Die grün-schwarze Landesregierung unter Ministerpräsident Kretschmann stößt bei 65 Prozent der Befragten auf Zustimmung. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (lsw) - Eine Trendwende ist nicht in Sicht: Wäre am Sonntag Landtagswahl, käme die AfD in Baden-Württemberg auf 17 Prozent. Das ist noch mehr als bei der Wahl im März. Für die CDU geht es hingegen weiter bergab.

Die Alternative für Deutschland (AfD) hat trotz interner Streitereien in Baden-Württemberg in der Wählergunst noch zugelegt. In einer gestern in Stuttgart veröffentlichten Umfrage von Infratest dimap verzeichnet sie im Vergleich zur Landtagswahl im März ein Plus von 1,9 Prozentpunkten auf 17 Prozent. Die CDU büßt einen Punkt ein und kommt nun auf ein Tief von 26 Prozent. Die Grünen bauen ihre Führungsposition um 0,7 Punkte auf 31 Prozent aus. Die SPD legt um 0,3 Punkte auf 13 Prozent zu, während die FDP 1,3 Punkte verliert und nun bei sieben Prozent steht. Die Linke erreicht drei Prozent und wäre weiterhin nicht im Landtag vertreten.

Es handelt sich um eine repräsentative Befragung im Auftrag des Südwestrundfunks (SWR) und der „Stuttgarter Zeitung“ - die erste seit der Landtagswahl. Gefragt wurde, welche Partei die Befragten wählen würden, wenn am nächsten Sonntag Landtagswahl wäre.

Die weiter steigenden Werte für die AfD kommen in einer Zeit, in der sich die Rechtspopulisten in Baden-Württemberg intern streiten. Ihre Fraktion war im Landtag auseinandergebrochen, mittlerweile streben die zwei Fraktionen die Wiedervereinigung an. Allen Anzeichen nach profitiert die Partei weiterhin von einer bundesweiten Unzufriedenheit mit der Flüchtlingspolitik in Deutschland.

Weiteres Ergebnis der Umfrage: Mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sind 80 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden. Im Vergleich zu seinem Rekordwert kurz vor der Landtagswahl hat er damit vier Punkte eingebüßt. Er ist aber nach wie vor der beliebteste Ministerpräsident Deutschlands. Eine Mehrheit von 59 Prozent plädiert dafür, dass Kretschmann Ministerpräsident bleiben und nicht als Bundespräsident nach Berlin wechseln sollte. 30 Prozent würden es begrüßen, wenn der 68-Jährige Nachfolger von Joachim Gauck würde.

Vize-Regierungschef Thomas Strobl (CDU) konnte sein Ansehen um acht Prozent auf 41 Prozent im Vergleich zur Zeit kurz vor der Landtagswahl steigern. Nach etwa vier Monaten im Amt stoße die grün-schwarze Landesregierung aus Grünen und CDU mit 65 Prozent auf ebenso hohe Zustimmung wie die grün-rote Vorgängerregierung. Dabei werden aber vor allem die Grünen positiv bewertet (62 Prozent). 40 Prozent sind mit den Leistungen der CDU zufrieden.

Nach der Landtagswahl am 13. März hatten sich alle anderen theoretisch möglichen Regierungskonstellationen zerschlagen, so dass Grüne und CDU sich zusammenraufen mussten, obwohl sie so ein Bündnis nicht angestrebt hatten. Vor allem in der CDU gab es Vorbehalte gegen das bundesweit erste grün-schwarze Bündnis. Die Umfrage zeigt nun, dass die CDU-Anhänger mit den Grünen als Partner mehrheitlich zufrieden sind (61 Prozent). Unter den Grünen-Anhängern sind aber nur 40 Prozent mit der CDU zufrieden - 49 Prozent äußern Ablehnung.

CDU-Generalsekretär Manuel Hagel sagte zum Ergebnis seiner Partei: „Wir als CDU haben natürlich einen ganz anderen Anspruch als 26 Prozent.“ Ein großes Plus sei aber nach einer so kurzen Zeit in Regierungsverantwortung nicht zu erwarten gewesen. Ministerpräsident Kretschmann warnte im „Tagesspiegel“ davor, die AfD und deren Wähler zu Rechtsradikalen zu erklären. „Wir kommen der AfD nicht bei, wenn wir sagen: Das sind Rechtsradikale.“ Die AfD sei eine Protestbewegung. Die designierte SPD-Landeschefin Leni Breymaier bezeichnete das Umfrageergebnis für ihre Partei als „noch sehr bescheiden“. „Ich stelle mich eher auf einen Langstreckenlauf als auf einen Sprint ein, die Zustimmung zur SPD im Land zu verbessern.“