solidarischen Beitrag“, sagte Mastiaux. Der Vorstandschef betont, dass der Konzern bereits strategische Perspektiven für die Zeit nach 2020 entwickle. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Dekarbonisierung - also die Umstellung in Richtung eines niedrigeren Umsatzes von Kohlenstoff - bleiben „erneuerbare Energien und Netze Schwerpunkte des künftigen, dezentralen Energiesystems“. Die Energiewende trete dann in eine neue m digitalere Phase. „Diese Phase wird deutlich stärker von Markt- und Technologieentwicklungen geprägt.“

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die EnBW zum ersten Mal seit Jahren wieder mit einem leichten Ergebnisanstieg. „Wir gehen davon aus, dass operative Ergebnis mindestens stabil zu halten, und wir haben den Ehrgeiz, sogar einen leichten Ergebnisanstieg von fünf Prozent zu erreichen“, sagte Finanzvorstand Thomas Kusterer. Allerdings nur, wenn sich das Umfeld nicht weiter verschlechtere.

Für die nächsten Jahre strebt das Unternehmen dann auch wieder die Ausschüttung einer Dividende an. Das wird das Land freuen: Vor sieben Jahren stieg der damalige Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) für 4,7 Milliarden Euro beim Konzern ein. Der Plan: Die Raten für den Kredit sollte die Dividende decken.

Geschäftsentwicklung nach Segmenten

Das Segment Vertrieb umfasst den Vertrieb von Strom und Gas. Das bereinigte operative Ergebnis sank um 2,2 Prozent auf 249,7 Millionen Euro.

Das Segment Netze - der Transport und die Verteilung von netznahen Dienstleistungen - entwickelte sich positiv. Das bereinigte operative Ergebnis stieg 2016 um 34,3 Prozent auf eine Milliarde Euro an. Der Anteil am Ergebnis beträgt damit mittlerweile rund 52 Prozent.

Das Segment Erneuerbare Energien - also Energieerzeugung mit Wasser, Sonne und Wind - erzielte ein bereinigtes operatives Ergebnis von 295,3 Millionen Euro. Das ist ein Zuwachs von 2,7 Prozent. Obwohl der Windertrag niedriger war als erwartet, konnten die Ergebnisrückgänge des Offshore-Windparks EnBW Baltic 2 die negative Entwicklung bei den Laufwasserkraftwerken kompensieren. Der Anteil lag bei 23 Prozent.

Das Segment Erzeugung und Handel umfasst die Stromerzeugung und den Handel mit Strom aus Gas: Die niedrigen Großhandelspreise für Strom wirkten sich negativ auf dieses Segment aus. Das Ergebnis ging deutlich um 56,6 Prozent auf 337,2 Millionen Euro zurück. Der Anteil des Bereichs im Konzern beträgt 17,4 Prozent.