Mit ihr fing alles an: die Sauschwänzlebahn bei Blumberg. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Das Publikum ist meist älter, doch die Serie genießt Kultstatus - und hat sogar einen eigenen Fan-Club.

Von Jürgen Ruf

Blumberg - Zum Jubiläum machen die Beteiligten mächtig Dampf. Und kehren an den Ort zurück, an dem alles begann. Vor 25 Jahren wurden hier die Weichen gestellt für eine ungewöhnliche Fernsehreihe. Filme über Dampflokomotiven und historische Eisenbahnen waren im TV-Programm eigentlich nur als Pausenfüller gedacht. Doch die Zuschauer wollten mehr davon sehen. Und so wurde daraus eine Serie - mit Erfolg. Die 1991 gestartete „Eisenbahn-Romantik“, die sich in 30-minütigen Reportagen alten Zügen und Bahnen widmet, findet ihr Publikum. Mehr als 880 Folgen wurden bereits ausgestrahlt.

„Es ist ein Jubiläum der besonderen Art“, sagt eine Sprecherin des Südwestrundfunks (SWR) in Baden-Baden. „Eisenbahn-Romantik“ läuft im SWR-Fernsehen, in anderen dritten Programmen der ARD sowie bei 3sat. Einzelne Filme der Reihe werden zudem bei Arte ausgestrahlt. Zum Geburtstag der Serie wird am Sonntag im SWR-Fernsehen eine 90 Minuten lange Jubiläumsausgabe gezeigt. Und das ganze Wochenende wird in Blumberg im Schwarzwald ein Fest gefeiert. Die historische Sauschwänzlebahn dort ist die Kulisse. Mit einem Beitrag über diese Bahn, ausgestrahlt am 7. April 1991, hatte alles begonnen. „Das Fernsehpublikum hat mit der Fernbedienung abgestimmt“, erinnert sich Hagen von Ortloff. Der 67-Jährige ist der Erfinder von „Eisenbahn-Romantik“ und als einziger Moderator das Gesicht der Serie. Für Programmlücken produzierte der Fernseh- und frühere Sportreporter in Stuttgart vor einem Vierteljahrhundert Kurzfilme über historische Eisenbahnen, auch über die Sauschwänzlebahn. Der Zuschauererfolg überraschte. „Die Kurzfilme hatten eine höhere Einschaltquote als die Sendungen, die davor und danach gezeigt wurden. Und diese waren das Hauptprogramm.“ Die Fangemeinde war so groß, dass aus den Eisenbahnen eine Serie wurde. Das war ein neuer Weg. „Ähnliches gab es nicht - und gibt es bis heute nicht im deutschen Fernsehen“, sagt von Ortloff. Läuft eine der jeweils 30 Minuten langen Episoden, schalten nach Angaben des Südwestrundfunks im Schnitt bis zu 50 000 Menschen ein. Einen Absturz der Quote, unter denen andere Formate leiden, gab es bei den Fernseheisenbahnen in den 25 Jahren nicht.

In der schnell gewordenen Fernsehlandschaft wirkt die Sendung wie eine Insel. Behäbig bahnt sich zum Start der Folgen eine betagte Schmalspurlok der Museumsbahn Ochsenhausen-Warthausen in Oberschwaben zu den Jazz-Klängen von „Sentimental Journey“ ihren Weg, ruhige Kameraeinstellungen prägen das Bild. Das Publikum ist meist älter, doch die Serie genießt Kultstatus - und hat sogar einen Fan-Club. „Dampflokomotiven üben eine ungeheure Faszination aus“, sagt der Fernsehmann, der von Beginn an auch als Autor und Redaktionsleiter agierte. Eisenbahnen seien nicht nur Transportmittel, sondern auch Spielzeug und Leidenschaft. Bei vielen seien sie mit Erinnerungen und Emotionen verbunden. „Wir treffen einen Nerv mit dieser Serie.“ Stoff für weitere Filme gebe es genug. „In Deutschland existieren rund 100 Museumseisenbahnen, weltweit sind es Tausende.“ Die Bahnen und ihre Geschichte sowie die jeweilige Region und ihre Menschen zu zeigen, das sei die Stärke der Sendung. Mit der Bahn entstehen so Reisereportagen. Und auch Modelleisenbahnen werden porträtiert.

Kritiker bemängeln gelegentlich, dass zu wenig technische Details beleuchtet werden. Doch die Redakteure wollen Fernsehen nicht nur für Experten machen. „Wir schauen uns links und rechts der Strecke um. Wir wollen die Bahn und die Gegend, in der sie fährt, unterhaltsam porträtieren“, sagt von Ortloff. „Ein Fachmagazin allein für Eisenbahnkenner wollen wir bewusst nicht sein.“ Der Zug für die Serie ist noch lange nicht abgefahren, versichert der Sender. Jährlich werden 20 neue Folgen produziert. „Und ein Ende ist nicht absehbar“, sagt die Sprecherin. Zum Jubiläum werden nun zahlreiche Spezialausgaben gezeigt. Die neuen Folgen laufen ohne Moderator. Von Ortloff ist Ende vergangenen Jahres in den Ruhestand gegangen. Er ist noch in den vielen Wiederholungen zu sehen. Daheim kümmert er sich nun um seine Modelleisenbahnsammlung.