9.4.2016 In Berkheim haben die Erlenwölfe das Frühlingsfest eingeläutet.

 Foto: Boosz - Boosz

Von Sabine Försterling

„Ausverkauft“ - das war das Wasen-Opening in Berkheim auch in seiner fünften Auflage. Beim Einlass um 17.30 Uhr hatte sich am Samstagabend vor der Osterfeldhalle bereits eine über 100 Meter lange Schlange von Partybegeisterten in Dirndl und Lederhose formiert. Seit Dienstag hatten sich über 70 Ehrenamtliche von der Narrenzunft Erlenwölfe wieder mächtig ins Zeug gelegt, um mit Holzlauben aus Schwartenbrettern eine authentische Bierzelt-Atmosphäre zu schaffen.

Die Veranstaltung eine Woche vor Eröffnung des Frühlingsfests auf dem Cannstatter Wasen hat laut Marco Di Pilla, dem zweiten Vorsitzenden des Vereins, inzwischen Kultstatus erreicht. Das habe er sich anfangs nicht im Traum vorstellen können. Mehr als 30 Prozent der 1200 Gäste kämen inzwischen aus dem Großraum Stuttgart.

Tracht muss sein

Und der Trend zur Tracht ist ungebrochen. Andreas Trillmann hat seine Lederhose zugegebenermaßen erst wenige Tage zuvor gekauft. Der 55-Jährige ist zum ersten Mal beim Wasen-Opening, gemeinsam mit zehn Kumpels, die ihm davon vorgeschwärmt haben. Seine Ehefrau habe nicht das passende Dirndl im Kleiderschrank, daher sei sie zuhause geblieben, erklärte der Biker mit einem Augenzwinkern. Übrigens habe er Lederhosen auf Wunsch seiner Mutter als Kind tragen müssen und sei von seinen Mitschülern in der Schule deswegen ausgelacht worden. Das ist nun aber anders: Trillmann will mit seinen Freunden einfach feiern. Auf dem Wasen sei es in den Bierzelten aber immer rappelvoll und vor allem unpersönlich.

Dennoch ersteigerte der 55-Jährige gleich zu Beginn zwei VIP-Karten für die Loge im Grandls Hofbräu Zelt und einen Gutschein für ein Dirndl für seine Ehefrau.

Wie jedes Jahr haben die Erlenwölfe wieder für die gute Sache die Werbetrommel gerührt und auch in die eigene Tasche gegriffen. So kamen insgesamt 1000 Euro für das Sozialprojekt „Flammende Herzen“ zusammen. „Das ist eigentlich eher meine Musik“, freute sich der Biker mit Irokesenschnitt, als DJ Wolfgang einen Titel von der Hardrock-Band AC/DC auflegte. Kaum dröhnten die Bässe aus den Lautsprecherboxen, standen die Partygänger auf den Bierbänken. Die Stimmung kochte, es herrschte schweißtreibende Enge. Dirndls in allen Variationen und kunterbunten Farben wurden gesichtet.

Tatjana Bernhard aus Wernau hat sich hingegen für ein schwarzes mit Stickerei entschieden. Das trage sie auch manchmal im Urlaub im Allgäu, meinte die 24-Jährige, die in Berkheim einfach Party machen will. Gegen 20 Uhr wummerte buchstäblich der „Herzschlag“ als Ankündigung durch den Saal und das Württembergische Hofbräu-Regiment marschierte in Uniform, Pickelhaube und mit Gewehren ein. In der ersten Reihe vor der Bühne flippten die Mitglieder des Fan-Clubs der Coverband aus. „Die musikalische Bandbreite vereint Jung und Alt“, meinte Michael Gillich alias Württi Württemberg. Der Vorsitzende ist aufgrund seines Spleens für das Königshaus auf das Regiment gestoßen, das alles Militärische aufs Korn nehme - so sagte er. Die Fans der Hausband von Wasenwirt Hans Peter Grandel folgen den Musikern übrigens auf ihrer Tournee bis nach Holland.

Und während auf den Bierbänken der Bär steppte, gingen es andere wie Heike und Matthias Ulrich, die vergangenes Jahr bis Mitternacht gefeiert hatten, zunächst einmal im Dirndl und der Krachledernen gemütlich an.