21.4.2017 Der Tierschutzbund hat das Tierheim Esslingen besucht.

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Von Sabine Försterling
Lautes Hundegebell empfing Thomas Schröder und seine Begleiter. Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes (DTB) besuchte zum ersten Mal das Tierheim in Esslingen auf der Neckarinsel und wollte sich ein Bild von der Unterbringung machen. Die Gebäude sind nämlich in die Jahre gekommen. Ein Teil der Hundezwinger stammen von 1962 und die Quarantänestation für Katzen, in die jeder Neuzugang zunächst aufgenommen wird, befindet sich in einem maroden Baucontainer. Die Situation sei typisch für die Tierheime in Deutschland mit ihren existenzgefährdenden Strukturen, meinte Schröder. Die Kommunen würden sich immer weiter aus ihrer Pflichtaufgabe, der Unterbringung von Fundtieren, zurückziehen.
Und so wunderte es den Präsident nicht, dass der Tierschutzverein Esslingen ebenfalls nicht kostendeckend arbeiten kann. Es fehle über den laufenden Betrieb hinaus aber auch das Geld für notwendige Sanierungen. Davon kann der Vorstandsvorsitzende David Koch ein Lied singen und monierte: Nicht nur der Platzmangel auf der Neckarinsel sei problematisch, sondern auch die Suche nach einem Grundstück außerhalb für einen ins Auge gefassten Neubau. Ein Tierheim stelle nämlich oftmals ein Ärgernis für die Anwohner dar und die Stadt habe abgewinkt.


Ein neues Hundehaus nebst Quarantänestation für die Katzen sei aber dringend erforderlich, das bemerkte der Präsident auf seinem Rundgang alsbald. „Die teilweise schlauchförmigen Zwinger sind einfach zu klein und entsprechen auch nicht mehr den Richtlinien“, sagte die Tierärztin Katharina Pasche vom DTB, die bei Neu- und Umbauplänen von Tierheimen beratend zur Seite steht. Ein großer Hund könne sich kaum umdrehen und schlage sich beim Wedeln ständig den Schwanz an. Außerdem bestehe eine erhöhte Ansteckungsgefahr und jeder Besucher, der das Tor zu dem Bereich öffne, löse gleich ein lautes Gebell aus. Das sei auch für die Tiere stressig, da sie keine Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen. Nun soll ein Teil der Unterkünfte abgerissen werden, um Platz für 21 „Hundezimmer“ und eine neue Quarantänestation für Katzen zu schaffen.
Im geplanten Haus gibt es daher nicht nur eine mindestens insgesamt 16 Quadratmeter große Außen- und Innenbox für jeden Vierbeiner. Die Trennwände können entfernt werden, um gegebenenfalls eine gemeinsame Haltung zu ermöglichen. 1,5 Millionen Euro kostet das ambitionierte Projekt. „Eine sehr großzügige Förderung der Margarete Müller-Bull Stiftung war die Initialzündung“, sagte Koch. Land und Stadt geben nun auch ihr Scherflein bei. Es fehlen aber noch 450 000 Euro, die aus Spenden aufgebracht werden müssen. „Es handelt sich hier keinesfalls um ein Luxushotel für Tiere“, wies Herbert Lawo, Vorstandsvorsitzender des baden-württembergischen Landestierschutzbundes, angesichts der millionenschweren Baukosten hin. Es müssten nämlich erhebliche baurechtliche Auflagen erfüllt werden. Wenn alles glatt über die Bühne gehe, könne man Juni oder Juli mit Abriss und den Neubau beginnen, meinte Koch. Während der Bauarbeiten werden Hunde in 15 verbleibenden Zwingern untergebracht und auf umliegende Tierheime verteilt. Der Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins hat einen Traum: Die nichtabgerissenen Zwinger könnten in eine Quarantänestation für Hunde umgebaut werden. Schröder versprach, 50 000 Euro für den laufenden Betrieb locker zu machen.

Der Tierschutzverein Esslingen freut sich über Spenden auf das Konto DE41 6115 0020 0102 5049 23 mit dem Vermerk „Neubau Hundehaus und Quarantänestation“.