Stihl sieht viel Wachstumspotenzial bei Akkuprodukten. Die klassische Benzinmotorsäge (Foto) ist aber nach wie vor Umsatzbringer Nummer eins. Fotos: dpa Quelle: Unbekannt

Von Sabrina Erben

Waiblingen - Langsam tuckert der kleine Mähroboter über die grüne Wiese und zieht seine Kreise im Garten vor dem Stihl-Hauptgebäude in Waiblingen. Hin und her fährt die Maschine, umrundet Bäume und verschiedene Hindernisse. Der akkubetriebene Rasenmäher läuft - einmal aufgeladen - etwa 150 Minuten. Während der Roboter draußen seine Runden dreht, informiert der Vorstandsvorsitzende Bertram Kandziora im Stihl-Werk über das laufende Geschäftsjahr des Familienunternehmens. In den Fokus rücken dabei akkubetriebene Geräte - wie der Rasenmäherroboter von Viking, seit den 90er-Jahren ein Tochterunternehmen von Stihl. „Wir wachsen überproportional bei den Akkuprodukten“, sagt Kandziora.

Der Umsatz der Stihl-Gruppe hat sich in den ersten acht Monaten des Geschäftsjahres um 5,4 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro erhöht. Bei unveränderten Wechselkursen hätte das Plus bei 9,3 Prozent gelegen. 90 Prozent der Erlöse erwirtschaftet das Unternehmen im Ausland. Währungseffekte unter anderem in Kanada, Brasilien und Großbritannien hätten die Erlöse um 90 Millionen Euro schrumpfen lassen. Getrieben wurde das Wachstum durch ein starkes Absatzplus. Wachstumsmotor sei erneut der US-amerikanische Markt gewesen. Der russische Markt - früher zweitwichtigster Absatzmarkt - habe sich etwas erholt, eine Trendwende ist Kandziora zufolge aber nicht in Sicht.

Heckscheren und Laubbläser

In Deutschland war vor allem bei Akku-Geräten und Robotermähern der Nachfragezuwachs hoch. Dabei habe das Wetter mit Regen und Wärme für Wachstum in der Natur gesorgt und das Geschäft positiv beeinflusst. Wo mehr wächst, muss auch mehr gemäht und gesägt werden. Neben der klassischen Motorsäge verkauft Stihl auch Heckenscheren oder Laubbläser. „Für 2016, das Jahr unseres 90-jährigen Firmenjubiläums, rechnen wir mit einem Absatz- und Umsatzrekord“, sagt Kandziora. 2015 betrug der Umsatz 3,25 Milliarden Euro. Über die Ertragslage macht das Unternehmen keine Angaben. „Die ersten acht Monate liefen wie auch das Vorjahr zufriedenstellend“, sagt der Stihl-Chef.

Die Akkuprodukte machen bisher nur fünf Prozent der weltweiten Umsätze aus. Nach wie vor sind die klassischen benzinbetriebenen Produkte der wichtigste Geschäftsbereich. „Auch im Benzin-Geschäft erwarten wir in den nächsten Jahren ein deutliches Plus“, sagt Kandziora. Langfristig sei aber mit einer Abflachung im Benzin-Markt zu rechnen. Mehr Wachstumspotenzial bietet allerdings das Geschäft mit den kabellosen Werkzeugen. „In diesem Segment wird das Unternehmen neue Kundengruppen ansprechen und Marktanteile gewinnen“, sagt Kandziora. Die Akkuprodukte sind leichter, leiser und oft günstiger. Stihl will damit vor allem Privatnutzer anlocken: „Menschen, die bisher nicht auf die Idee kamen, eine Säge für ihre Gartenarbeit zu nutzen“, sagt Kandziora.

Seit August dieses Jahres ist Stihl nun mit einer „substanziellen Minderheitsbeteiligung“ an dem chinesischen Akku-Hersteller Globe Tools mit Hauptsitz in Changzhou beteiligt. „Damit können wir wertvolle Synergien bei der Entwicklung und Fertigung von Akku-Produkten erzielen“, erklärt Kandziora. Die Chinesen verkaufen günstigere Produkte als Stihl, was die Produktpalette der Deutschen erweitert. „Wir erhalten Zugang zu preiswerten Komponenten. Unseren Kunden können wir damit neue, hochwertige Produkte im Einstiegssegment zu sehr attraktiven Preisen anbieten“, sagt Kandziora. Für Globe Tools arbeiten weltweit 4000 Mitarbeiter in China, den USA, Kanada, Russland und Köln. Die Firma machte zuletzt einen Umsatz von 290 Millionen Euro.

Ende August beschäftigte Stihl weltweit 14 700 Mitarbeiter. „Im deutschen Stammhaus, insbesondere am Stammsitz in Waiblingen, investieren wir von 2016 bis 2019 rund 300 Millionen Euro“, betont Kandziora. Bereits im März hatte das Unternehmen die Erweiterung des Entwicklungszentrums und eine neue Produktionslogistik am Standort Waiblingen eingeweiht.

Zahlen und Fakten

Umsatz: 2,4 Milliarden Euro in den ersten acht Monaten des Jahres 2016 (plus 5,4 Prozent). Im Jahr 2015 wurde ein Umsatz von 3,25 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Mitarbeiter: Weltweit 14 700 Mitarbeiter. Die Belegschaft im deutschen Stammhaus zählte zum Stichtag 31. August in Waiblingen 3220 Beschäftigte, 343 in Ludwigsburg, 628 in Prüm-Weinsheim und 61 in Wiechs am Randen.

Die Stihl-Produkte werden mit 36 Vertriebs- und Marketinggesellschaften und 40 000 Fachhändlern in 160 Ländern vertrieben.