Der Schriftzug "Jugendhilfe Hoffmannhaus" ist im Januar 2015 auf einem Schild vor dem Kinder- und Jugendheim der Brüdergemeinde Korntal zu sehen. Foto: Archivbild dpa - Archivbild dpa

Korntal (dpa/lsw) - Im Ringen um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen bei der evangelischen Brüdergemeinde Korntal (Kreis Ludwigsburg) haben sich die Fronten weiter verhärtet. Opfervertreter kündigten am Sonntag an, die Gespräche mit der Gemeinde abzubrechen. „Wir werden nicht mehr mit den Brüdern sprechen, sondern die evangelische Landeskirche ins Boot holen“, sagte Netzwerk-Sprecher Detlev Zander. Der Entschluss sei einstimmig gefasst worden. „Der Oberhirte, also der Bischof, muss jetzt ran.“
Die Brüdergemeinde wurde Zander zufolge nicht gesondert informiert. Sie war am Sonntag zunächst nicht zu erreichen. Die Aufklärung der Missbrauchsfälle zieht sich schon seit Jahren und erlebte immer wieder Rückschläge. Erst vor wenigen Tagen hatte sich ein erhoffter Aufklärer aus der Aufarbeitung zurückgezogen.
Nach Angaben des Betroffenen-Netzwerks werfen mehr als 300 ehemalige Heimkinder der Brüdergemeinde vor, in den 1950er bis 1980er Jahren in deren zwei Kinderheimen sexuell missbraucht, misshandelt und gedemütigt worden zu sein.
Opfervertreter hatten bereits am Mittwoch ein Krisengespräch unter anderem mit Vertretern der evangelischen Landeskirche Württemberg gefordert.