Bislang bleibt es beim Traum vom Schnee: Roland Mettang steht in Mehrstetten an seinem Skilift. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Christina Peters

Mehrstetten - Roland Mettang blickt ins Tal und träumt vom Schnee. „Strahlend blauer Himmel, Pulverschnee: Das entschädigt für alles“, sagt der Skilift-Besitzer lächelnd, bevor er wieder die Stirn runzelt. „Aber wenn die Winter so sind wie es die letzten waren, dann muss man irgendwann sagen: vorbei, dicht, aus. Und so ist es schon vielen Liftbesitzern hier gegangen.“ Mettang weiß, wovon er spricht: Sein Schlepplift in Mehrstetten ist einer der wenigen verbliebenen Skilifte der Umgebung. Er kennt ungefähr ein Dutzend kleiner Lifte im Umkreis, die in den vergangenen Jahren aufgegeben wurden.

Milde Winter beschäftigen Wintersportler und Forscher im Ländle bereits seit Jahren. Laut der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) stieg die Durchschnittstemperatur im Südwesten zwischen 1906 und 2005 um ein Grad an. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden drei bis vier Grad erwartet. „Das bedeutet natürlich dann auch, dass der Schnee nicht mehr so sein wird wie jetzt“, sagt der Meteorologe Andreas Matzarakis vom Deutschen Wetterdienst. Winter voller Schneetage werden seltener. Die Schwäbische Alb könne man bereits jetzt nicht mehr als schneesicher bezeichnen, sagt Matzarakis. Und auf der trockenen Hochebene der Alb können nur die wenigsten Liftbetreiber sich leisten, wertvolles Leitungswasser als Kunstschnee zu verpulvern. „Das wäre ja Blödsinn“, ereifert sich Roland Mettang. „Wenn’s keinen Schnee hat, hat’s halt keinen Schnee.“

Wie der Großteil der rund 80 Skilifte auf der Alb entstand Mettangs Lift im goldenen Zeitalter der 1960er-Jahre, als der Skitourismus frisch boomte, der Schnee reichlich fiel und die Schwaben abends und am Wochenende in Scharen auf ihrer Alb einkehrten. „Überall ringsherum sind die Lifte aus dem Boden geschossen“, erinnert sich der 56-Jährige, der das Geschäft später von seinem Vater erbte. Heute, seufzt er, fahren die Reutlinger und Ulmer statt nach Mehrstetten lieber ins Allgäu, wo die spannenderen Skigebiete locken. Mettangs kleiner Schlepplift wird im Internet dagegen liebevoll als familienfreundlich beschrieben: Er zieht Besucher nur 250 Meter lang. Nur wenige Abfahrten auf der Alb sind länger als 600 Meter.

Anschluss verpasst

Gegen die Skigebiete im Allgäu ankommen will der hauptberufliche Elektromeister gar nicht unbedingt. Seine Piste bietet Wochenend- und Ferienbetrieb für Kinder aus der Umgebung, Lift und Hütte betreiben er und seine Frau in ihrer Freizeit. Der Lift müsste fast nur seine eigenen Kosten tragen, rund 800 Euro für Wartung und TÜV, Arbeitszeit nicht einberechnet. Doch immer öfter wird auch das zum Glückspiel: „Wenn es ein guter Winter ist, verdient man damit schon ein paar Euro,“ sagt er. „Aber letztes Jahr haben wir zwei Wochen Schnee gehabt, das war’s.“

„Die Masse der Skilifte auf der Schwäbischen Alb hat einfach den Anschluss verpasst“, findet dagegen Jochen Gekeler. Er ist einer der Gesellschafter der Skiarena Holzelfingen im einige Kilometer entfernten Ort Lichtenstein. Vor knapp zehn Jahren wurden hier zwei benachbarte alte Skilifte miteinander verbunden und erweitert. Auf seiner Webseite nennt sich Holzelfingen seither stolz „das Skigebiet der Schwäbischen Alb“ und zählt nach Angaben von Gekeler mittlerweile rund 50 000 Besucher pro Jahr.

Jochen Gekeler sorgt sich kaum um das Wetter. „Dass der Klimawandel da ist und sich da was verändert, da sind wir uns alle einig“, sagt Gekeler. „Aber für die nächsten 20 Jahre haben wir keine Angst.“ Während die Lifte um Roland Mettang zumachen, musste Holzelfingen zum dritten Jahr in Folge seine Parkplätze erweitern. Einige Lifte auf der Alb seien „verstaubt und altbacken“, sagt er. Die Lichtensteiner versuchten sich stattdessen an einer Art Allgäu Light mit Après-Ski und Gastronomie. „Es ist natürlich nicht zu vergleichen mit den Alpen von den Skifahrmöglichkeiten“, sagt Gekeler. „Aber ich muss das Drumrum anbieten. Diejenigen, die das auf der Alb gemacht haben, sind auch nach wie vor erfolgreich.“

Roland Mettang will gar nicht Touristen und Partyfans aus aller Welt auf den Berg schleppen. Auf Modernisierung will aber auch er setzen: Sollte der nächste Winter etwas Geld in die Kassen spülen, will er seinen Lift überholen lassen. „Dann sind wir wenigstens in den 90er-Jahren statt in den 60ern“, scherzt er. Er will nicht aufgeben, sondern das Geschäft an seinen Sohn weitergeben. Auch den Klimasorgen trotzt er erstmal. „Ich lebe nach dem Motto: Nach sieben mageren Jahren kommen wieder sieben fette Jahre. Das hat schon in der Bibel gestanden.“