Zwiefalten (lsw) - Weniger Hoferben, dafür mehr Berufsfremde und Feierabendlandwirte: In diese Richtung geht nach Einschätzung des Landesbauernverbands der Trend beim Nachwuchs im Südwesten.

„Wir haben nicht mehr so viele potenzielle Hofnachfolger, dafür nahmen Quereinsteiger und Nebenerwerbslandwirte in den letzten Jahren zu“, sagte der Bildungsexperte des Verbandes, Gebhard Aierstock. Insgesamt habe die Landwirtschaft im Südwesten keine großen Nachwuchssorgen. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele junge Leute sich für den Beruf entscheiden, trotz der schwierigen Einkommenssituation.“

2015 waren nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums 771 Frauen und Männer im Südwesten in einer dreijährigen Ausbildung zum Landwirt, 2010 lag die Zahl mit 776 kaum höher. Und das, obwohl Baden-Württemberg beim Einkommen in der Landwirtschaft mit 32 300 Euro pro Arbeitskraft 2014 im bundesdeutschen Ranking auf dem letzten Platz stand.

Junge Leute reize die Vielseitigkeit und nachhaltige Ausrichtung eines landwirtschaftlichen Berufes, sagt Aierstock: „Landwirte sind Allrounder, sie machen Tierhaltung, Landtechnik, Pflanzenbau, Digitalisierung, Dokumentation und auch das Kaufmännische, dazu ein bisschen Maurer und Zimmermann.“ All dies könnten die angehenden Landwirte im Land mit seinen kleinbäuerlichen Strukturen noch gut umsetzen, sagte Verbandssprecherin Ariane Amstutz. „In den im Südwesten verbreiteten Familienbetrieben ist die Arbeit noch abwechslungsreicher und persönlicher als in großen, spezialisierten Unternehmen, wie sie im Norden und Osten von Deutschland häufiger vorkommen, wo die Betriebe größere Nachwuchssorgen haben. Insofern ist Baden-Württemberg für Jungbauern ein attraktives Bundesland.“ Doch auch im Südwesten geht der Trend durch den Strukturwandel zu größeren Höfen mit zunehmend digitalisierten, computergesteuerten Abläufen, warnt Aierstock. „Die Landwirtschaft 4.0 ist eine Herausforderung für die Ausbildung, in der Viehhaltung gibt es zunehmend digitalisierte Produktionsprozesse wie etwa Melkroboter und Futtertechnik, im Pflanzenbau kommt auf dem Acker GPS-Technik zum Einsatz, die Erträge vom Maishäcksler und Mähdrescher werden digital gemessen.“

Hinzu komme der demografische Wandel, durch den die Höfe mit Handwerk und Industrie um Auszubildende konkurrierten: „Auch die Landwirtschaft steht im Wettbewerb um junge Leute“, sagt Aierstock. „Und für High-Tech in der Ausbildung ist ein höheres Bildungsniveau erforderlich.“