Rund 30 Familien haben den Abschied der Nürtinger Hebamme Angelika Behrens mit einem großen Picknick auf der Maille gefeiert. Zehn Jahre lang hatte die Hausgeburtshebamme Frauen vor, während und unmittelbar nach der Geburt begleitet - im vergangenen Jahr bei 60 Geburten. Künftig wird sie in der Schweiz arbeiten.

Grund für ihre Entscheidung ist der seit September 2015 gültige Vertrag zur Versorgung mit Hebammenhilfe, in dem Ausschlusskriterien für außerklinische Geburten geregelt sind. „50 Prozent der von mir im letzten Jahr betreuten Frauen fallen unter die teils unwissenschaftlichen Kriterien. Diese Frauen müssen nun in der Klinik gebären“, erklärte Angelika Behrens. Für sie sei diese Situation nicht mehr vertretbar. „Vor allem muss ich nun meine Arbeit schlechter machen als vorher.“ Es ist nicht zu erwarten, dass die 60 Hausgeburten im Jahr von der verbleibenden Kollegin im Landkreis Esslingen übernommen werden können. „Wir machen uns Sorgen um die Geburtshilfe in Deutschland, denn das Recht der Mutter auf die freie Wahl des Geburtsortes ist an vielen Orten nicht mehr gegeben“, sagte Sophia Kühne von der Bundeselterninitiative Mother Hood. „Auch Familien, die sich für eine Geburt im Krankenhaus entscheiden, sind vom Hebammenmangel betroffen.“ Die Bundeselterninitiative setzt sich seit Februar 2014 für eine selbstbestimmte Geburtskultur und den Erhalt des Hebammenberufs ein. Wer sich engagieren möchte, findet Austausch in einer der Regionalgruppen von Mother Hood.

Dorothea Quast, eine Mutter, die während der Schwangerschaft und Geburt ebenfalls von Angelika Behrens begleitet wurde, schaut nach dem Abschied nach vorne: „Ja, es war ein Abschied, doch wir haben Hoffnung. Wir hoffen, dass wir lauter werden. Wir hoffen Augen zu öffnen. Wir hoffen darauf, dass Hebammen in Deutschland wieder gerne das tun können, was sie können und wollen: Menschen, Familien einen guten Start ins Leben geben.“