Mittels eines Plakats am Eingangstor werden die Besucher informiert, dass das Naturfreibad auf Grund von Wasserverunreinigungen geschlossen ist Foto: dpa - dpa

„Badespaß hat eine neue Adresse“, frohlockt Herrenberg im Internet. Doch das 5,7 Millionen Euro teure Naturfreibad der Stadt ist geschlossen. Eine Keimbelastung lässt Experten verzweifeln.

Herrenberg (dpa/lsw) - Nochmal richtig Sommer - und ganz Deutschland strömt zur Abkühlung in die Freibäder. Ganz Deutschland? Auch im schwäbischen Herrenberg würden sicher viele Menschen mitten in den Ferien auch nochmal ins kühle Nass springen. Gut 5,7 Millionen Euro hat sich das Städtchen genau für solche Fälle ein tolles neues Bad kosten lassen - doch genutzt werden kann es nicht. Die Badesaison 2016 - die zweite des nagelneuen, attraktiven und innovativen Naturfreibades - ist definitiv beendet, wie die Stadt mitteilte.
„Aufgrund der aktuellen Wasserwerte und nach Absprache mit dem Gesundheitsamt, sowie zu Ihrer eigenen Sicherheit, müssen wir den Badebetrieb im Naturfreibad einstellen“, heißt es auf einem Schild am verwaisten Eingang. Derweil suchen Experten mehrerer Institute drinnen fieberhaft nach den Ursachen für das Ärgernis, das auch schon im Eröffnungsjahr 2015 für Schließungen und Frust sorgte.
Biologisch, klar und ganz ohne Chlor sollte das Wasser im Naturfreibad sein. Ein „besonderes Badeerlebnis“ versprach die Stadt. „Mit High-Tech gefiltert und gereinigt wie Trinkwasser ist es eine Wohltat für die Haut - nicht nur von Allergikern.“ Pustekuchen. Denn immer wieder macht sich das Bakterium Pseudomonas aeruginosa im Wasser breit. Warum? Das weiß kein Mensch. Planer wie Experten testen, untersuchen - und rätseln. Im Laufes des Septembers sollen neue Erkenntnisse vorliegen.
„Wir werden jetzt nicht mehr öffnen, bis die Ursache definitiv gefunden ist“, sagte Stadtwerke-Chef Florian Müller. Schon im August 2015 war das Naturfreibad an 23 Tagen geschlossen, im Winter wurden 73 Punkte eines Aktionsplans umgesetzt. Ohne Erfolg, wie sich jetzt zum Ärger der Badegäste zeigte. Sandstrand, Liegewiesen, Wasserfall, Sprungturm und Wellenrutsche können sie in diesen Tagen bei Sonnenschein und über 30 Grad nur durch den Zaun betrachten. Andernorts funktionierten solche Naturbäder, versicherte die Stadt.
„Wir haben ein Bad bestellt, das funktioniert“, sagte Stadtsprecher Tom Michael und vertröstet auf 2017. Natürlich sei das alles „super ärgerlich“, man sei „höchst unzufrieden“. Als mögliche Ursache der Verunreinigung gilt das Granulat des Pflanzenfilters. Proben davon seien an die Materialprüfungsanstalt in Bremen geschickt worden. Das Wasser enthält Feinstpartikel, deren Herkunft keiner kennt. Womöglich müsse der Filter komplett ausgetauscht werden, erläuterte der Erste Bürgermeister Tobias Meigel. Das verantwortliche Planungsbüro Polyplan GmbH aus Bremen ist ebenfalls ratlos. Es probt und testet fleißig mit. Und Geschäftsführer Stefan Bruns bleibt nicht viel, als zu versichern, alles zu tun, „um unseren Auftrag zu erfüllen“.