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Stuttgart (lsw) - Ein Wetter wie ein Feiertag für Eisverkäufer und Freibadbetreiber: Wer nicht im Urlaub war und trotzdem frei hatte, konnte gestern im Freibad, am Badesee oder im Park einen Tag in der Sonne genießen. Mit Temperaturen vielerorts über 30 Grad und ungetrübtem Sonnenschein bog der Sommer im Südwesten auf die Zielgerade und bot Entschädigung für kühle und regnerische Stunden in den vergangenen Wochen.

Um 15 Uhr wurde Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zufolge die höchste Temperatur in Bad Mergentheim im Main-Tauber-Kreis mit 32,9 Grad gemessen. In Stuttgart waren es 31,1 Grad. Ob der Höchstwert für einen 25. Neben vielen erfreulichen Aspekten bot die Hitze aber auch Gefahren und führte zu Einschränkungen. So mussten sich Autofahrer auf verschiedenen Autobahnabschnitten mit Tempo 80 zufriedengeben. Die Behörden verhängten die Geschwindigkeitsbegrenzung wegen der Gefahr durch Hitzeschäden an Betonfahrbahnen. Manche Forstämter stellten sich bereits auf eine steigende Waldbrandgefahr in den kommenden Tagen ein. Was bleibt vom Sommer 2016 in Baden-Württemberg in Erinnerung? Überflutete Orte, heftige Gewitter, kühle Tage, strahlender Sonnenschein und brüllende Hitze. Die Monate Juni, Juli und August hatten es in sich und sind in der Statistik doch gar nicht so spektakulär. „Unter dem Strich war es eigentlich gar kein schlechter Sommer“, sagte DWD-Meteorologe Klaus Riedl gestern in Stuttgart. Aber: „Zu warm und unzuverlässig.“

Über dem langjährigen Mittel

Wenige Tage vor dem Ende des meteorologischen Sommers am 31. August liegt die Durchschnittstemperatur in Baden-Württemberg mit 17,5 Grad bereits deutlich über dem langjährigen Mittel von 16,4 Grad. Da bis zum Monatsende noch heiße Tage folgen sollen, ist ein weiterer Anstieg auf 17,8 bis 18 Grad möglich. Damit läge der Sommer 2016 im Vergleich seit 1901 bei der Temperatur auf dem zehnten Platz. Den diesjährigen Rekord hält bisher der Ort Waghäusel nördlich von Karlsruhe mit 36,2 Grad am 20. Juli. Beim Sonnenschein dürfte Baden-Württemberg mit Blick auf die Prognose für die nächsten Tage noch über das langjährige Mittel von 647,6 Stunden hinauskommen, sagte Riedl.

Regen gab es fast überall immer wieder, weil sich Hoch- und Tiefdruckgebiete in rascher Folge abwechselten. Im landesweiten Mittel macht das etwas mehr als 262 Liter pro Quadratmeter aus und damit etwas weniger, als im langjährigen Durchschnitt zu erwarten wäre. Allerdings: „Das Mittel gibt die reale Situation gar nicht so wieder, wie es die meisten Menschen erlebt haben.“ Denn mancherorts kamen innerhalb kurzer Zeit so große Regenmengen zusammen, dass Bäche zu reißenden Flüssen wurden und starke Schäden anrichteten. So seien am 24. Juni in Pfullingen bei Reutlingen innerhalb von einer Stunde geschätzt etwa 50 Liter pro Quadratmeter heruntergekommen. Der Juni habe die Niederschlagsbilanz geprägt.

Den meisten Niederschlag bekam wegen seiner exponierten Lage der höchste Gipfel des Schwarzwaldes ab. Auf dem Feldberg maßen die Meteorologen bisher 526,4 Liter pro Quadratmeter, etwa fünf Prozent mehr als im langjährigen Durchschnitt.

Ein Achterbahnprofil

Warum empfinden trotz dieser Durchschnittswerte viele Menschen den Sommer 2016 als nicht besonders gut? „Man hat keine Konstanz und dann hat man immer wieder kühle Phasen gehabt“, sagte Riedl. Nicht nur im Juni, auch im Juli habe es immer wieder kühle Perioden über mehrere Tage weit unter den Durchschnittswerten gegeben. Erst gegen Ende habe sich der Juli dann wieder ziemlich sommerlich gezeigt. „So verläuft es über den ganzen Sommer hinweg, auch der August hat dieses Achterbahnprofil.“ Meteorologen rechnen immer mit ganzen Monaten für ihre jahreszeitlichen Statistiken. Deshalb beginnt der Sommer für sie bereits am 1. Juni und endet am 31. August.