Da kann einem schon der Appetit vergehen: Der Fremdkörper, der laut einem Verbraucher in einer Fertigpackung Blattspinat gefunden und bei der Lebensmittelüberwachung abgegeben wurde, war eine zerfetzte Kröte. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Roland Böhm

Stuttgart - Schimmel auf Rindfleisch, Mäuse in der Küche, Metall- und Knochenstücke in Lebensmitteln - im vergangenen Jahr haben die Lebensmittelkontrolleure im Südwesten wieder allerhand zu Gesicht bekommen. Den Vogel schoss eine zerfetzte Kröte ab, die ein Verbraucher im Spinat entdeckt hatte. So etwas sei aber die Ausnahme, betonte Verbraucherminister Peter Hauk (CDU) gestern bei der Vorlage des Jahresberichts der Lebensmittelkontrolleure. Als gesundheitsschädlich hätten sich nur wenige Proben erwiesen. Im Grunde sei das Essen so sicher wie selten. „Auf unsere Lebensmittel ist Verlass - wenn es schwarze Schafe gibt, finden wir sie.“

1021 Betriebe geschlossen

Wegen schwerer Hygieneverstöße haben die Behörden im vergangenen Jahr 1021 meist kleine Lebensmittelbetriebe geschlossen. Knapp 82 000 von 235 000 Lebensmittelbetrieben seien im vergangenen Jahr überprüft worden. Bei jedem Vierten seien Verstöße festgestellt worden. Der Ergebnis: 425 Strafverfahren, fast 2500 Ordnungswidrigkeiten, 1700 Bußgelder und 4500 Verwarnungen.

Zucchini aus privatem Anbau sorgten 2015 für einen Todesfall in Baden-Württemberg. Bei Untersuchungen der Experten des Landes wurden in den Zucchini giftige Inhaltsstoffe von Kürbisgewächsen (Cucurbitacine) nachgewiesen. Wie Hauk erklärte, wurden diese Stoffe aus Kultursorten herausgezüchtet und kommen in der Regel nur in Wildformen von Zucchini und Kürbisgewächsen vor. Sie schmeckten sehr bitter. Der Minister riet, bei selbst angebauten Zucchini stets vor der Zubereitung ein rohes Stück zu probieren. Die Kontrolleure nahmen besonders zerkleinerte Haselnüsse unter die Lupe und waren vom Ergebnis wenig erfreut, wie Hauk sagte. Haselnüsse können stark krebserregende Aflatoxine enthalten, Gifte, die von Schimmelpilzen gebildet werden. Die Haselnuss-Proben 2015 waren demnach schlechter als 2014. So gab es häufigere Belastungen, die mittlere Belastung lag höher, und die Höchstmengen wurden deutlich häufiger überschritten.

Grundsätzlich seien ganze Nüsse weniger belastet als zerkleinerte. Wohl, weil für die zerkleinerte Ware minderwertige Nüsse verwendet würden.

Pflanzengifte im Kräutertee

Auch Kräutertees standen im Fokus der Experten. Risiken für die Verbraucher entstehen dann, wenn Unkräuter zwischen die Pfefferminz- oder Kamillenblätter geraten. Diese können natürliche Pflanzengifte enthalten. 93 Proben wurden untersucht und bei 43 Prozent der untersuchten Kräutertees war der Wert, der als maximal empfohlene Tageszufuhr für Kinder gilt, überschritten - und zwar schon bei einer Tasse. Europa müsse Höchstgehalte für diese Stoffe festlegen, forderte Hauk.

Ähnlich wie anderen Politikern ist auch Hauk das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) auf Lebensmittelverpackungen ein Dorn im Auge. Ein großer Teil von Lebensmitteln lande auf dem Müll, obwohl er dort nicht hingehöre. Mit Ablauf des MHD sei Joghurt oder Käse noch lange nicht ungenießbar. Die Abschaffung des MHD forderte er jedoch nicht. Es brauche ein Umdenken und eine Kampagne zur Aufklärung der Verbraucher, sagte er. Über Jahrzehnte seien die Verbraucher auf das MHD fixiert worden - und vertrauten ihm mehr als den eigenen Sinnen.