Foto: dpa - dpa

Von Andreas Öhlschläger

Kaiserslautern – Nein, normal ist das nicht. „Normal ist ein Trainerwechsel, wenn du ganz unten stehst“, sagt Florian Klein, der Rechtsverteidiger des VfB Stuttgart. Als Jos Luhukay am Donnerstag frustriert  den Bettel hinschmiss, stand der VfB im Klassement der 2. Fußball-Bundesliga auf Platz neun, mit nur einem Punkt Rückstand auf den Tabellendritten und Mitabsteiger Hannover 96. Jetzt, nach dem 1:0 (0:0)-Sieg beim tief gefallenen Traditionsclub 1. FC Kaiserslautern, stehen die Stuttgarter auf Rang vier.

„Es war sehr wichtig, zu gewinnen“, sagt Klein. Eine Pleite in der Pfalz hätte aus der Rücktritts-Posse der vergangenen Tage nämlich eine echte Krise gemacht. Dann wäre die Mannschaft von Interimstrainer Olaf Janßen ins untere Drittel der Zweitliga-Tabelle hineingerutscht und hätte vor der schweren Heimaufgabe morgen (17.30 Uhr) gegen den Spitzenreiter Eintracht Braunschweig enormen Druck verspürt.

Klein, der österreichische Nationalspieler, spricht von einem „sehr schwierigen Spiel. Die haben alles gewonnen“. Ja, fünf Partien, 15 Punkte – die Eintracht hat einen Traumstart in die Saison hingelegt und damit klar gemacht, dass sie zu den Hauptkonkurrenten des VfB beim Kampf um den Aufstieg gehört. Die Stuttgarter wollen nach dem bitteren Abstieg gleich zurück in den Kreis der deutschen Eliteclubs. Dank des Sieges in Kaiserslautern ist bei den Profis im weiß-roten Trikot wieder die Zuversicht in den Vordergrund gerückt. Braunschweig steht natürlich als hohe Hürde da, aber: „Es ist für uns die Chance, den Abstand zu verkürzen“, sagt Klein.

Nur ganz kurz blieb nach dem Erfolgserlebnis in der Pfalz also Zeit, „das Gefühl zu genießen, dass wir in eine schwierige Woche so gut gestartet sind“. Am Freitag steht schließlich noch die Reise nach Bochum an. Dann wahrscheinlich mit einem neu verpflichteten Cheftrainer. Fürs Erste hat das Interims-Trio beim VfB unter Führung von Janßen viel richtig gemacht.

Das Gesicht der Startelf hatte sich im Vergleich zum enttäuschenden Heim-1:2 gegen den 1. FC Heidenheim deutlich verändert. Vier neue Spieler waren ins Team gerückt: der wieder fitte Timo Baumgartl statt Stephen Sama in der Abwehrmitte, der ebenfalls nach einer Verletzungspause zurückkehrende Hajime Hosogai im zentralen defensiven Mittelfeld statt Matthias Zimmermann, Kreativmann Alexandru Maxim statt Berkay Özcan (erst links, dann zentral) sowie Schlussverkaufs-Zugang Takuma Asano als rochierende Spitze neben Simon Terodde. Der Japaner kam statt des Ex-Kaiserslauterers Jean Zimmer in die Startmannschaft.

Baumgartl und Hosogai stabilisierten die zuletzt anfällige Defensive, wenn auch der Angriff des FCK keine ultimative Herausforderung darstellte. Dank Maxim und Asano wurde das Stuttgarter Offensivspiel variabler. Es gab mehr Tempo im Angriff, mehr Aktionen nach vorne.

Übergangs-Chefchentrainer Janßen genießt ganz offensichtlich das Vertrauen der Mannschaft. Man habe „reagiert wie ein echtes Team“, sagt der von Luhukay nie wertgeschätzte Maxim. „Wir haben uns gegenseitig geholfen.“ Stürmer Terodde, dem in der 52. Minute per Kopf der entscheidende Treffer gelang, sieht es genauso: „Diesmal waren wir eine Einheit auf dem Platz und mit den Fans.“ Dann bekundet er, was angesichts der hohen Qualität des Stuttgarter Zweitligakaders offenkundig ist: „Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“