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Eine bundesweit geplante Strafe für Freier von Zwangsprostituierten kommt bei der Stuttgarter Beratungsstelle für Prostituierte gut an. «Damit wäre das Recht der Frauen gestärkt», sagte die Koordinatorin der Anlaufstelle für Prostituierte, Café La Strada, Sabine Constabel, der Deutschen Presse-Agentur. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat das Bundeskabinett im April beschlossen. Auch eine frühere Zwangsprostituierte, die anonym bleiben möchte, befürwortet das.

In der jetzigen Rechtslage sei der Freier im Vorteil. «Der sagt: Ich habe bezahlt, ich habe nichts Verbotenes gemacht.» Dabei können Männer ihrer Einschätzung nach erkennen, ob eine Prostituierte unter Zwang arbeitet. «Wenn eine Frau blaue Flecken hat, weil sie vom Zuhälter geschlagen wird, wenn sie alles macht, wenn sie ungepflegt und schlecht angezogen ist oder wenn sie auf der Straße steht.»

Rund 500 Prostituierte arbeiten allein in Baden-Württembergs Landeshauptstadt Stuttgart. Das geht aus Schätzungen der Polizei hervor. Wie viele Frauen zur Prostitution gezwungen werden, lässt sich demnach aber nicht beziffern. Geht man von finanziellem Zwang aus, werde es einfacher, Zahlen zu sammeln. «Straßenprostitution ist fast zu 100 Prozent Armutsprostitution», sagt ein Polizeisprecher. Im Stuttgarter Rotlichtviertel ist die Straßenprostitution demnach von etwa 90 Frauen im Jahr 2012 auf rund 50 im Jahr 2015 zurückgegangen.

Die Polizei habe viel kontrolliert, Anzeigen erstattet und Geldstrafen verhängt, weil es den Prostituierten in einem Sperrgebiet nicht erlaubt sei, auf der Straße um Kunden zu werben. Die Zahl der Frauen, die in Wohnungen im Viertel arbeiten, stieg im Gegenzug aber. 2013 waren demnach 140 in Wohnungen und anderen Unterkünften im sogenannten Leonhardsviertel tätig. 2015 waren es 150.