Auch Winfried Kretschmann (Bündnis 90/ die Grünen) und Nils Schmid (SPD) können die Wähler online befragen. Foto: dpa - dpa

Von Laura Buschhaus

Wie stehen Sie zu dem Thema Tierversuche? Wie sieht es bei Ihnen mit der Verkehrsentlastung für Stuttgart und einer Ringautobahn um Stuttgart aus?

Die eigenen Fragen sind nicht notgedrungen jene, die eine Partei auch im Wahlprogramm beantwortet. Da sich die Bürger außerdem bei der Landtagswahl für einen einzelnen Kandidaten entscheiden müssen, kann es sehr interessant sein, wie er persönlich zu einem Thema steht. Über die Seite abgeordnetenwatch.de haben Wähler ab jetzt wie bei den beiden letzten Landtagswahlen wieder die Möglichkeit, den Kandidaten Fragen zu stellen.

„Gerade weil sich Wählerinnen und Wähler für die nächsten fünf Jahre festlegen, ist es wichtig, dass sie die Kandidierenden in ihrem Wahlkreis vorher unter die Lupe nehmen. So gehen sie gut vorbereitet ins Wahllokal“, erklärt abgeordnetenwatch.de-Projektleiter Roman Ebener.

Profile von allen Abgeordneten

Über die Postleitzahl können die Nutzer direkt zu den Kandidaten ihres Wahlkreises geleitet werden und dort bis zum 12. März ihre Frage eintippen. Alternativ gibt es ein Gesamtverzeichnis mit den Profilen von allen Abgeordneten. Unter den bereits beantworteten Fragen sehen die Nutzer auch, wie lange der Kandidat für die Beantwortung gebraucht hat.

Großes Interesse am Dialog

Die Schirmherrin des Projektes, Brigitte Lösch (Bündnis 90/ die Grünen), betont den Wert der Internetseite: „Als Landtagsvizepräsidentin unterstütze ich dieses Anliegen ausdrücklich. Unsere Demokratie lebt von Debatten und Dialogen. Daher ist der direkte Draht zwischen der Wählerschaft und ihren Vertretungen in den Parlamenten so ungemein wichtig.“

Die Dialogplattform stößt auch dieses Jahr wieder auf Interesse. Seit das neue Wahlportal gestern online gegangen ist, posteten die Nutzer bereits knapp 50 Fragen. Die Anzahl der Nutzer liegt allerdings darunter, da viele eine Frage an alle Kandidaten ihres Wahlkreises stellen. Die Kandidaten beantworteten bis jetzt fünf Fragen. Die Reaktionsgeschwindigkeit ist also noch ausbaufähig.

Ob die Antworten dem Fragesteller wirklich etwas bringen, hängt stark vom Engagement des Kandidaten ab. So ist Donate Kluxen-Pyta, CDU-Kandidatin in Stuttgart sehr knapp in ihrer Antwort („in der Tat scheint mir das Gesetzesvorhaben zur Regulierung der Werkverträge überzogen zu sein“), Daniel Renkonen ((Bündnis 90/ die Grünen) schreibt als Antwort, allerdings auf eine andere Frage, einen kleinen Aufsatz.

Für Transparenz und gegen Lobbyismus

Die Seite hat sich das Ziel gesetzt, „Transparenz zu schaffen und Lobbyismus zurückzudrängen“. Neben dem Frageforum bietet die Seite auch eine Übersicht über das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten und ihre Nebentätigkeiten. Abgeordnetenwatch.de wird von dem gemeinnützigen Verein Parlamentwatch betrieben und finanziert sich nach eigener Aussage vor allem aus Spenden, aber auch mithilfe von Dienstleistungen wie die Betreuung von Unternehmensprojekten.