Freiburg (lsw) - Nach dem Tod einer Studentin und dem Tatverdacht gegen einen 17-jährigen Flüchtling in Freiburg sieht Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) keinen grundlegenden Stimmungswandel gegen Flüchtlinge in der Stadt.

Ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit werde in weiten Teilen der Bevölkerung nicht infrage gestellt, sagte er gestern. „Erste Rückmeldungen zeigen, dass die Tat keine Auswirkungen auf das Engagement haben wird.“ Es handele sich um die Tat eines Einzelnen, dies werde von den meisten auch so gesehen. Es gebe weiter große Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge.

Einem 17 Jahre alten Flüchtling aus Afghanistan, der 2015 nach Deutschland kam, wird vorgeworfen, Mitte Oktober in Freiburg eine 19-jährige Studentin vergewaltigt und ermordet zu haben. Die Frau war sozial engagiert. Der Fall hatte bundesweit eine Debatte über die deutsche Flüchtlingspolitik ausgelöst. Die Studenteninitiative Weitblick bestätigte, dass sich die 19-Jährige seit Anfang des vergangenen Semesters in dem Verein engagierte. Sie sei jedoch nicht in der Flüchtlingshilfe aktiv gewesen, sondern habe sich für Spenden und die Renovierung einer Grundschule in Ghana eingesetzt. Dementsprechend werde nun das Geld verwendet, das der Verein nach dem Tod der 19-Jährigen erhalte. Die Familie der Getöteten hatte in der Traueranzeige unter anderem, zu Spenden für Weitblick aufgerufen.

Seit dem Tod der jungen Frau werde der Verein mit Hass-Posts konfrontiert, teilte er mit. Diese enthielten rassistische, beleidigende und teilweise strafrechtliche Aussagen. Deshalb habe der Verein seine Facebook-Seite vorübergehend vom Netz genommen. Der Verein werde sich weiter sozial engagieren, auch für Flüchtlinge.

Polizei und Staatsanwaltschaft äußerten sich nicht zu Details ihrer Ermittlungen. Der 17-Jährige er sitzt in Untersuchungshaft. Den Angaben zufolge äußert er sich nicht. Ob er das Opfer kannte, ist unklar. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, warnte vor einem Generalverdacht gegen Flüchtlinge. Die Straftaten ließen keine Verallgemeinerungen zu, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Aufgabe der Polizei sei es, sich den Tatbestand genau anzuschauen und nicht noch Ängste zu schüren.