Der Sitz der größten Landesbausparkasse Deutschlands ist in Stuttgart, weitere Standorte sind Karlsruhe und Mainz. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Wolf von Dewitz

Stuttgart/Mainz - Der Konzentrationsprozess in Deutschlands Bausparkassenbranche geht weiter, zuletzt hatten sich die LBS West und die LBS Bremen 2014 zusammengeschlossen. Nun gibt es eine Fusion im Südwesten. Gemeinsam kommt man besser durch schwierige Zeiten, so das Motto.

Mit soliden Halbjahreszahlen im Rücken ist Deutschlands größte Landesbausparkasse (LBS) aus der Taufe gehoben worden. Die Fusion der LBS Südwest sei am Samstag endgültig vollzogen worden, teilte die LBS mit. Das Finanzinstitut ist aus der LBS Baden-Württemberg und LBS Rheinland-Pfalz entstanden, die Fusion gilt rückwirkend zum 1. Januar 2016. Mit 1150 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von mehr als 17 Milliarden Euro wird das neue Institut größer als die LBS West und die LBS Bayern. Die Eigentümer beider Häuser, die Sparkassenverbände von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, hatten sich bereits Anfang des Jahres geeinigt.

Zur Vollendung der Fusion legten beide Häuser Halbjahreszahlen vor. Den Angaben zufolge konnte die LBS Baden-Württemberg von Januar bis Juni neue Bausparverträge mit einem Volumen von 3,94 Milliarden Euro abschließen - das war zwar ein Minus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, allerdings ein Minus auf sehr hohem Niveau. Der letztjährige Wert war Rekord für die LBS. Die LBS Rheinland-Pfalz konnte Verträge über 1,05 Milliarden Euro abschließen und damit ein Plus von knapp fünf Prozent verbuchen.

Die Bausparkassen-Branche steht wegen der Nullzinsphase unter massivem Druck. Zwar schließen viele Menschen Bausparverträge ab, um sich auch langfristig einen niedrig verzinsten Darlehensvertrag zu sichern. Allerdings wandeln relativ wenige Kunden ältere Bausparverträge in Kredite um, weil der vor längerer Zeit festgelegte Zinssatz angesichts heutiger Niedrigzinsen nicht lukrativ ist. Das schmälert tendenziell das Gewinnpotenzial der Branche.

Zudem führen die nach der Finanzkrise verschärften regulatorischen Vorgaben zu einem deutlich höheren Aufwand und damit mehr Kosten. Eine Firmensprecherin sagte, mit der Fusion werde die Leistungsfähigkeit der LBS Südwest gesichert. Man sei „für die anhaltenden Herausforderungen der Niedrigzinsphase gewappnet“.

„Man tut es, weil man es muss“

Das neue Institut steht personell vor harten Einschnitten. Wie schon seit längerem bekannt ist, sollen 15 Prozent des Personals bis Ende 2020 abgebaut werden. Das wären etwa 170 Mitarbeiter weniger als heute. Wo der Rotstift gezückt wird - ob eher in Stuttgart, Mainz oder Karlsruhe - ist noch unklar. Die LBS setzt vor allem auf ein Vorruhestandsprogramm. Sitz der LBS Südwest ist Stuttgart mit etwa 600 Mitarbeitern, Karlsruhe (300 Mitarbeiter) und Mainz (250 Mitarbeiter) sind nur noch Standorte.

Aus Expertensicht war die Fusion fast schon zwangsläufig. „Der Druck zur Fusion in der Bausparkassenbranche ist da - man tut es, weil man es muss“, sagt Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim. Allerdings zeigte er sich skeptisch, ob der gewünschte Einspareffekt durch die Bündelung von Verwaltungsressourcen bei der LBS Südwest auch kommen werde. Schließlich würden Institute und Firmen etwa wegen längerer Abstimmungsprozesse auch tendenziell ineffizienter, wenn sie größer werden, so der Professor. In der gegenwärtigen Situation mit steigenden Regulierungskosten sei eine Fusion zwar sinnvoll, auf lange Sicht habe er aber Zweifel. „Größere Banken werden nicht unbedingt bessere Banken“, sagte Burghof.