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Stuttgart (dpa/lsw) - Im Ringen um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen bei der evangelischen Brüdergemeinde Korntal (Kreis Ludwigsburg) fordern Opfervertreter nun ein Krisengespräch mit Vertretern der Landeskirche Württemberg. Daran sollten neben anderen auch Entscheidungsträger des Diakonischen Werkes, der Brüdergemeinde sowie der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs teilnehmen, forderte das Netzwerk von Betroffenen am Mittwoch.
„Es ist höchste Zeit für ein Signal an die Missbrauchsopfer, dass sich etwas bewegt“, sagte Netzwerk-Sprecher Detlev Zander. An dem Krisengespräch solle auch der ursprünglich als Aufklärer vorgesehene Rechtsanwalt Ulrich Weber teilnehmen. Der Anwalt habe „aufgegeben, weil die Brüdergemeinde ihn nicht unabhängig arbeiten lassen will, doch wir kämpfen weiter für Weber“, sagte Zander. Die Brüdergemeinde wies das zurück: „Eine auch von uns gewünschte unabhängige Arbeit und Aufklärung wurde und wird bis heute nicht in Frage gestellt“, hieß es in einer Mitteilung. Webers Nicht-Beauftragung habe ausschließlich mit dessen möglicher Verwicklung in eine Korruptionsaffäre zu tun. Diesen Vorwurf wiederum weist Weber zurück.
Nach Angaben des Betroffenen-Netzwerks werfen mehr als 300 ehemalige Heimkinder der Brüdergemeinde vor, in den 1950er bis 1980er Jahren in deren zwei Kinderheimen sexuell missbraucht, misshandelt und gedemütigt worden zu sein. Ob es tatsächlich zu dem geforderten Krisentreffen kommt, war zunächst nicht absehbar.